Arnd Teiche (54)
Kohlenhändler | Prenzlauer Berg
Auf dem Schrank steht neben einem Anthrazitklumpen und rußigen Arbeitshandschuhen ein Fläschchen „Knappentrunk", der Kräuterlikör der Bergleute. Kaffee trinkt Arnd Teiche aus der Tasse vom Kohlelieferanten Rheinbraun. Die Stullen, die er dazu isst, hat er sich zu Hause geschmiert. Der Knochenjob, den der gebürtige Berliner zusammen mit vier Mitarbeitern stemmt, kostet jede Menge Energie. Der Inhaber des Brennstoffhandels Helmut Braun an der Greifswalder Straße ist einer der letzten Kohlenhändler der Hauptstadt. In den 80ern hat der gelernte Baumaschinist auf dem Bagger gesessen und Marzahn mit aufgebaut. „Eine schöne Zeit", sagt er. In den 90ern stieg er ein in die Kohlenbranche. Das waren goldene Zeiten. Es gab Arbeit ohne Ende. Ausgeliefert hat er bis Mitternacht. Auf dem Rücken trug er bis zu 100 Kilo. Sein Rekord: 125 Kilo. An der Wand hängen Fotos von ihm in Aktion. Eines zeigt ihn mit Udo Lindenberg, den er auf einer Tour getroffen hat. Heute kümmert sich „der schwarze Mann" auch um den Bürokram. An der Wand stehen neben einer antik anmutenden Kohlepuppe Zierbriketts, die an Jubiläen erinnern. Zum Beispiel an die Fußballweltmeisterschaft 1974 oder an 150 Jahre Bergbau. Wie lange es noch weitergeht, weiß er nicht. Nach dem Mauerfall gab es noch fast eine halbe Million Wohnungen mit Ofenheizung. 2010 waren es nur noch 30.000.