Er ist allgegenwärtig, unverwüstlich und köstlich im Geschmack. Manche Menschen sehen im Löwenzahn lästiges Unkraut, andere aber schätzen seine heilenden Kräfte. Er regt die Verdauung an, pflegt Leber und Galle, hilft bei Rheuma, löst Nierensteine auf und mildert chronische Hautleiden.
Widerstands- und Lebenskraft
Seine zackigen Blätter scheinen den spitzen Zähnen eines Löwen zu gleichen. Die kahle oder schwach behaarte Pflanze kann bis zu einem halben Meter hoch werden. Sie bildet eine kräftige, rübenartige Wurzel aus, außen schwarzbraun, innen jedoch milchig-weiß gefärbt. Die grünen Blätter ordnen sich in einer grundständigen Rosette an, sind länglich und stark gezähnt.
Der Löwenzahn ist eine wanderfreudige und sehr anpassungswillige Pflanze. Die große und tiefe Wurzel gibt ihm einen enormen Halt und lässt ihn den widrigsten Umständen trotzen. Er vermag sogar Asphalt aufzubrechen, um dort zu wachsen. Noch aus kleinsten Lücken von Mauerwerk und Gestein tritt er hervor. Selbst kleinste Ritzen im Bürgersteig reichen aus, um ein Pflänzchen zu ernähren. Diese Widerstands- und Lebenskraft überträgt der Löwenzahn auf all jene, die verstehen, ihn anzuwenden.
„Sonnenbraut"
Der Löwenzahn ist im Volksglauben seit jeher als „kleine Sonne" oder auch „Wunschblume" bekannt. Denn wenn der Frühling naht, überdeckt er die Wiesen mit einem goldenem Teppich leuchtend gelber Blüten. „Sonnenwirbel" oder „Sonnenbraut" hieß er im Mittelalter, als er die Auferstehung Christi versinnbildlichte.
Der Löwenzahn wendet sich stets der Sonne zu. Zu ganz bestimmten Stunden öffnen und schließen sich seine Blüten wieder. An den fiederartigen Büscheln lassen sich Windstille oder Sturm einfach ablesen. Wenn die Blüte gegen Abend noch offen ist, gibt es am nächsten Tag eher schlechtes Wetter. An sonnigen Tagen zeigt sich der Löwenzahn schon am zeitigen Morgen in seiner ganzen Pracht, regnet es jedoch, dann bleibt die Blüte den ganzen Tag geschlossen.
Im Volksglauben tief verankert
Die Blume hat zahlreiche Namen wie Augenmilch, Bärenzahnkraut, Bettpisser, Butterblume, Hundeblume, Kuhlattich, Laternenblume, Maiblume, Marienzahn, Pfaffenkopf, Schäfchenblume, Sonnenwurzel, Teufelsblume und viele mehr.
Die Metamorphose des Löwenzahns von den abgestorbenen gelben Blütenblättern zur weiß strahlenden Federkugel symbolisiert Licht und Leben.
Auch als „Osterpflanze" gilt der Löwenzahn, der zur Gruppe der Korbblütler gehört, weil er vorwiegend im April und Mai blüht.
Ist der Löwenzahn verblüht, hinterlässt er zahlreiche fallschirmartige Früchte und wird zur „Pusteblume". Wer kräftig pustet, kann beobachten, wie sich die kleinen Samenschirmchen tanzend im Wind bewegen und ist beeindruckt von der Leichtigkeit des Fliegens. Mancherorts heißt es, dass die Zahl der Blasvorgänge, die notwendig sind, um alle Schirmchen bei der Pusteblume zu entfernen, anzeigen, wieviel Jahre man noch zur Hochzeit oder noch zum Leben hat. Oder so viele Samen an den Kleidern des Angeblasenen hängen bleiben, so viele Sünden habe er begangen. Ist nach dem Wegblasen der Fruchtboden weiß, so käme der Bläser in den Himmel, ist er schwärzlich, in das Fegefeuer.
Frühjahrskur mit Löwenzahn
Kenner schätzen die Blätter mit ihrem nussartigen, leicht bitteren Aroma. Die Blätter und Blüten sind Bestandteil von sogenannten „Frühjahrskuren" und dienen der Entschlackung. Naturheilkundlich gilt die Wurzel zur Entgiftung, Entschlackung und Entwässerung der Körperzellen und Organe.
