Dank Raw Denim werden Klamotten aus Jeansstoff nicht nur tauglich fürs Büro, sondern sogar auch für die Abendgarderobe. Tiefdunkles Indigoblau ist in Herren- und Damenmode angesagt.
In Zeiten, als der weltweite Denim-Markt noch größtenteils von US-Firmen beliefert wurde, hatten ihn Kult-Ikonen wie Marilyn Monroe im Jahr 1961 in ihrer Rolle als Tänzerin Roslyn Taber im Streifen „Misfits" und ein Dutzend Jahre später Schauspiel-kollege Martin Sheen im mörderischen Roadmovie „Badlands" salonfähig gemacht: den Raw- oder Dark-Denim-Look. Dass er diesen Sommer, sowohl in der Ladys-Fashion als auch in der Menswear, bei den Designern wieder besonders angesagt ist, dürfte mit der allgemeinen modischen Rückbesinnung auf die späten 90er-Jahre und frühen Nuller-Jahre zusammenhängen. Die tiefdunklen, indigoblauen Denimtöne schützen nicht nur vor einem Fashion-Fauxpas, sondern sorgen auch dafür, dass die Teile wie maßgeschneidert wirken mit taillierten Jacken oder straff-keilförmigen Hosen.
Im Sommer 2015 hatten einige renommierte Labels wie Gucci, Bottega Veneta oder Chloé schon mal vorsichtig versucht, auf möglichst ausgefallene Waschungen bei ihren Denim-Teilen zu verzichten. Doch der eigentliche Vorreiter des aktuellen Raw-Denim-Revivals war Raf Simons in seiner Funktion als Kreativchef von Calvin Klein – mithin genau jener Marke, die 1980 die erste, von Schauspielerin Brooke Shields beworbene Designer-Jeans auf den Markt gebracht hatte. Speziell die Luxusversion der Denim-Hose ist auch derzeit wieder sehr begehrt, hat sich deren Absatz 2017 im Vergleich zum Vorjahr doch glatt verdoppelt und damit ihren Anteil am auf stolze 95 Milliarden US-Dollar geschätzten globalen Jeansmarkt nicht unerheblich ausgebaut.
Sogar Maxi-Kleider aus derbem Denim
Die exakten Schnitte und die dunkle Farbe verleihen der einstigen Arbeiterkleidung ein tolles Couture-Appeal. Dadurch werden elegante Denim-Looks selbst im Business möglich und finden sogar Eingang in die vornehme Abendgarderobe, weil die dunklen Schattierungen perfekt mit schimmernd-glitzernder Seide und Stickereien kombiniert werden können. Wie schon 2017, als der Canadian Tuxedo ein gefragter Fashion-Trend war, ist Doppel-Denim auch diesen Sommer wieder absolut en vogue; jetzt eben in der indigoblauen Version. Neben dem Anzug ist auch die Kombination Rock/Kleid/Overall mit Jeanshemd oder Jeansjacke möglich. Und selbstverständlich lässt sich die dunkle Indigo-Waschung ganz easy auch zu jedem anderen Jeans-Blau stylen und sieht auch extrem cool zu Schwarz aus. Bei Versace wird ganz bewusst der Stilbruch zwischen Dark Denim und goldfarbenen Hosen, Röcken oder Accessoires zelebriert. Und auch die Detail-Spielerei der kontrastierenden Nähte, einst von den modischen Dekonstruktivisten Martin Margiela und Rei Kawabuko entwickelt, meldet sich dank Raw Denim wieder zurück, weil die weißen Nähte vor dem dunklen Hintergrund besonders gut zur Geltung kommen können.
Dark Denim in Gestalt von Texas Tuxedos haben derzeit Damenmode-Labels wie Tom Ford, Simon Miller, A.P.C., Kenzo oder Thierry Mugler in ihrer Kollektion. Bei Alexander ist es eine Rock-Jacken-Kombi. Max Mara hat sich für einen Overall in Raw Denim entschieden, ebenso Adam Selman. Bei Fendi gibt es ein Maxi-Kleid im Programm, bei Versus ein Mini-Kleid, bei Chloé eine eng geschnittene Jeans, bei The Row einen Blazer, bei Zadig & Voltaire eine lange Jacke. Als Alternative zum Raw Denim-Trend sind in der aktuellen Ladys-Fashion übrigens die Mom-Jeans mit hoher verengter Taille und klassischen Beinen in Karotten-Form sowie die Carpenter Jeans (bei Balenciaga, Stella McCartney oder Valentino) mit reichlich Taschen, wie sie der Handwerkerberuf des Zimmermanns nun mal erfordert, besonders beliebt.
In der Menswear ist Dark Denim im Sommer vor allem in den Kollektionen von Dior, Off-White oder Hermès vertreten. Aber ähnlich wie in der Damenmode kann keineswegs davon gesprochen werden, dass helle Hemden, Jacken oder Hosen aus Jeansstoff dadurch komplett von der Bildfläche verdrängt werden. Auch wenn das einige Publikationen wie „Men’s Health" so prognostiziert hatten: „Raw Jeans löst helle Waschungen ab."