Es gehört zu den ältesten Musicals, die noch auf deutschen Bühnen gespielt werden – denn die erste Fassung stammt aus dem Jahr 1971. Der große Durchbruch gelang der musikalischen Highschool-Romanze durch die Verfilmung mit John Travolta und Olivia Newton-John. Jetzt kommt „Grease" nach Berlin.
er damals 24-jährige John Travolta galt 1978 nach dem Erfolg von „Saturday Night Fever" als einer der heißesten Nachwuchsstars Hollywoods. Ihm zur Seite gestellt wurde die britisch-australische Schlagerikone Olivia Newton-John, deren Alben bereits Millionenauflagen erreicht hatten. Ein Film-Traumpaar, das bis heute Maßstäbe für jede Bühneninszenierung des Musicals setzt. Das finden auch Alexander Jahnke und Veronika Riedl, die in der aktuellen Tournee-Produktion Ende Mai im Berliner Admiralspalast als Danny und Sandy gastieren.
Angst vor den großen Fußstapfen haben sie aber nicht, wie Jahnke betont. Für den Zweiplatzierten bei „Deutschland sucht den Superstar 2017" ist es die erste Musicalrolle, bei der er auch ein Stück weit auf die mitunter harte Erfahrung bei der Castingshow setzen kann. Einen ähnlichen Karrierestart hatte auch Veronika Riedl. Die Softwaretrainerin studierte in Wien Musical, nahm dann an einem Casting für „Grease" teil und wurde prompt für Sandy, die weibliche Hauptrolle, besetzt. „Das war wie ein Sechser im Lotto. Ich konnte es gar nicht fassen", sagt die Sängerin.
So ganz sicher sind sich Riedl und Jahnke nicht, was auch heute für viele noch den Reiz der eigentlich etwas angestaubten Highschool-Lovestory ausmacht. Es sei wohl die Mischung aus schwungvollen Songs, coolem Gehabe – vor allem bei der Jungsclique rund um Danny –, aufgemotzten Straßenkreuzern und Happy End. „Vielleicht ist es das Rebellische in den Figuren, die trotz Fifties-Outfit Figuren von heute sind?", mutmaßt Jahnke, während Veronika Riedl die emotionale Seite in „Grease" hervorhebt: „Die Liebe wird als Thema nie langweilig. Außerdem verbreiten die Songs den großen Spaß am Rock’n’Roll."
Pomadige Tollen und schwungvolle Melodien
„Grease" wird fast 50 Jahre nach seiner Entstehung nach wie vor auf deutschen Bühnen gespielt oder geht auf Tournee – mit immer wieder neu gecasteten Ensembles. Die erste Fassung stammt aus dem Jahr 1971: Zwei Freunde – Jim Jacobs und Warren Casey – hörten sich Schallplatten der 50er-Jahre an und waren begeistert. So kamen sie auf die Idee, diese Musik als Grundlage für ein Musical zu nutzen, und entwickelten in nur einer Nacht und nur an einer Gitarre die Story um eine Romanze mit Hindernissen. Der Titel „Grease" bezog sich bei ihnen auf die pomadigen Fifties-Frisuren, aber auch auf die getunten – „geschmierten" – Straßenkreuzer.
Die Premiere soll nur 171 Dollar gekostet, aber länger als fünf Stunden gedauert haben und wurde auch von zwei New Yorker Theaterproduzenten gesehen. Sie holten Jacobs und Casey nach New York, um mit ihnen das Stück als professionelles Broadwaymusical zu produzieren. Dazu musste an der Story gefeilt werden, außerdem wurden einige Songs neu komponiert, die den Original-Sound der Fünfzigerjahre wieder aufleben lassen sollten – und die heute noch Ohrwürmer sind.
„Vor allem die energetischen Songs sind immer wieder großartig", sagt Danny-Darsteller Alexander Jahnke. In seinem Solo mit „Greased Lightning" zum Beispiel könne er schauspielerisch „so richtig den Rockstar raushängen lassen". Und „You’re the one that I want" ginge immer gut und bliebe im Rhythmus und Gesangsstil immer unangetastet. Diese Nummer ist auch für Veronika Riedl immer der Höhepunkt der Show, „weil da das Publikum total abfeiert". Die Wienerin mag aber auch die ruhigen Songs wie „Hopelessly devoted to you" – weil es „ so schön kitschig" sei.
Am14. Februar 1972 startete „Grease" als Musical auf dem New Yorker Off-Broadway. Wegen der großen Nachfrage musste die Show dann aber mehrfach in größere Theater umziehen. Binnen sechs Monaten nach der Premiere ging das Musical bereits auf Tour durch die USA, Kanada, Australien und Großbritannien. In der ersten Produktion im New London Theater spielte damals der noch unbekannte Richard Gere den Danny.
Auch Hollywood wollte an diesem Sensationserfolg teilhaben. Den 1978 gedrehten Film mit John Travolta und Olivia Newton-John sahen in den USA knapp 71 Millionen Menschen. Der Soundtrack war zwölf Wochen die Nummer eins in den USA, „Grease" spielte so viel Geld ein wie kein anderer Musical-Film zuvor. Und auf Video, DVD und Blue-Ray zählt das Fifties-Musical heute zu den 20 meistverkauften Filmen aller Zeiten.
Mitreißende Tanzszenen und romantische Solonummern
Jetzt also bringt die aktuelle Musicalproduktion Jungs in Lederjacken, Mädchen mit Petticoats, Schulflirts und Teeniekrisen in den Berliner Admiralspalast – und dazu all die mitreißenden Nummern von „Summer Nights" bis hin zu „Greased Lightnin’". „In die Rolle des Danny zu schlüpfen, ist immer wieder aufregend und wie eine kleine Zeitreise", sagt Alexander Jahnke. Dem 30-Jährigen fällt es aber nicht allzu schwer, sich in die Zeit der 1950er-Jahre zurückzuversetzen. Damals wie heute, meint er, seien es doch für Jugendliche die gleichen Themen gewesen – von der ersten großen Liebe bis zum Wunsch „dazu zu gehören".
Und um eben darum dreht sich die Handlung in „Grease": Mauerblümchen Sandy trifft in den Ferien auf Draufgänger Danny, beide finden sich zu Beginn des neuen Schuljahrs auf der gleichen Highschool wieder. Bis die beiden ein Paar werden – und Sandy eine erstaunliche Wandlung vollzieht, gibt es aber eine ganze Reihe von Intrigen und Missverständnissen – in schnellem Tempo folgen Solo-Nummern auf Ensembleszenen bis zum Finale mit „You’re the one that I want" – für viele nach wie vor Kult.
So sieht das auch Sängerin Veronika Riedl. „Früher haben wir uns manchmal den Film angeschaut. Das ist eben ein Klassiker", sagt sie. Besonders begeistert sie das konsequente Fifties-Styling des Musicals – mit Make-up in knalligen Farben – was in den recht konservativen 1950er-Jahren fast einer Revolution glich. Unverzichtbar sind auch Pfennigabsätze und Petticoat. „Es macht mir großen Spaß, darin zu tanzen", sagt Veronika Riedl, „ich fühle mich dann richtig girly".
Auch Alexander Jahnke findet Gefallen an der „Grease"-Mode wie den leicht hochgekrempelten Blue Jeans und den speckigen Lederjacken. „Der Kleidungsstil ist meinem sehr ähnlich", sagt er. „Meine eigene Kunstlederjacke trage ich privat sonst 250 Tage im Jahr. Für die ,Grease‘-Tournee habe ich sie aber ausnahmsweise zu Hause gelassen."