In den vergangenen Wochen konnte man einem Plakat, das nicht nur in der Saarbrücker Eisenbahnstraße hängt, kaum entfliehen: „Hallo Luisenviertel, Fredrik ist da!", steht drauf. Es hat seinen Zweck nicht verfehlt und unseren Gastrotester neugierig gemacht. Sein Besuch hat sich gelohnt.
Fredrik" ist ein urbaner Laden an der Ecke Keplerstraße/Hohenzollernstraße in Saarbrücken. Anders als andere, schöner als andere. Hier hat jemand seine beiden Stärken – Dekoration und Gastronomie – wunderbar in ein gemeinsames Erfolgskonzept integriert. Ich nenne das „Fredrik" bewusst Laden, denn es ist schwer zu spezifizieren. Es ist Kaffeehaus, Eisbar, Bistro und Weinlounge in einem. Und mehr. Alles ist überaus einladend gestaltet. Hier hat sich jemand die Mühe gemacht, ein unverwechselbares Unikat zu schaffen. Helle, warme Holztöne überall, Blumen, ein wundervolles Buffet mit runder Eistruhe, die als Blickfang dient. Ihr gegenüber und rechts davon stehen die Speisen – von Sandwichs bis zu warmen Speisen. Die angebotenen Kuchen, die man sich zum Kaffee bestellen kann, werden täglich selbst gebacken.
Hinter dem Konzept steht Oliver Häfele. Seit geraumer Zeit trieb ihn der Gedanke, hier sein besonderes Kaffeehaus zu schaffen. Er schaute sich im Luisenviertel um, beschäftigte sich eingehend damit. Eine Menge Studenten leben hier, die HTW ist nicht weit, ebenso die Kunsthochschule. Viele Firmen sitzen in der Nähe, auch viele staatliche Stellen: „Saarbrücker Zeitung", Sparkasse, viele kleinere Geschäfte, das Umweltministerium, das Gesundheitsamt, das Jugendamt. Ein großes Potenzial möglicher Gäste. Das bestärkte Häfele, den Laden zu mieten. Im Grunde ist er ein Tausendsassa. Seinen gelernten Beruf Dekorateur sieht man dem Laden deutlich an. Seit 19 Jahren arbeitet er mit Christoph Lange zusammen, die beiden haben sich auf die Ausrichtung von Events spezialisiert. Am Eschberg, in der Quellenstraße, haben die beiden ihre Eventlocation, das „Loft".
Geheimtipp, der keiner mehr ist
Doch auch mit Gastronomie kennt sich Häfele bestens aus. Er arbeitete unter anderem im „Studio-Theater", in der „Alex Brasserie" und im „Totzteki". Vor sechs Jahren übernahm er den „Lesepavillon" im Deutsch-Französischen Garten, dazu den Tretbootverleih im DFG. „Mein Konzept fürs ,Fredrik‘ entstand beim Bauen, vorher war das nicht so klar", erzählt er. „Ich hatte viele Sachen im Kopf. Ich wollte eine Eistheke, eine runde Eistheke. Das Essenskonzept ist wie gesagt beim Bau entstanden. Ebenso, welche Getränke wir hier anbieten. Ich habe zuerst gebaut und dabei meine Richtung gefunden."
Häfele hatte sich den Start schwieriger vorgestellt, doch augenscheinlich kommt sein Konzept an. Seit er am 19. März eröffnet hat, herrscht hier regelmäßig Betrieb. „Wir öffnen täglich um sieben Uhr in der Früh, und um diese Zeit kommen bereits viele Kunden, um sich eine Kleinigkeit mitzunehmen. Das läuft ebenso gut wie das kleine Frühstück die Woche über. Am Wochenende wird gerne das Frühstückbuffet genommen. Mittags haben wir ein Buffet, bieten zwei Gerichte zur Auswahl. Es gibt kein À-la-Carte-Geschäft. Reinkommen, selber Essen holen – anders kann ich mir das nicht vorstellen bei einer kurzen Mittagspause." Auch die Sandwichs, vor allem die Vegetarischen, gehen nach seiner Aussage sehr gut. „Wir wollen zudem warme Paninis ins Programm aufnehmen. Nachmittags gibt es selbst gebackenen Kuchen von Alberta Denti und Anela Steinbrink. Außerdem überlegen wir, ob wir abends noch Tapas anbieten. Wir sind ja frei, haben kein festes Konzept", betont Häfele. Plastikverpackungen gibt es hier nicht. Wer etwas mitnimmt, bekommt es in Mehrweggläsern. Umweltfreundliche, eigene Becher sollen noch kommen. Frisch gepresste Säfte gibt es zurzeit in kleinen Flaschen.
Das „Fredrik" ist anders als andere, trifft aber zweifelsfrei den Nerv der Zeit. Die beiden Tagesgerichte kosten zwischen 4,90 Euro und 9,90 Euro. Ganze Artischocken mit selbst gemachter Vi-naigrette, gedünsteter Weißfisch, Gemüse Chili, Pasta Pesto, Kassler, Semmelknödel, Glasnudelsuppe, Perlgraupen Risotto, Suppenkasper oder Currywurst etwa. Die Karte ist abwechslungsreich und nicht dogmatisch gestaltet. Manchmal ist es nicht viel mehr als ein Snack, manchmal eine größere Mahlzeit.
Kaffeespezialitäten sind auf der Karte mit zwölf unterschiedlichen Zubereitungen notiert. Von Classico über Lungo forte bis zu Latino. Dazu der Hinweis: „Wechselnde Kaffeespezialitäten auf unserer Tafel". Auch zwölf Teespezialitäten finde ich. Vom Master Mint, über Jasmin Green, Smooth Operator bis zu Maybe Baby. Bier gibt es aus Homburg, von Karlsberg. Auf der Wasserkarte steht Viva con Agua. Die Säfte sind frisch gepresst: Apfelsaft, Orangensaft, Saft des Tages und Saftschorle. Afri Cola und Bluna entführen mich gedanklich in die Zeit der 70er-Jahre.
Die Weine auf der Karte stammen aus der Winefactory von Denis Reinhard, dessen Name für Qualität steht, wie kaum ein anderer. Weine von Goldkind, Van Volxem, Eck, Schneider, Friedrich Becker und Marques de la Carrasca gibt es auch glasweise. Dagegen Tropfen von Knipser, Hensel, Van Othegraven, Zilliken, Nik Weis, Triennes Rosé und Schneider Black Print nur als Flasche.
Ein Unikat, das bestens ankommt
Die Weinauswahl ist aus meiner Sicht außergewöhnlich und sehr beachtlich, die übersichtliche Karte steht für Regionalität und Qualität. Ich bestellte mir ein Glas Sauvignon Blanc von Eck aus Ibesheim in der Pfalz. Beim Weingut Eck legen sie Wert auf einen schonenden Ausbau der Weine im Keller. Er wird trocken ausgebaut. Ein Wein mit floralen Aromen, der nach exotischen und gelben Früchten schmeckt. Die Entscheidung fürs Luisenviertel in Alt-Saarbrücken ist meines Erachtens eine sehr gute. Das „Fredrik" passt sehr gut hier her, und Oliver Häfele hat hier ein Unikat geschaffen, das bestens ankommt. Wenn die Tage nun langsam endlich wärmer werden, wird sich hier vieles im Freien abspielen. Platz vor der Tür, in der Keplerstraße, ist da. Und ich bin gespannt, was Häfele für die Zukunft noch so alles einfällt. Dass er sich auf seine Bauchentscheidungen verlassen kann, habe ich ja bereits mehrere Male erlebt…