Bislang war es schwierig und unkomfortabel, unterschiedliche Smart-Home-Komponenten miteinander zu vernetzen. Neue Lösungen für eine zentrale Steuerung könnten den Durchbruch für die Verbreitung entsprechender Systeme bedeuten.
Unsere heimischen vier Wände werden sich in den kommenden Jahren immer mehr zum Smart Home wandeln. Der erste Schritt in die Welt des intelligenten Hauses ist dabei deutlich kleiner und kostengünstiger als so mancher denkt. Es gibt zahlreiche Do-it-yourself-Lösungen für den Hausgebrauch. Heizkörper etwa lassen sich mit automatischen Thermostatventilen nachrüsten. Das sind programmierbare Modelle, die über den Tag verteilt die Heizung – genau angepasst an die Ab- und Anwesenheiten der Bewohner –
regeln können. Vernünftige Geräte kosten 20 bis 30 Euro und funktionieren meist mit herkömmlichen Mignon-Batterien. Modelle, die sich zusätzlich per App über Smartphone oder Tablet steuern lassen, sind etwas teurer. Die Montage ist meist selbst für Laien ganz leicht: Das smarte Gerät kommt einfach an den Platz des klassischen Drehknopfs.
Ein weiterer Schritt zum Smart Home sind miteinander vernetzte Rauchmelder. Schmort etwa der Trockner im Keller durch, wird das Warnsignal per Funk bis ins Obergeschoss weitergeleitet und weckt die Bewohner im Schlafzimmer.
Wer noch weiter gehen will, kann – entsprechende Lampen vorausgesetzt – das Licht im ganzen Haus zentral regeln. Ebenso gibt es Rollläden, die sich je nach Sonneneinstrahlung oder per Fernzugriff über App öffnen oder schließenlassen sowie Fenster, die dank Sensoren selbsttätig lüften. Auch gibt es Kamera- und Türschließsysteme, die eine Nachricht und ein Bild aufs Smartphone schicken, wenn jemand klingelt – der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.
Dem Geldbeutel allerdings auch nicht. Will man alle Funktionen miteinander vernetzen, wird es für den Laien allerdings schwierig. Ohnehin sollte man spätestens dann den Fachmann fragen, wenn in die Elektroinstallation des Gebäudes eingegriffen werden soll.
Fehlende Standards machen Koordination noch schwierig
Das Problem: Es gibt keine einheitlichen Standards, die jeweiligen Geräte sind meist Einzellösungen. Richtig Smart wird das Zuhause aber erst, wenn die einzelnen Systeme zusammenarbeiten, also in ein Gesamtsystem integriert werden. „So nach und nach kommen Systeme auf den Markt, die mit zahlreichen unterschiedlichen Automationssystemen und Schnittstellen umgehen können. Alexa von Google beispielsweise oder Apple Home“, sagt Frederik Möllers, Doktorand am „Center for IT-Security, Privacy and Accountability“ (CISPA), dem Kompetenzzentrum für IT-Sicherheit an der Universität des Saarlandes.
Ein weiteres System, dass dieses Problem angeht, kommt von Technisat. Das Unternehmen macht den Smart-TV zum zentralen Steuerungsgerät für alle Multimedia-Anwendungen und das Wohnzimmer damit tatsächlich zur Hightech-Schaltzentrale. Über einen Receiver lassen sich per DVB-T2-Standard und Freenet-TV HD-Fernsehprogramme empfangen, per W-Lan Musik und Filme streamen und das Smart Home steuern. Möglich macht das ein sogenanntes Z-Wave-Modul im Fernseher. Z-Wave ist ein drahtloser Kommunikationsstandard, der vom Unternehmen Sigma Designs und der Z-Wave Alliance für die Heimautomation entwickelt wurde. Weltweit sind derzeit knapp 300 Hersteller mit etlichen Geräten wie den bereits oben erwähnten am Markt. Miteinander kompatible Geräte lassen sich entsprechend im Netzwerk einrichten und gruppieren und dann am Fernseher sowie per Smartphone- oder Tablet-App steuern – ganz bequem vom Sofa aus.Der Fernseher kann aber nicht nur Kontakt mit Z-Wave-Geräten aufnehmen, er dient auch als Brücke zu weiteren smarten Geräten im W-Lan-Netz. Etwa Amazons Lautsprecher Echo und Dot mit dem Sprachassistenten Alexa. So lässt sich etwa per Sprachkommando an Alexa das Licht ein- und ausschalten, die Lieblingsmusik abspielen oder eine TV-Serie aufnehmen.
