Gefängnisstrafe wegen Trunkenheit am Steuer. Prügeleien im Vollsuff in diversen Vergnügungs-Etablissements. Trotz alldem: Kiefer Sutherland kann einfach nicht die Finger vom Alkohol lassen.
„Ich liebe es, mit meinen Freunden auszugehen und mir ein paar zu genehmigen", sagt Kiefer Sutherland über seine Trink- und Freizeitvorlieben. „Wenn ich allerdings mein Leben betrachte, dann muss ich auch sagen, dass mir die wirklich schlimmen Dinge dann passiert sind, wenn ich mit meinen Freunden unterwegs war und ein paar getrunken habe. Ich genieße diese Zeiten mit meinen Kumpels, egal was die Konsequenzen sind."
Gut, meist sind ihm die schlimmsten Exzesse im volltrunkenen Zustand im Nachhinein ziemlich peinlich. Wenn er sich beispielsweise auf einem von Passanten zufällig aufgenommenen Video selbst dabei ertappt, wie er Weihnachten 2006 im Foyer eines Londoner Luxushotels in einen festlich geschmückten Tannenbaum hineinspringt. Oder wenn er darauf angesprochen wird, wie er im April 2010 frühmorgens sternhagelvoll von Türstehern im Schwitzkasten aus dem Londoner Strip-Lokal „Stringfellows" herauskomplimentiert werden musste. Noch dazu oben ohne, die Blöße nur notdürftig mit Schal und blauer Jacke verhüllend. Ein Jahr zuvor hatte er Ärger mit der Polizei bekommen, als er unter reichlich Strom stehend in einer New Yorker Hotelbar anlässlich einer Aftershow-Party nach einem Charity-Event dem Designer Jack McCollough eine Kopfnuss samt Platzwunde verpasst hatte – weil der Modemacher vermeintlich Brooke Shields angerempelt haben soll, woran sich die Schauspielerin allerdings beim besten Willen nicht erinnern konnte.
„Darauf bin ich sicher nicht stolz", so Sutherland. „Auch nicht auf diverse Prügeleien in Bars oder anderen Etablissements. Wie kann man seine Dämonen selbst austreiben, ohne sich dabei zu beschädigen? Ich bin nun mal ein Mann, der sehr intensiv lebt. Und der sehr sinnlich ist. Keine Ahnung, was mal auf meinem Grabstein stehen wird, aber sicher nicht: ‚Er hat viel verpasst im Leben‘."
Erst arbeiten, dann amüsieren
Selbst ein unfreiwilliger Aufenthalt im Knast gehört zu Sutherlands ungewöhnlichen Lebenserfahrungen. Im Dezember 2007 wurde er zu 48 Tagen hinter Gittern, von denen er 23 Stunden täglich in Einzelhaft verbringen musste, verdonnert, weil er zum wiederholten Male betrunken Auto gefahren war und damit frühere Bewährungsauflagen im Zusammenhang mit rücksichtslosem Fahren in den Jahren 1989 und 1993 verletzt hatte. Der Star hatte bei der Kontrolle dreimal mehr Alkohol im Blut als erlaubt, in Kalifornien wurden damals maximal 0,8 Promille am Steuer toleriert. „Ich bin sehr enttäuscht von mir", lautete der damalige Kommentar des Delinquenten. Zusätzlich musste er sich bereit erklären, nach der Haftentlassung 18 Monate lang einen Anti-Alkohol-Unterricht zu besuchen und sich ein halbes Jahr lang einer Therapie zu unterziehen. „Der Gefängnisaufenthalt war eine harte Zeit für ihn", erklärt Vater Donald. „Es war sehr, sehr kalt. Es gab keine Fenster, und er hatte keine Gesellschaft."
Genutzt hat das alles gar nichts. Denn vom Saufen ist Sutherland bislang ebenso wenig losgekommen wie vom Rauchen. Auch wenn er immer wieder betont, dass er niemals aus Ärger, Kummer oder Frust zu Glas oder Flasche gegriffen habe. „Ich hatte Zeiten, wo ich nicht getrunken habe, aber ich traf irgendwann die Entscheidung – ob sie nun richtig oder falsch ist –, dass ich hart arbeite und mich dann amüsiere, anstatt jetzt komplett aufzuhören zu trinken. Dafür habe ich mich entschieden und mit dieser Entscheidung lebe ich jetzt." Oder in Sutherlands eigenen Worten in Kurzform ausgedrückt: „Ich arbeite hart. Und ich feiere hart. Ich lebe im Jetzt." Nebenwirkungen nicht ausgeschlossen oder auch mit einkalkuliert: „Wenn ich einige Drinks intus habe, ist mir alles egal." Was nicht gerade erwachsen oder sozialverträglich klingt. Dabei kann Sutherland durchaus einsichtig sein, selbst bei Dingen, die ihm wichtig sind: Das Motorradfahren hat er jedenfalls beispielsweise aufgegeben, nachdem er begriffen hatte, dass er seine schwere Maschine einfach viel zu schlecht beherrscht hatte.
Erstaunlich, dass Kiefer Sutherland trotz seiner zahlreichen Alkoholeskapaden sein Schauspielerleben noch ziemlich gut im Griff zu haben scheint. Auch wenn selbst Fans der preisgekrönten Erfolgsserie „24" schon vor einigen Jahren lästernd vorgeschlagen hatten, dass das Format besser und wahrheitsgetreuer in „24 Beers" umbenannt werden sollte. Beispielsweise mussten mal deren Dreharbeiten im Februar 2004 unterbrochen werden, weil das Gesicht des Hauptdarstellers Jack Bauer alias Kiefer Sutherland infolge einer Kneipenschlägerei zu stark lädiert worden war. Immerhin war Sutherland damals immer noch dazu in der Lage, knallharte Actionszenen zu meistern und auch ellenlange Dialoge auswendig zu lernen. Auch seine Vorliebe für Tattoos sieht Sutherland als eine Art von Droge an: „Es ist wie eine Sucht. Immer wenn etwas Wichtiges in meinem Leben passiert, bekomme ich dieses unkontrollierbare Verlangen nach einem Tattoo. Wenn ich arbeite, nervt das, weil ich sie abdecken muss." Dem Gerücht, dass er seine sonore Stimme letztendlich dem gewaltigen Konsum von Whisky und Zigaretten zu verdanken habe, hat Sutherland übrigens stets vehement widersprochen: „Die Stimme habe ich von meinem Vater geerbt."