Die Tourismusmesse ITB in Berlin (7. bis 11. März) zeigt wieder einmal, wohin die Reise geht. Man will schnell am Ziel sein und vor allem dann auch schnell wieder daheim. Die Messe stellt ganz neue Techniken des Reisens vor, aber auch traditionsreiche Ziele im Partnerland Mecklenburg-Vorpommern.
Das Wesentliche an der Urlaubsreise ist seit über 100 Jahren gleich geblieben: Der Reisende sucht die Ferne und die Abwechslung von seinem Alltag: Sonne, Berge und Meer. Und der Ort soll auch etwas hermachen: Man will schließlich nach der Rückkehr, oder auch schon während der Reise, damit angeben können, früher per Postkarte, heute per Whatsapp.
So ist der Ostseestrand von Mecklenburg-Vorpommern eine der beliebtesten Urlaubsgegenden Deutschlands. Bereits zur Kaiserzeit waren die Strandpromenaden der „Kaiserbäder“ Ahlbeck, Heringsdorf und Bansin Orte, wo jeder Berliner, der etwas auf sich hielt, Urlaub machte, der Kaiser inklusive. Künstler und Bohemiens waren Vorreiter, wie in Ahrenshoop, wo eine ganze Künstlerkolonie entstand. An die gute alte Zeit erinnern noch heute Gründerzeitbauten von Hotels, Badeanstalten und Seebrücken, die Hunderte Meter ins Meer hineinragen.
In den vergangenen Jahren hat der Tourismus an der 1.900 Kilometer langen Ostseeküste Mecklenburg-Vorpommerns wieder etwas an die alten Zeiten anknüpfen können. Die Insel Usedom und die Halbinsel Fischland-Darß-Zingst sind beliebt, nicht nur, aber vor allem bei Familien. Vergangenes Jahr zählte das Bundesland rund 30 Millionen Übernachtungen, mehr als dreimal so viel wie 1992. Was allerdings auffällt: Es sind vor allem Deutsche, die an der Ostseeküste Urlaub machen. Der Anteil der ausländischen Urlauber liegt bei nur fünf Prozent – viel weniger als in anderen Urlaubsregionen Deutschlands, wo der Anteil der Ausländer teilweise über ein Viertel beträgt.
Etwas mehr Gäste aus dem Ausland hätte man also schon ganz gerne. Man wolle die „gastfreundlichste Urlaubsregion Deutschlands“ werden, so der Präsident des Landes-Tourismusverbandes, Wolfgang Waldmüller. Es gehe um eine neue Qualität des Tourismus, vor allem mehr Internationalität wolle man, sowie Vernetzung, „Digitalität“ und Innovation (was auch immer das heißen mag).
Mit 1.000 Sachen durch die Röhre?
Unlängst hat er sogar eine Initiative für mehr „Tourismusbewusstsein“ gestartet. Denn Tourismus als Wirtschaftsfaktor bringt zwar Jobs und Umsätze, gerade in den Hafenstädten und an der Küste. In Mecklenburg-Vorpommern hat das Gastgewerbe immerhin 131.000 Arbeitsplätze geschaffen, bei einer Bevölkerung von gerade mal 1,6 Millionen. Aber dem Jobwachstum sind Grenzen gesetzt. Und da kommt das Hinterland ins Spiel: So werden Flussfahrten auf gecharterten Hausbooten zunehmend beliebt. Die Mecklenburgische Seenplatte um die Müritz, Deutschlands größtem Binnensee, ist ein Traumziel für sanften Tourismus. „Man hat Ruhe und frische Luft und diese beiden Dinge wirken wie Wunder“, schrieb einst schon Theodor Fontane an seine Frau. Das gilt auch heute noch, 150 Jahre später.
Aber Tourismus hatte immer schon zwei Gesichter. Neben Natur, Ruhe und Idylle einerseits geht es immer auch um Sensation, Geschwindigkeit und Zeitersparnis andererseits. Auf der ITB in Berlin werden einige neue Möglichkeiten des Reisens präsentiert: Der Volocopter und der Hyperloop sind zwei Transportmaschinen, die eine völlig neue Fortbewegung versprechen. Man kommt nicht nur schneller an, das Reisen selbst ist schon ein Erlebnis für sich.
Beim Volocopter handelt es sich um ein Fluggerät, dessen Kabine mit der eines Helikopters vergleichbar ist, der aber, wie man es von Drohnen kennt, über 18 kleine, mit Elektromotoren betriebene Rotoren verfügt. Assistenzsysteme erlauben es angeblich jedem, nach schneller Einweisung den Volocopter zu fliegen: Er sei sehr leise, kostengünstig und einfach per Joystick zu steuern. Die Energie reicht für etwa eine Stunde Flugdauer, dann ist der Akku leer. Die Start-up-Firma hat das Fluggerät vergangenes Jahr bereits in Dubai getestet und verspricht mit ihm eine Lösung heutiger Mobilitätsprobleme. Vor allem Staus und verstopfte Brücken ließen sich damit einfach überfliegen. Das „erste autonome Lufttaxi der Welt“ schwärmen die Entwickler aus Karlsruhe. Die Zulassung für Testflüge haben sie schon in der Tasche. Sollte so etwas erlaubt werden, wird eine völlig andere Form des Reisens möglich, wenigstens für Kurzausflüge.
Fliegend durch die Röhre – das ist das Prinzip eines anderen, ebenso revolutionären Fluggeräts, um das es auf der ITB gehen wird. Der Hyperloop ist quasi eine Kombination aus Transrapid und Rohrpost: Kabinen für 28 Passagiere sollen durch Röhren schießen, in denen die Luft bis nahe an ein Vakuum herausgepumpt wurde, um den Luftwiderstand zu reduzieren. So sollen sie eine Geschwindigkeit von über 1.000 Kilometer in der Stunde erreichen. Viel schneller als die Bahn und umweltfreundlicher als das Flugzeug, verspricht der Propagandist des Hyperloop, der umstrittene südafrikanisch-amerikanische Zukunftsunternehmer und Marketingprofi Elon Musk.
Natürlich soll das ganze umweltfreundlich sein, darum fehlt bei Darstellungen und Simulationen nie die Solarzelle, mit der das Verkehrssystem betrieben werden soll. Kritiker müssen allerdings noch überzeugt werden, so bezweifeln einige die Sicherheit des Systems, denn bei einem Unfall, etwa einem Erdbeben, ist ein Entkommen aus der festen Röhre schwierig. Aber das ficht die Leute um Musk nicht an. Teststrecken gibt es bereits in Kalifornien und in Nevada. Auch für Europa sind schon einige Ideen geäußert worden, darunter ein Kreisverkehr durch ganz Deutschland und eine Verbindung von Wien nach Bratislava. Im vergangenen August erreichte ein Hyperloop in einem Test eine Geschwindigkeit von 324 km/h. Immerhin, schon mal ein Anfang.