In unserer Serie „Die sieben Naturwunder" darf auch der indonesische Nationalpark Komodo nicht fehlen. Dabei sind die urzeitlich anmutenden Riesenechsen das eigentliche Naturwunder, deren Arterhaltung als gefährdet gilt.
Mit ihrem erdbraunen Schuppenpanzer, ihren mächtigen Krallen und der tief gespaltenen Zunge könnten die drachenähnlichen Wesen direkt Steven Spielbergs „Jurassic Park" entsprungen sein. Kein Wunder, denn die Komodowarane werden häufig als die letzten überlebenden Dinosaurier bezeichnet. Obwohl sie sich erst vor vier bis fünf Millionen Jahren, wahrscheinlich im Gebiet des heutigen Australien, entwickelt hatten und die Dinos bekanntlich schon vor 65 Millionen Jahren ausgestorben waren. Von den Riesenechsen, die eine Länge von bis zu drei Metern und ein Gewicht von bis zu 80 Kilogramm erreichen können, gibt es inzwischen aber auch nicht mehr viele Exemplare auf der Welt. In freier Wildbahn kann man die Tiere nur noch auf einigen Inseln des indonesischen Nationalparks Komodo antreffen.
Obwohl sie streng geschützt sind und auf der roten Liste gefährdeter Arten stehen, nimmt ihr Bestand immer weiter ab. Dafür werden Zerschneidungen ihres natürlichen Lebensraums durch Rodungen zugunsten landwirtschaftlicher Flächen und der Rückgang der Population ihrer wichtigsten Beutetiere wie Mähnenhirschen, Wildschweine oder Wasserbüffel verantwortlich werden. Aktuelle Schätzungen schwanken zwischen rund 2.500 und 4.000 „Komodo Dragons", wie die urzeitlich anmutenden Lebewesen etwas martialisch im Englischen genannt werden. Ohne die Komododrachen, die erst 1912 durch den Niederländer Peter Antonie Ouwens, dem damaligen Leiter des zoologischen Museums von Bogor auf Java, für die Wissenschaft entdeckt wurden, würde heute wohl niemand Notiz von der Handvoll Eilanden nehmen, die zu den östlich von Bali gelegenen Kleinen Sundainseln gehören.
Der Nationalpark mit einer Fläche von 1.817 Quadratkilometern und mit den drei größeren Inseln Komodo, Rinca und Padar wurde 1980 ursprünglich nur als Schutzgebiet für den Komodowaran gegründet. Und auch die Ernennung des Parks mit seiner vergleichsweise wenig spektakulären vulkanischen Bodenbeschaffenheit zum Unesco-Weltnaturerbe im Jahr 1991 dürfte letztlich allein den Riesenechsen geschuldet gewesen sein. Daher verdankt die Inselgruppe um Komodo auch ihre Aufnahme unter die neuen sieben Naturwunder der Erde letztlich nur den hier lebenden Drachen. Ihnen ist auch das Aufblühen eines kleinen Tourismuspflänzchens zu verdanken, obwohl sich die Besucherzahlen angesichts der doch recht beschwerlichen und relativ teuren Anreise in Grenzen halten.
1991 zum Unesco-Weltnaturerbe
Innerhalb des Nationalparks leben auf gerade mal vier Siedlungen verteilt rund 4.000 Menschen in Stelzenhütten, die hauptsächlich Fischfang betreiben. Touristisch erschlossen ist eigentlich nur die 390 Quadratmeter große Insel Komodo mit etwa 2.000 Einwohnern. An deren Ostküste, in der Bucht Loh Liang, legen die Sightseeing-Schiffe an. Die Besucher werden dort sogleich von Mitarbeitern der Nationalpark-Verwaltung in Empfang genommen, weil eine Erkundung der Insel auf eigene Faust schon aus Sicherheitsgründen verboten ist. Nur in Begleitung eines Rangers, der als einzige Waffe gegen die Drachen einen gegabelten Stecken mit sich führt, darf man sich auf vorgegebenen Strecken auf die Suche nach den Riesenwaranen machen, von denen es auf Komodo letzten Schätzungen zufolge noch rund 1.700 Tiere geben soll (weitere Populationen wohl nur noch auf Flores, Rinca, Gili Motang und Gili Dasami).
Bis 1995 konnte ein Zusammentreffen mit den Riesenechsen quasi garantiert werden, weil die Ranger die Drachen mittels geschlachteter Ziegen zu speziellen Örtlichkeiten anlocken konnten. Dieses zweifelhafte Touristen-Spektakel wurde inzwischen verboten, aber auch so treiben sich immer einige Tiere wegen der Küchendüfte in der Nähe der Ranger-Station an der Bucht herum. Man sollte ihnen allerdings keinesfalls zu nahe kommen. Denn die Tiere sind gefährlich, sogar lebensgefährlich. Ob Menschen in ihr Beuteschema passen, sollte man lieber nicht überprüfen. 1974 soll ihnen ein unvorsichtiger Schweizer Tierbeobachter zum Opfer gefallen, 2007 ein indonesischer Junge an den Folgen einer Bisswunde gestorben sein. Komodowarane können ihre Beute oder auch Aas über Kilometer züngelnd orten und dann aus dem Hinterhalt angreifen. Obwohl sie messerscharfe Zähne haben, können sie aufgrund nicht ausreichender Beißkraft nur kleinere Tiere durch einen Biss töten. Große Beute bringen sie nach einer Biss-Attacke mittels eines todbringenden Cocktails aus pathogenen Bakterien im Speichel und Giftdrüsen im Unterkiefer zur Strecke.
Die Warane sind lebensgefährlich
Apropos Gift: Auch zwölf Schlangenarten, darunter Speikobra oder Kettenviper, verstecken sich in der savannenartigen Vegetation der Insel. Früher gab es in den Mangrovenwäldern auch noch Salzwasserkrokodile, die inzwischen jedoch ausgestorben sind. Weniger gefährliche Tiere, auf die man beim Rundgang auf Komodo treffen kann, sind Zibetkatzen, Javaneraffen, Makaken, Flughunde, Reinwarthühner, Gelbwangenkakadu, Weißbauch-Seeadler oder Haubenadler. Bekannt ist der Nationalpark aber auch als Taucherparadies. Deshalb wurde der Schutz auf den maritimen Bereich ausgeweitet und das bei Einheimischen beliebte Dynamitfischen, das eine verheerende Zerstörung der Korallenbänke zur Folge hatte, verboten. Inzwischen haben sich die Riffs wieder erholt, die 260 Korallen-, 70 Schwämme- und rund 1.000 Fischarten beherbergen, darunter Exoten wie Mondfisch oder Walhai (größter Fisch der Gegenwart). In den Gewässern des Nationalparks sind 17 Wal- und Delfinarten sowie zwei Arten von Meeresschildkröten heimisch.