In einigen Ländern gehören Po-Auffüllungen zum schönheitschirurgischen Alltag. Mittlerweile werden sie auch von deutschen Ärzten angeboten. Solche Eingriffe sind mit Risiken verbunden. Außerdem gibt es nachhaltigere Wege zum knackigen Gesäß.
n Brasilien sind sie längst Alltag: Korrekturen am Popo. Das Gesäß steht dort mittlerweile mehr im Fokus als die Brust, berichtet Torsten Kantelhardt, Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie (DGÄPC). Auch in Deutschland bieten viele Kliniken und Privatpraxen Po-Vergrößerungen an. Die vermeintlich schnelle Lösung gibt es allerdings nicht ohne Risiken. Und sie hat ihren Preis.
Eine gängige chirurgische Methode, das Hinterteil in Form zu bringen, ist die Auffüllung mit Eigenfett, erläutert Markus Klöppel, Facharzt für plastische und ästhetische Chirurgie aus München. Dafür entnimmt der Arzt zunächst Fett zum Beispiel aus den Oberschenkelaußenseiten. Dieses wird in mikroskopisch kleine Zellverbände zerlegt und dann ins Gesäß gespritzt.
Eine Kleinigkeit ist dieser Eingriff nicht. Mehrere Stunden verbringt der Patient unter Vollnarkose auf dem OP-Tisch. „Man muss als Nebenwirkungen mit Schwellungen, Blutergüssen, Spannungsschmerzen, Ölzysten und Infektionen bis hin zu Fettembolien rechnen“, erklärt Kantelhardt. Schmerzen treten vor allem da auf, wo das Fett entnommen wurde.
Der Körper baut einen Teil des Fettes wieder ab
Wer sich einer so großen OP unterzieht, kann frühestens nach einer Woche wieder arbeiten. Erst nach sechs Wochen darf der Körper wieder einer sportlichen Belastung ausgesetzt werden. Sich an diese Vorgaben zu halten, ist auch für das Ergebnis wichtig. Denn der Körper baut einen Teil des Fetts wieder ab. Je mehr Belastung in der ersten Einheilungsphase auf das Gewebe ausgeübt wird, desto weniger Fettzellen überleben die Prozedur, warnt Kantelhardt.
Eine so aufwendige Behandlung ist mit entsprechenden Kosten verbunden. Klöppel zufolge wird die Eigenfettbehandlung je nach Aufwand ab 3.500 Euro angeboten. „In der Regel ist ein dauerhaftes gutes Ergebnis erst nach zwei bis drei Eigenfett-Behandlungen zu erreichen“, ergänzt Kantelhardt. Kliniken im Ausland werben mit günstigeren Angeboten, vor denen Kantelhardt allerdings warnt: „Billigangebote gehen immer auf Kosten der Qualitätsstandards.“
Generell etwas günstiger ist eine Straffung des Hinterteils mit dem sogenannten Fadenlifting. Dabei schiebt der Arzt dünne Fäden unter die Haut und verankert sie dort, erläutert Hans-Peter Schoppelrey, der diese Methode im Haut- und Laserzentrum München anbietet. „Diese bilden quasi ein Gittergerüst und sorgen somit für eine Straffung“, erklärt er. Das Material, aus dem die Fäden bestehen, wird Schoppelrey zufolge vom Körper aufgenommen und regt die Produktion neuen Bindegewebes an. Bis das Ergebnis vollständig ist, dauert es allerdings bis zu einem Jahr. Und nach zwei bis vier Jahren baut der Körper die Fasern wieder ab. Die Kosten dafür liegen bei 2.000 bis 2.500 Euro.
Da solche Behandlungen in der Regel nicht medizinisch notwendig sind, trägt der Patient nicht nur die finanzielle Last, sondern auch mögliche Konsequenzen. „Ganz generell muss man sich über zwei Dinge im Klaren sein“, erläutert Gesundheitsexpertin Daniela Hubloher von der Verbraucherzentrale Hessen: „Ein medizinischer Eingriff ist eine Dienstleistung, bei der es keine Garantie auf Gelingen gibt.“ Und: Geht etwas schief, kann die Krankenkasse den Patienten in die Pflicht nehmen.
Infiziert sich etwa jemand nach einer Schönheitsoperation mit einem multiresistenten Keim und muss ins Krankenhaus, kann die Kasse den Betroffenen an den Behandlungskosten beteiligen und das Krankengeld zurückfordern.
„Bei dem Eingriff gibt es keine Garantie auf Gelingen“
Um die Risiken kleinzuhalten, sollte, wer sich so einem Eingriff unterziehen will, den Arzt sorgfältig auswählen. Der Titel „Schönheitschirurg“ etwa ist nicht geschützt. Ein Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie oder Facharzt für Plastische Chirurgie dagegen muss eine sechsjährige Zusatzausbildung absolviert und eine Facharztprüfung abgelegt haben.
Hubloher rät zu einem ausführlichen Beratungsgespräch vor dem Eingriff – nicht nur um Fragen zu beantworten. „Wichtig ist auch, zu erfahren, ob der Arzt Näheres über die Beweggründe für den Eingriff wissen möchte“, sagt sie. Stellt sich zum Beispiel heraus, dass eine gestörte Wahrnehmung des Aussehens dahintersteckt, sei das ein Fall für den Psychologen – nicht für den Chirurgen.
Aber auch wenn man tatsächlich der Ansicht ist, die eigene Kehrseite könnte besser aussehen, muss man sich nicht in die Hände eines Arztes begeben. Sport formt das Hinterteil nicht nur deutlich kostengünstiger, sondern auch ohne unangenehme Nebenwirkungen.
Gut für einen prallen wie runden Hintern ist ein Kräftigungstraining, sagt Valerie Börnström von der Fitnesskette Mrs. Sporty. „Training ist die Kosmetik von innen.“ Allerdings ist es nicht ratsam, nur den Po zu trainieren. Die Körpermitte – zu der der untere Rücken, die seitliche und tiefliegende Bauchmuskulatur und das Zwerchfell gehören – bildet eine Einheit. Geeignet ist ein umfassendes Krafttraining oder eine Kombination von Gerätetraining mit Yoga, das besonders gut die Tiefenmuskulatur kräftigt.