Seit gut einem Jahr gibt es das „Pad Thai" in Saarbrücken, und es ist längst kein Geheimtipp mehr. Wer hier einen Platz ergattern möchte, sollte reservieren. Und das lohnt sich, denn Tipphawan Tiyaprao kocht hier eine tolle thailändische Küche.
Das thailändische Spezialitätenrestaurant „Pad Thai" liegt etwas versteckt im Hinterhaus. Eigentlich kenne ich diese Räume schon etwa 15 Jahre, denn früher war ich häufiger hier. Dann gab es einen Besitzerwechsel, und in den vergangenen Jahren habe ich das Haus aus den Augen verloren. Bis mir kürzlich ein Freund erzählte, dass es im „Pad Thai" eine authentische Thaiküche gibt, die ich unbedingt einmal probieren müsse.
Gesagt, getan! Gastgeber im „Pad Thai" sind Holmer Engel und seine Frau Thipphawan Tiyaprao. Das Restaurant besteht aus einem Vorraum, einer offenen Küche und zwei Räumen für etwa jeweils 20 Gäste. Im Winter brennt der Ofen, die thailändische Einrichtung verströmt Ruhe und Harmonie.
„Vor etwa 18 Monaten reifte bei meiner Frau die Entscheidung, ein Restaurant zu eröffnen", erzählt Holmer Engel. „Damals hatten wir zwei Lebensmittelpunkte: München und Saarbrücken. Sie kochte schon immer, hat auch im Freundeskreis so manche Feier organisiert. Entsprechend haben Freunde und ich sie in ihrem Entschluss unterstützt. Wir beschlossen, in Saarbrücken ein Lokal zu suchen. Per Zufall fanden wir das Objekt in der Zähringer Straße 6. Es ist klein, versteckt und hat Charakter. Das gefiel uns. Ich kann zwar nicht kochen, dafür kümmere ich mich um die gesamte Organisation."
Eine Mittags- und eine Abendkarte
Am 14. Januar vergangenen Jahres eröffneten die beiden, und seitdem ist hier fast immer voll. Eine Tischreservierung ist unabdingbar! Das Haus hat ein kleines, aber feines Angebot, eine Mittagskarte und eine Abendkarte. Schnell sprach es sich in den umliegenden Firmen und Verwaltungen herum, dass hier gut gekocht wird. Auf der Mittagskarte gibt es im Wesentlichen ähnliche Speisen wie abends. Allerdings mit etwas weniger Dekoration, weniger Aufwand. Die Gäste können sich aber darauf verlassen, dass alles handgemacht ist. Zur Auswahl stehen zwölf Gerichte.
In Küche und Service arbeiten ausschließlich Thailänder. Wenige Monate nach der Eröffnung kam der Bruder der Köchin, der gelernte Koch Arkarachai Lersrootsakul, hinzu. Denn die Chefin brauchte Unterstützung in der Küche. Eigentlich gibt es nicht „die" thailändische Küche. Da sind große regionale Unterschiede im Norden, in Zentralthailand und im Süden. Oft sind in den jeweiligen Regionen auch Einflüsse der Nachbarländer spürbar. Außerdem gibt es noch die Tradition der Königlichen Palastküche. Mit viel Raffinesse, auch durch ihre Zubereitungsarten und die Auswahl der Zutaten, hat sie vor allem der Küche Zentralthailands ihren Stempel aufgedrückt.
Wer sich für die Thaiküche interessiert, sollte sich ein Buch zulegen: „Thai Food" von David Thompson. Erschienen im Verlag Rolf Heyne. Durch einen Zufall machte er die Bekanntschaft einer Köchin, die im Palast wohnte. Viele Jahre lernte er bei ihr thailändische Kochkunst. David Thompson schreibt in der Einleitung: „Daher stand sie in der Erbfolge der uralten Tradition thailändischer Kochkunst, in der handwerkliches Können und bis zur Perfektion verfeinerte Fertigkeiten entscheidende Faktoren waren. Die Art, wie sie kochte, verwandelte mein Verständnis des thailändischen Essens, arharn thai. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich die Thai-Küche für angenehm gehalten, aber in ihren Händen wurde das Angenehme zum Außerordentlichen." Thompson blieb 16 Jahre in ihrer Küche und schrieb dann diese Kochbibel für Thaiküche. Ein Werk, das Seinesgleichen in der westlichen Welt sucht.
