Am 24. und 25. März treffen sich wieder viele Naturbegeisterte an der „Jungholzhütte" zum Bärlauchfest in Bebelsheim. Bei Musik und einem kleinen Markt mit Händlern, die die Jungholzhütte beliefern. Die meisten von ihnen stammen aus der Biosphärenregion Bliesgau.
Seit 2003 betreiben Katja und Peter Gaschott ihre „Jungholzhütte". Mittlerweile unterstützt die beiden noch ihr Sohn Yannik in der Küche. Es ist eine ganz besondere Hütte, wie ich feststellte. Im März findet wieder das beliebte Bärlauchfest statt. Peter Gaschott erinnert sich an die Anfänge: „Das Fest entstand aus Bärlauchwanderungen, die wir anfangs organisierten. Anfang 2004 starteten wir damit. Wenn man nach unseren Ansprüchen so eine Hütte übernimmt, will man nicht nur Bratkartoffeln und Bier verkaufen."
Peter Gaschott wollte den Besuchern auch die Region näherbringen. Dabei fiel ihm auf, dass Bärlauch immer wieder nachgefragt wurde. „Also wanderten wir durch die Region. Diese Wanderungen waren schon bald regelmäßig überbucht. Es waren eher schon Prozessionen durch den Wald", erzählt der Hüttenwirt lachend. Das Bärlauchfest sollte zunächst als kleines Fest nur mit Lieferanten stattfinden. „Um die Hütte gab es einen Landmarkt, und wir kochten dazu. Doch es lief gleich aus dem Ruder, hat gigantisch eingeschlagen. Mittlerweile kommen an diesem Wochenende mehr als 1.000 Leute. Es gibt die unterschiedlichsten Produkte aus der Region. Alle wollen ihren Beitrag zum Thema Bärlauch leisten."
Doch warum so ein Aufhebens um das Wildgemüse? Bärlauch, auch „wilder Knoblauch" genannt, war einst die erste Nahrung der aus dem Winterschlaf erwachten Bären. Er reinigt Adern und Blut, gleicht den Blutdruck aus, hilft gegen Verkalkung, ist gut für die Leber, den Magen und den Darm und gehört deshalb für viele Menschen auf den Speisezettel. Bärlauch ist eine mehrjährige krautige Pflanze, die Wuchshöhen von etwa 20 bis 50 Zentimeter erreicht. Diese hat grundständige, langgestielte Laubblätter mit lanzettförmigen Blattspreiten, die jeweils zwei bis fünf Zentimeter breit sind. Der Bärlauch blüht mit weißen, sternförmigen, dreizähligen Blüten mit je sechs gleichgestalteten Blütenhüllblättern, Tepalen genannt. Sein Geruch ähnelt dem Knoblauch, ist aber weniger stark ausgeprägt. Er blüht von April bis Juni, und mit der Blüte endet die Erntezeit. Als typischer Frühblüher beendet der Bärlauch seinen Wachstumszyklus Ende Mai nach dem Abblühen, und die Pflanze zieht wieder in die Erde ein.
Bärlauch kommt wild in fast ganz Europa in schattigen Auen und Auwäldern, sowie besonders an Laubwaldhängen vor, ist aber mittlerweile auch vielfach in Gärten in Kultur anzutreffen. Er ist ein Nährstoffzeiger, schätzt tiefgründige und humose, lockere, anhaltend feuchte Lehmböden und meidet Sandböden, seine Vorkommen stehen oft ausgedehnt und dicht. Viele Köche ersetzen in dieser Zeit den Knoblauch durch Bärlauch, sodass er viele Gerichte begleitet. Probieren Sie es doch einfach einmal aus. Lassen Sie Ihren kreativen Kochfantasien freien Lauf und binden Sie den Bärlauch in Ihre Rezepte der nächsten Monate ein. Inspirationen können Sie sich beim Bärlauchfest in Bebelsheim holen.
