Mancher Versuch der Begriffsklärung bringt mehr Verwirrung als er Klarheit schafft.
Möglicherweise ist das sogar der tiefere Sinn mancher Namensgebungen und Bezeichnungen. Zumindest drängt sich der Verdacht auf beim Streit über „Anker-Zentren".
Anker steht – oder muss man sagen: stand? – bislang für eine Vorrichtung, die Schiffe davor bewahrt, durch Wind, Wellen oder was auch immer abgetrieben zu werden. „Anker-Zentren" meinen das Gegenteil, geht es doch gerade nicht darum, einen sicheren Hafen gefunden zu haben. Man muss nicht besonders böswillig sein, um sich beim Begriff „Anker-Zentrum" an George Orwells „Neusprech" erinnert zu fühlen. Da beruhigt auch wenig, wenn der inzwischen geläufige Gebrauch vom „Abschieb-Zentrum" die wirkliche Absicht klarstellt.
Es geht dabei aber um mehr als eine wortklauberische Nörgelei, wie alleine schon die Diskussion um die Landesaufnahmestelle Lebach zeigt. Allein die Idee, genau diese Einrichtung in eines der geplanten 40 Abschiebezentren zu verwandeln, spricht Bände. Es ist noch gar nicht so lange her, dass die Arbeit dort in mehrfacher Hinsicht nicht nur bundesweit als vorbildlich anerkannt wurde. Selbst die französische Regierung war neugierig, wie hier die Herausforderung bewältigt wurde und wird. Und wurden nicht hier die Modelle entwickelt und praktiziert, wie eine eng verzahnte unmittelbare Zusammenarbeit der verschiedenen zuständigen Behörden funktionieren kann? Warum also nicht das als Vorbild nehmen, statt Abschiebezentren einzurichten, die selbst vom UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR äußerst kritisch beargwöhnt werden? Die Bündelungen von Verfahren zur Beschleunigung dagegen befürwortet der Vertreter des Flüchtlingskommissars ausdrücklich.
Übrigens, gar nicht mehr „Neusprech" ist die entlarvende Klarheit beim Spruch von der „Abschiebverhinderungs-Industrie". Wer mit solchen Bezeichnungen gefährliche Populisten überholen will, beleidigt die, die wie wir im Saarland anerkannt beispielgebend mit den Herausforderungen umzugehen versuchen. Und dies bislang allen Schwierigkeiten zum Trotz.