Ein Leben ohne van Gogh – das ist Ninas neues Ziel. Ein Jahr lang hat sie im Krankenhaus dessen Sonnenblumen-Gemälde angestarrt. Denn Nina ist mit gerade einmal Anfang zwanzig an Leukämie erkrankt. Hinter ihr also: ein Jahr voller Chemos, Schmerzen, Übelkeit, Bluttransfusionen, Haarausfall und dem ewigen Hähnchen-Estragon-Menü im Krankenhaus. Nur was liegt vor ihr?
Auf die Suche nimmt Autorin Catharina Junk den Leser mit. In ihrem temporeichen Roman erzählt sie von den Versuchen einer jungen Frau nach der schweren Krankheit zurückzufinden – humorvoll, schlagfertig, rotzig im Ton.
„Die Scheißkrankheit hat mir meine Unschuld geklaut. Jetzt sitze ich da, weiß nicht mehr weiter und bestehe nur noch aus Angst." Mit diesem Grundgefühl bemüht sich Nina ihren Alltag zu meistern – zieht zurück zu den Eltern, trifft alte Freunde, geht auf Partys, guckt Serien. Ihr Arzt rät ihr zu etwas Sonnenlicht und einem Freund. Der ist dann auch schnell gefunden. Doch Nina will niemanden an sich ranlassen. Zu groß ihre Angst, die eigene Krankheit und die Sorge der anderen könnten zurückkehren.
Catharina Junk wechselt in den Kapiteln zwischen Rückblenden ins Krankenhaus und dem Leben im Jetzt. Sie schreibt detailreich, authentisch und komisch.
Dass dem Leser die Hauptfigur zum Greifen nah scheint, hängt auch mit Junks eigener Geschichte zusammen. Ebenso wie ihre Heldin ist sie mit Anfang 20 an Leukämie erkrankt. Über ihren Roman hat sie gesagt, sie habe eine Geschichte erzählen wollen, in der es nicht nur darum ging, alles richtig zu machen und dadurch wieder gesund zu werden. Sondern darum, den Mut zu haben, sich auf etwas Ungewisses einzulassen (NDR Kulturjournal).
Und auch die Hauptfigur Nina wehrt sich gegen allzu gute Ratschläge, gegen Esoterik-Ratgeber, Entspannungsverfahren und die Aktivierung der Selbstheilungskräfte durch positive Gedanken. Für das Leben mit und nach dem Krebs gibt es, das macht Junk klar, keinen universellen Masterplan.