Zahlreiche deftige Spezialitäten aus der Region
Peter Gaschott ist in seinem „echten" Beruf Leiter des Amtes für Öffentlichkeit der Stadt St. Ingbert. Eigentlich Arbeit genug. Doch Katja und Peter Gaschott lieben auch die gute Küche der Großregion. In den vergangenen Jahrzehnten unternahmen sie gerne Expeditionen ins Pfälzer Bergland oder in die Vogesen. Auf den Hütten und Ferme-Auberges wird dort eine sehr regionale Küche zelebriert, die es oft nur in dieser Gegend gibt. Aber wie kamen sie an die „Jungholzhütte"? Peter Gaschott lacht. „Das fing ganz verrückt an. Wir waren viel unterwegs. 2003 hörten wir, dass die ‚Jungholzhütte‘ zum Verkauf steht. Eigentlich hätten wir es wissen müssen, unsere Pferde standen nur ein paar Meter weiter auf dem Grenzlandhof. Bei einem guten Rotwein hatten wir dann die verrückte Idee, die Hütte zu kaufen. Im Jahre 2003 haben wir eröffnet. Wir mussten viel lernen, wir kamen ja nicht aus der Gastronomie. Doch wir wussten, was wir wollten. Das haben wir auch Schritt für Schritt umgesetzt."
Katja und Peter Gaschott suchten sich die richtigen Partner, vor allem aus dem Bliesgau. Das Rindfleisch etwa beziehen sie von Edgar Sander, der die Hochlandrinder im Grumbachtal hält. Das Schweinefleisch kommt von Thomas Petermann aus Oberwürzbach, die Milchprodukte vom Biohof Wack bei der Bliesgaumolkerei. Das Brot erhalten sie von Stefan Anstadt aus Assweiler oder von der Bäckerei Ackermann aus Bliesmengen-Bolchen.
Die Hütte ist rustikal, im Winter brennt der Ofen. Die Tische sind eher lang, Neuankömmlinge setzen sich dann einfach dazu. Manche haben sich so kennengelernt, im Lauf der Zeit entstanden Freundschaften in der Hütte. Die Grenze ist nicht weit weg. Auch viele französische Familien haben die „Jungholzhütte" in ihr Herz geschlossen. Wenn Freunde Peter Gaschott vorhalten, er hätte ja kein freies Wochenende mehr, entgegnet er, er habe die Wochenenden, die er will.
Mittwochs gibt es in der „Jungholzhütte" ganz besondere Hausmannskost. Typische Gerichte, wie sie die Großmutter schon kochte. Bei meinem Besuch stand „Rostige Ritter, Vanillesoße mit Kartoffelsuppe" auf der Karte. Katja Gaschott erklärte: „Meine Mutter hat sie schon so gemacht – mit Milchbrötchen, Paniermehl, in Milch eingeweicht, mit Zucker und Zimt." Auf der Mittwochskarte, die immer für zwei Monate erstellt wird, las ich aber auch: Eintopf mit Wirsing, Dörrfleisch, saure Bohnen, Püree und „Grumbeerkichelcher", Kartoffelpuffer mit Apfelmus und Suppe.
Es hat wunderbar geschmeckt, die Portionen waren mehr als gut gemeint. Die Kartoffelsuppe wurde in einer großen Terrine auf den Tisch gestellt. Himmlisch!
Übrigens: Gerichte unserer französischen Nachbarn werden hier ebenso gekocht. Ich fand etwas, das ich nicht kannte: „Roigabrageldi". Nie gehört! Peter Gaschott stellte es mir vor: „Das gibt es im elsässischen Münstertal in fast jeder Ferme-Auberge. In einem riesengroßen Bräter werden schichtweise Zwiebeln, Speck und Kartoffeln vorbereitet. Es wird ordentlich gewürzt, auch mit Muskat. Ein deftiges Gericht! Dann kommt es in den Backofen und zieht lange. Eine halbe Stunde, bevor es fertig ist, werden Kasseler draufgelegt. Das Aroma geht in die Kartoffeln, der Geschmack ist unvergleichbar."
Dieses interessante Gericht gibt es allerdings nur auf Vorbestellung und für Gruppen. Dies gilt auch für Choucroute garnie und Baeckeoffe.
Auf der Karte stehen jede Menge regionale Köstlichkeiten, deftige Genüsse, für den kleinen oder großen Hunger: Schinkenbrot, Hüttenteller (mit Leberknödel, Bratwurst, Saumagenwurst, Püree, Sauerkraut), Saumagenwürste (mit Püree und Kraut), Ziegenfrischkäse und Quark (mit Rösti-Taler oder Bratkartoffeln und Salat), hausgemachte Bauernbratwurst (mit Bratkartoffeln und Salat) oder auch Kastanien-Saumagen (mit Bratkartoffeln und Salat). Natürlich gibt es auch vegetarische Gerichte und noch viele weitere regionale Spezialitäten. Guten Appetit!