Es heißt, Löwenzahn rege den Appetit an und lindere Verdauungsbeschwerden. Die Planze schützte die Leber und unterstütze ihre entgiftende Arbeit. Die Niere rege sie zur vermehrten Ausscheidung von Schlackstoffen, Säuren oder Giften an, wie Umweltgifte oder Medikamentenreste. Deswegen wird sie bei chronischen, rheumatischen und arthritischen Erkrankungen oder Hautproblemen verwendet. Ihre sanften Bitterstoffe fördern den Gallenfluß und dadurch Verdauung und Appetit.
Superfood Löwenzahn
Löwenzahn übertrifft viele Salatsorten mit einem Vielfachen an Vital- und Mineralstoffen: In Löwenzahnblättern steckt etwa vierzigmal so viel Pro-Vitamin A wie in Kopfsalat, neunmal so viel Vitamin C, viermal so viel Vitamin E und achtmal so viel Kalzium.
In der Löwenzahnwurzel wurden bis jetzt folgende Inhaltsstoffen gefunden: Vitamine A,B, (C in frischen Blättern) Bitterstoffe, Triterpene und Phyto-Sterole, Flavonoide, Taraxin, Mineralien und Spurenelemente. Der Gehalt an Kalium, Kalzium und Inulin ist besonders hoch.
Ähnlich dem Ginseng gilt die Löwenzahnwurzel als wahres Aufbau-Tonikum, das bei Schwäche und Erschöpfung eingesetzt werden kann, um den Körper wieder fit zu machen und in Schwung zu bringen. Die Löwenzahnwurzel stärkt die Nieren, die Leber, die Bauchspeicheldrüse, die Milz, den Darm und den Magen. Sie hilft außerdem, Giftstoffe aus dem Körper zu entfernen.
Sämtliche Organe, die an der Verdauung beteiligt sind, profitieren vom Löwenzahn. Er steigert die Magensaftsekretion, wirkt appetitanregend und außerdem krampflösend. Aus diesem Grund setzt man Löwenzahntee, Löwenzahnsalat, Löwenzahnpresssaft sowie den kraftvollen Löwenzahnwurzelextrakt bei Verdauungsbeschwerden wie Blähungen und Völlegefühl ein.
Das Kraut des Löwenzahns wirkt wassertreibend und abführend und versorgt den Organismus gleichzeitig mit wichtigen Mineralstoffen, insbesondere mit Kalium, sodass die Anwendung von Löwenzahn zu keinem Mineralstoffmangel führen kann. Mit besten Ergebnissen wird die Pflanze bei Harnwegsinfekten, Reizblase und anderen Erkrankungen des Harn- und Geschlechtsapparates eingesetzt. Häufig ist Löwenzahn auch in sogenannten Blutreinungs- und Entschlackungstees enthalten.
Seltene Bitterstoffe mit großer Wirkung
Der botanische Name der Pflanze, Taraxacum, stammt vom arabischen „Tarakshaqum" und bedeutet „bitteres Kraut".
Die gesamte Pflanze wird als Arznei verarbeitet, also das Kraut ebenso wie die Wurzel. Löwenzahn enthält selten vorkommende Bitterstoffe, wie das Eudesmanolid Tetrahydroiridentin B oder das Germacranolid Ainsliosid. Daneben finden sich sogenannte Triterpene in der Pflanze, zum Beispiel die Substanz Taraxasterol, Sterole wie Sitosterol, Flavonoide und Cumarine. Die Wurzel beinhaltet darüber hinaus Schleimstoffe, Zucker und Inulin, das Kraut den Mineralstoff Kalium.
Die Bitterstoffe bewirken, dass mehr Speichel und Magensäure ausgeschüttet werden. Gleichzeitig fördern sie das Freisetzen von Verdauungshormonen und Verdauungsenzymen und kurbeln die Gallenfunktion an. Löwenzahn regt den Appetit an. Auch bei Völlegefühl oder Blähbauch hilft die Heilpflanze.
Löwenzahn kann in Form von Salat, Tee, Pflanzensaft (der weiße Milchsaft aus den Stängeln), Frischpflanzenpresssaft, Kaltwasserauszug, Kaffee, Wein oder Löwenzahnwurzelextrakt genutzt werden.
Aus den Blättern lassen sich, solange sie noch jung und zart sind, viele leckere Salate zubereiten, die einen herb-würzigen Geschmack aufweisen.