Im kommenden Sommer dürfte es wohl kaum einen anderen Trend geben, der den Rahmen des Gewohnten so weit hinter sich lässt wie die „Bubble Skirts“, die hierzulande nur unter dem Namen Ballonkleider bekannt sind.
Tulip Skirt, Balloon Skirt, Puff Ball Skirt – Begriffe dafür, was einfach als Ballonkleid übersetzt werden könnte, gibt es vor allem in englischsprachigen Publikationen viele. Auch wenn Kritikerinnen des neuen Trends darauf hinweisen, dass Damen in diesen Kleidern eben keine sonderlich gute Figur machen, sondern eher den Eindruck vermitteln würden, sie wären in einen Ballon hineingeschlüpft, aus dem zuvor etwas die Luft herausgelassen worden sei. Aber bleiben wir mal beim Begriff Ballonkleid und fassen dessen wesentliche Merkmale zusammen: Der Rock des im Oberteil in der Regel eng geschnittenen, häufig schulterfreien und meist knieumspielenden Ballonkleids hat eine bauschige Form. Weil der Saum enger gehalten ist als der Rock, wird dieser aufgeplustert. Zur Unterstützung dieses Effekts werden Gummi- oder in der edleren Variante Seidenbänder in den Saum eingearbeitet. Es gibt allerdings auch Ballonkleid-Modelle, die bereits ab dem Hals weit und bauschig geschnitten sind.
Als Erfinder des Bubble Skirts, das auch im Französischen unter den verschiedensten Namen wie Robe boule, Jupe tulipe, Jupe boule oder Jupe ballon bekannt ist, können drei weltberühmte Designer angesehen werden, die allesamt schon in den 50er-Jahren ihre entsprechenden Entwürfe präsentiert hatten: Pierre Cardin, Christian Dior und Christobal Balenciaga.
In den 80er-Jahren wurden die Kleider (häufig aus Taft hergestellt) durch so unterschiedliche Promi-Ladys und Stilikonen wie Prinzessin Diana oder Madonna besonders populär. Vor allem die „Pouf Skirts“ von Christian Lacroix waren damals très en vogue. Danach verschwanden sie fast gänzlich von der modischen Bildfläche, um in den frühen Nullerjahren wieder aufzutauchen. Noch 2008 zeigte sich Sarah Jessica Parker im ersten „Sex and the City“-Film in einem voluminös aufgebauschten schwarz-weißen Modell.
Danach dauerte es bis zum Sommer/Herbst 2016, bis einige Designer wie Givenchy, Monse, Victoria Beckham, Louis Vuitton, Sophie Theallet oder Oscar de la Renta den Versuch unternahmen, die Bubble Dresses als Alternative zu Bleistiftröcken oder Minis wieder salonfähig zu machen.
Zuvor schon hatte sich Amal Clooney im Frühjahr 2016 auf dem Filmfestival in Cannes öffentlichkeitswirksam in einem gestreiften Bubble Skirt gezeigt – und damit Erinnerungen an Lady Diana geweckt, die an gleicher Stelle im Jahr 1987 ein ähnliches Streifenkleid getragen hatte.
In der Sommersaison 2018 meint es eine ganze Reihe von Designern mit der Renaissance der Bubble Dresses richtig ernst. Sehr zum Missfallen der meisten Fashion-Journalistinnen. Die sich darüber entrüsten mit Sätzen wie „Don’t bring back the bubble shirt“. Aber da das Kind nun mal schon in den Brunnen gefallen sei, sprich die Modelle bereits in den Nobel-Boutiquen zum Kauf angeboten würden, müsse darüber eben berichtet werden.
Dabei hat niemand so viele, teils auch wirklich wunderschöne Kreationen entworfen wie die mit ihrem Label in London ansässige Mary Katrantzou. Die gesamte Kollektion, mithin auch die Bubble Skirts, sind von idealisierten Kindheitsträumen inspiriert. Alles sehr farbenfroh und die Bubble Skirts mit großflächigen floralen Printmotiven geschmückt. Zudem haben die Kleider einen sportiven Touch und vermitteln zudem mit ihren baumelnden Schnüren einen gewissen Anorak-Flair.
Als Schöpfer in den 50ern gelten Dior, Cardin und Balenciaga
Auch bei den Bubble Skirts von Phillip Lim ist ein American Sportswear-Einfluss unverkennbar, allerdings setzt der Designer auf einfarbige Kleider. Wesentlich femininer gehalten sind dagegen die Kleider von Erdem (ebenfalls mit floraler Zierde), Saint Laurent (in ultra-mini Länge) oder Missonis leuchtend-bunte Umsetzungen. Schöne Varianten, die fraglos bestens als Cocktailkleider zum Einsatz gebracht werden können, haben auch Zac Posen, Oscar de la Renta, Asos, Victoria Beckham, Valentino, Simone Rocha, Sachin & Babi oder Emilia Wickstead in ihrem aktuellen Sortiment.
Nicht wenige Fashion-Insider vermuten, dass die den Bubble Skirts innewohnende Opulenz nur der Beginn einer Wiederhinwendung der Mode zu einem neuen Maximalismus bedeuten könnte, weil der Zeitgeist langsam genug vom Minimalismus à la Balenciaga oder Céline habe. Warten wir’s einfach mal ab.
Allerdings sollten Fashionistas auf jeden Fall bedenken, dass die Ballonkleider nicht allen Damen perfekt stehen. Zwar kann die bauschige Form etwaige Problemzonen gut kaschieren, aber dennoch sind die Bubble Skirts eher etwas für schlanke Ladys. Um Stilpannen zu vermeiden, sollten kräftiger gebaute Frauen auf jeden Fall ein Modell wählen, das mindestens bis zu den Knien reicht und vom Stoff her sehr weich fällt.