Doch zurück nach Saarbrücken. Thailänder mögen Currygerichte, deren Heimat eigentlich der Süden des Landes ist. Diese Speisen enthalten oft Kokosmilch, während Currys aus dem Nordosten eher mit Limettensaft verfeinert sind. Manche Gerichte sind auch chinesischen Ursprungs, gelbes Curry aber hat seine Wurzeln in Indien und Persien.
Jedes Gericht gibt’s in verschiedenen Varianten
Ich frage Tipphawan Tiyaprao nach dem Besonderen ihrer Küche. „Meine Thaiküche ist original und frisch. Das schmeckt halt besonders. Viele thailändische Kunden bestellen auch Spezialitäten aus ihrer Region. Die koche ich selbstverständlich auch, selbst wenn sie nicht auf der Karte stehen. Da brauche ich nur etwas Vorbereitungszeit", erklärt sie, dreht sich um und rollt weiter ihre Teigtaschen.
Kommen wir zu den beiden Speisekarten. Mittags gibt es etwa selbst gerollte Frühlingsrollen, entweder vegetarisch oder mit Hühnchenfleisch. Auch zwei Suppen stehen auf der Karte, die für mich jeweils ein Hauptgang sind: Tom Yam Gung mit Limone, Krabben und Kokosmilch. Tom Kha Gai besteht aus Hähnchenfleisch, Thai-Koriander und Kokosmilch. Als Beilage gibt es zu den Suppen Jasminreis. Weiterhin finde ich auf der Mittagskarte Glasnudelsalat, drei Hähnchenspieße mit Erdnusssoße, gebratene Eiernudeln, auch eine vegetarische Variante. Pad Thai, also gebratene Reisnudeln, gibt es in drei Varianten: vegetarisch, mit Huhn oder mit Krabben. Auch zwei Currys sind dabei, einmal rot und einmal grün – mit unterschiedlichen Zutaten, etwa Schweinefleisch, Rindfleisch, Hähnchen oder vegetarisch. Dann gibt es noch gebratenen Reis in verschiedenen Variationen. Perfekt für eine kurze Mittagspause.
Die Abendkarte ist wesentlich aufwendiger. Wer mit Thailändern essen geht, wird feststellen, dass meist der Älteste am Tisch einige Vorspeisen bestellt und dann einige Hauptgänge. Es gehört zur thailändischen Esskultur, dass alle von allem probieren. Das hat den Vorteil, dass alle eine sehr vielfältige Mahlzeit zu sich nehmen können. Mit Fisch, Meeresfrüchten und Fleisch. Aber auch vegetarisch, allerdings gekocht mit sehr unterschiedlichen Zutaten. So gibt es abends auch Wan-Tan-Suppe, einen thailändischen Meeresfrüchtesalat, gehackte Entenbrust, Papayasalat, Pak Thod (frittiertes Gemüse im Teigmantel), einen thailändischen Rindfleischsalat und Thod Man Pla (Fischplätzchen im Wok ausgebacken mit Chili, Schlangenbohnen und verschiedenen Kräutern aus Thailand). Für zwei Personen empfiehlt sich eine Vorspeisenplatte mit unterschiedlichen thailändischen Spezialitäten. Zudem gibt es eine Fischkarte mit frischem Fisch nach Angebot.
Als Hauptspeisen, typisch thailändisch, stehen vier Currys auf der Karte. Die rote Version ist richtig scharf, mit roter Paste, Fischsauce, Kokosmilch, Palmzucker und Kräutern. Alle Varianten kann man mit Hähnchenbrust, Schweinefleisch, Ente, Rindfleisch, Garnelen oder vegetarisch bestellen. Die weiteren Currys sind grün, also nicht ganz so scharf, oder Massaman Curry, gar nicht scharf, sowie Panaeng Curry, eher scharf. Wer möchte, kann alle Spezialitäten sowohl mittags als auch abends mit nach Hause nehmen.
Für die Qualität des Hauses spricht, dass hier auch viele Thailänder essen. Und ganz ehrlich: Alles, was ich hier probiert habe, hat mich begeistert. Das „Pad Thai" ist unbedingt einen Besuch wert. Saarbrücken ist wirklich um ein authentisches, asiatisches Restaurant reicher.