Vegane Ernährung ist längst weit mehr als nur eine Modeerscheinung. Walaa und Tobias Klever haben dies schon früh erkannt und sich mit ihrem Konzept „World Food Trip" selbstständig gemacht. Nach ersten mobilen Verkaufsstellen gibt es nun auch eine feste Anlaufstelle.
Zum ersten Mal nahm ich „World Food Trip" vergangenen Sommer zur Kenntnis. Mir fiel auf, dass nur wenige Meter von der Christkönigkirche in St. Arnual, gleich beim Biomarkt, ein sogenannter Foodtruck steht. Die ganze Woche über. Und immer standen da jede Menge Leute. Ich hielt an und probierte zwei, drei Gerichte. Alles sehr lecker. Bei einem kleinen Plausch mit dem jungen Mann, der mir das Essen zubereitete, hörte ich, dass er zum Jahresende ein Restaurant in Blieskastel eröffnen wird. Also fuhr ich nach dem Jahreswechsel in die kleine Barockstadt im Bliesgau, um mir das mal genauer anzuschauen.
Bei „World Food Trip" gibt es veganes Essen. Es ist eine kulinarische Weltreise durch ferne Länder ohne Tierleid, wie die Betreiber betonen. Doch wer steckt hinter dem Konzept? Walaa und Tobias Klever gründeten 2014 „World Food Trip". Kennengelernt hatten sie sich im „Haus Sonne" in Walsheim im Bliesgau. Die Dolmetscherin für Ägyptisch-Spanisch machte dort ein freiwilliges Soziales Jahr, der Heilpädagoge befand sich in der Ausbildung. Tobias Klever erinnert sich zurück: „Es ist einfach schön zu erleben, wenn Lebensmittel von so einer Einrichtung selbst produziert werden. Es überzeugte uns, das eigene Brot zu essen, das Gemüse sowie die Kartoffeln aus der Gärtnerei, viele Biozutaten. Uns beeindruckte, wie nachhaltig dort produziert wurde. Es hat uns beide in unserer ganzen Sicht auf die Welt sehr verändert und geprägt!"
Veganer aus Überzeugung
Schnell kam die Idee, etwas Ähnliches anzubieten und sich selbständig zu machen. „Wir hatten anfangs einen T2 Bulli von VW, mit dem wir viel reisten. Und wir stellten fest, das Auto lacht die ganze Welt an, und die Welt lacht zurück. So reist es sich gern, wenn Du überall willkommen bist." Perfekt also auch für einen beruflichen Start. Tobias Klever lebte schon seit einigen Jahren vegan. Es machte ihm einen Riesenspaß, täglich etwas Buntes zu kochen, mit Rezepten aus der ganzen Welt. Er investierte sehr viel Zeit, um ein Konzept zu entwickeln, Essen auf Veranstaltungen zu verkaufen. Dieser Gedanke wurde sein Lebensantrieb. Er hatte etwas Geld gespart, um sich alle Utensilien für ein Gastronomiekonzept kaufen zu können.
Und so legten sie nach Abschluss seines Studiums und ihres Sozialen Jahres los. In Blieskastel mieteten sie 2015 ein leeres Restaurant. Dort wurde aber nur gekocht und die Büroarbeit erledigt. Verkauft wurde mit VW-Bus und Kochzelt.
Ein neuer Bus musste her – rundlicher, in Retro-Optik, der an einen alten Wohnwagen erinnert. Damit tingelten sie los. St. Johanner Markt, montags, mittwochs, freitags. Veranstaltungen am Silo, abends, in Saarbrücken. Und, und, und ... Am Wochenende folgte das Hauptgeschäft dank großer Veranstaltungen oder Cateringaufträgen.
Dann kam die Idee auf, sich vor dem Bioladen in Blieskastel zu platzieren. Schon der erste Tag war ein voller Erfolg. Aus einem Tag wurden drei, die restlichen Tage brauchten sie für andere Veranstaltungen. Sie waren überrascht, wie gut das klappte. Nachdem sich der Erfolg in Blieskastel nachhaltig bestätigte, fand man dann 2017 den Standort in Saarbrücken.
In den nächsten Wochen werden sie zudem einen weiteren Foodtruck nach St. Ingbert neben die Stadthalle stellen. Mitte des Jahres ist ein weiterer in Saarbrücken in der Dudweilerstraße vor dem dortigen Biomarkt geplant.
Weitere Foodtrucks sind schon geplant
Seit dem 24. November vergangenen Jahres haben sie den Wagen in Blieskastel durch das erste „World Food Trip"-Restaurant mit Fair-Trade-Café im Industrie-Design erweitert. Die Speisen und Getränke sowie Café und Kuchen können aber auch weiterhin mitgenommen werden. Hier kommen regionale und biologische Zutaten aus dem Biosphärenreservat Bliesgau auf den Teller, etwa vom Biohof „Haus Sonne", und werden zu Wraps, Burgern, Salaten, Suppen, Currys und vielem mehr verarbeitet.
Wir sitzen im Restaurant in Blieskastel mit den hellen Möbeln und dem Industriecharme. Für einen Nachmittag mitten in der Woche ist es gut gefüllt. Manche Gäste kommen, um einen Kaffee mit selbst gebackenem Kuchen zu genießen, andere, um etwas Warmes zu essen. Auf meinen Wunsch hin, die Vielfalt der Küche kennenzulernen, servieren mir die Betreiber einen Hot Mexican Burger. Dieser besteht aus einem Olivenöl- oder Vollkorn-Brötchen von Bäcker Micho aus Gersheim. Mit regionalem Mehl sowie mit einem Seitan-Patty, veganem Cheddar, Salat, Gurken, Mais, Jalapeños und Zwiebeln. Die Inspiration für diesen Burger stammt von den Beduinen in der lybischen Wüste, gewürzt ist er mit Koriander, Salsa und Avocado. Walaa Klever ist Ägypterin und kennt sich mit der nordafrikanischen Küche gut aus.
Außerdem probiere ich den Inka-Wrap, ein hausgemachtes Hanfbrot aus Weizen- und Hanfmehl mit Süßkartoffeln. Diese wurden schon in der Inka-Kultur angebaut. Dazu Salat, Gurken, Mais, Karotten, Rucola und einer Soße nach Wahl, etwa Aioli, Sesam, Smokie, Ketchup, Salsa – alle sind hausgemacht. Und an kalten Tagen wärmt eine heiße Suppe. Etwa eine Rotkohl-Fenchel-Suppe mit Granatapfel-Walnuss-Topping und hausgebackenem Fladenbrot.
Allen am Tisch hat es sehr gut geschmeckt, ein Freund von mir fuhr am nächsten Tag mit seiner Frau gleich wieder nach Blieskastel zum Essen.
Vieles hat sich auf unserem Speiseplan verändert in den vergangenen Jahren. Die vegetarische und vegane Abteilung hat sich dabei stetig vergrößert. Auch mir als Flexitarier kommt so ein wohlschmeckendes Angebot entgegen, ist doch Abwechslung mein oberstes Prinzip bei meinen Nahrungsmitteln. Vor allem, wenn es so gut schmeckt wie hier und dabei so sorgfältig auf die Qualität der Lebensmittel geachtet wird …