Viele Systeme lassen sich nicht updaten
Wie viele solcher Systeme arbeitet auch dieses per Funk. Sie sind sehr beliebt, weil sie sich einfach installieren lassen und meist recht günstig sind, weil man keine Kabel quer durchs ganze Haus verlegen muss. Grundsätzlich können Funksignale allerdings abgefangen und ausgewertet werden, wenn sie nicht gesichert sind. Jeder kennt das vom heimischen W-Lan. Kriminelle könnten sich auf diese Weise Zugriff zum System verschaffen oder aufgezeichnete Daten ausspähen. Ob ein Produkt Sicherheitslücken aufweist oder nicht, ist für Verbraucher dabei meist nur sehr schwer zu erkennen.
Die Forscher des CISPA haben einen Versuch gestartet und sich mit Einverständnis zweier Smart-Home-Besitzer vor deren Häuser positioniert und versucht, mithilfe einer Funkantenne und eines Mini-Computers herauszufinden, was sich an Informationen abfangen lässt. „Der Masterstudent, der den Versuch gestartet hatte, konnte auf diese Weise detailliert den Tagesablauf der Bewohner nachvollziehen – ohne zu wissen, wo welche Sensoren verbaut sind“, erklärt Möllers. Beispielsweise über Temperaturwerte, die die Sensoren regelmäßig übermitteln. Wärmephasen am Morgen und Abend, wenn geheizt wurde. Kältere, wenn tagsüber niemand da war. Oder er konnte auslesen, zu welchen Zeiten in welchem Raum das Licht anging.
Im Anschluss an den Versuch beschäftigten sich die Forscher damit, wie man verhindern kann, dass solche Informationen abgegriffen werden können. „Das Offensichtlichste ist natürlich, dass man die Informationen verschlüsselt, aber das alleine reicht nicht“, betont Möllers. Denn selbst wenn die Daten nicht konkret ausgelesen werden können, lässt sich erkennen, dass Daten hin- und hergeschickt werden. Ein Indiz, dass jemand im Haus ist. Fehlt dieser Datenverkehr ist das ein Hinweis, dass höchstwahrscheinlich niemand da ist.
Für die Forscher geht es nun darum zu überlegen, wie man einerseits Aktivität vortäuschen kann – beispielsweise mit dem Senden „leerer“ Datenpakete, die von außen aber nicht als solche zu erkennen sind. Andererseits auch darum, die Batterien der Funksysteme nicht zu sehr zu strapazieren, sodass sie alle Nase lang ausgetauscht werden müssen.
Der Verband Wohnen im Eigentum empfiehlt, insbesondere beim Kauf von Funksystemen darauf zu achten, dass diese sich per Software updaten lassen, um eventuell auftretende Sicherheitslücken schließen zu können. Längst nicht alle Systeme verfügen über entsprechende Schnittstellen, auch wenn die Hersteller sensibler für dieses Thema werden. Generell glaubt Möllers, dass auch die heutigen Systeme weitgehend sicher sind – weil sie nicht so sehr verbreitet sind. „Wäre ein ganzer Block mit Hausautomationssystemen ausgestattet, würde sich das Ausspähen vielleicht lohnen. Da es aber bislang eher Einzellösungen sind, dürfte der Aufwand um das System zu knacken sehr viel höher sein, als bei jemand anderem einzubrechen, der kein entsprechendes System hat.“ Frei nach dem Motto: So lange ich sicherer bin als mein Nachbar, bin ich auf der sicheren Seite.