Seit der Jahrtausendwende gibt es bundesweit Netzwerke von „Business Angels". Sie stehen Start-up-Unternehmen mit Ideen, Rat und Geld zur Seite. Der Geschäftsführer der saarländischen „Business Angels", Dr. Matthias Hafner, berichtet, wie sich Start-ups an der Saar entwickeln.
Herr Hafner, wie hat sich die Zahl der Unternehmensgründungen im Saarland entwickelt?
Sie geht seit Jahren zurück – bundesweit wie auch im Saarland. Das liegt vor allem am brummenden Arbeitsmarkt: Früher war der Gang in die Selbstständigkeit oft aus der Not geboren, weil viele keinen regulären Arbeitsplatz fanden. Jetzt gibt es mehr Möglichkeiten, einen Job als Festangestellter zu finden und häufig – zum Beispiel für IT-Experten und Ingenieure – glänzende Karriereperspektiven in Konzernen oder mittelständischen Betrieben.
Was sollte, was kann die Landesregierung nun tun?
Die Landesregierung hat die Start-up-Förderung durchaus im Blick. Unser BANS-Gründerfonds, der Kleinkredite von 25.000 Euro und in Ausnahmefällen 50.000 Euro ohne Sicherung vergibt, ist weitgehend investiert. Hier hat das Wirtschaftsministerium angekündigt, dass es den Fonds kurzfristig aufstocken wird. Ansatzpunkte darüber hinaus sind die Stärkung der Gründungskultur an Schulen und Hochschulen und das Schaffen von Schnittstellen zwischen Start-ups und etablierter Wirtschaft.
Woran hakt es bei Unternehmensgründungen?
Manchmal fehlt das Wagniskapital, aber oft ist Geld gar nicht das Problem. Vielmehr haben gerade Akademiker und Techniker eine gute Idee, aber keinerlei Erfahrungen im kaufmännischen Bereich und beim Marketing. Hier können die alten Hasen im Geschäft helfen und durch ihre Kontakte Märkte öffnen.
Wie groß ist das Netzwerk im Saarland?
Mit etwa 50 Mitgliedern sind wir schon ein ziemlich großes Netzwerk. Netzwerke in Frankfurt oder Stuttgart sind auch nicht größer. Das liegt vor allem daran, dass wir auch stark im reinen Mentoring unterwegs sind: Etwa die Hälfte unserer Mitglieder ist nicht primär auf der Suche nach Investitionsgelegenheiten. Die möchten im Sinne ehrenamtlichen Engagements einfach mit ihren Erfahrungen helfen. Etwa 35 Start-ups werden jährlich neu in die Betreuung des BANS aufgenommen.
Welche Region deckt das Netzwerk ab?
Wir decken die gesamte Großregion ab. Unser Fokus liegt aber auf dem Saarland. Wenn ein Gründerteam aus Zweibrücken kommt, ist das auch kein Problem. Aber jemand aus Hamburg kann von uns kaum gefördert werden. Gemeinsam mit Partnern aus der Großregion organisieren wir den Business-Plan-Wettbewerb 1,2,3, GO. Im vergangenen Jahr waren unter den Top 10 drei Start-ups aus dem Saarland, und der Gesamtsieger kam aus Bexbach: die CBT-IT mit dem Projekt „Cloud of Safety", einem Management-Tool für Arbeitssicherheit.
Was sind sonst noch Kriterien?
Die Gründer müssen kein völlig neuartiges Produkt mit zehn Patenten entwickeln, aber schon eine innovative Idee haben. Die klassische Gründung – etwa die Übernahme einer Kneipe – fördern wir nicht. Rund hundert Anfragen aus ganz Deutschland erreichen uns jährlich. Gut 30 Teams laden wir zu einem ersten Gründertreff ein, wo sie ihr Unternehmen oder ihre Idee präsentieren können. Und dann entscheiden wir gemeinsam, wie eine weitere Unterstützung realisiert werden kann.
Was erwarten Sie von der neuen Bundesregierung?
Die Bundesregierung sollte vor allem die steuerlichen Rahmenbedingungen verbessern. Wünschenswert wären mehr Anreize für Privatinvestoren, ihr Geld in innovative Unternehmensgründungen zu stecken – da sträubt sich bisher meist das Finanzministerium, das Einnahmeausfälle befürchtet. Die Start-ups selbst wünschen sich vor allem spürbare Vereinfachungen im Steuerrecht und Bürokratieabbau. Warum nicht eine Anlaufstelle, über die Anmeldungen und Genehmigungen erledigt werden können und beim E-Government die hundert meistgenutzten Verwaltungsdienstleistungen online anbieten? Dann bliebe jungen Unternehmen viel mehr Zeit, das eigene Business voranzutreiben.