Die „Vinothek Marie-Luise" in Bosen ist ein beliebter Treffpunkt für Einheimische und Bostalsee-Urlauber. Hier kann man auf einer herrlichen Terrasse einen hervorragenden Kaffee genießen oder ein edles Tröpfchen ausgewählter Winzer.
Es ist ein sonniger Frühlingsmorgen am Bostalsee. Die ersten Schiffe schippern bereits auf dem Wasser, ansonsten ist es noch herrlich ruhig. Irgendwo zwitschert ein Vogel. In Ferienzeiten sieht das hier wohl anders aus, der Bostalsee ist gefragt wie nie. Das Angebot an Hotels, Ferienhäusern und Restaurants kann sich sehen lassen.
Nach dem Mittagessen fahre ich mit einem Bekannten in den Ort. Er wolle mir unbedingt die „Vinothek Marie-Luise" in Bosen zeigen, sagt er. Wir bleiben vor einem Haus mit großem Garten stehen, mit einem Mauerwerk wie in der Bretagne. Auch im Garten steht eine Mauer in diesem Stil. Es sieht irgendwie nach Urlaub aus. Vor dem Gebäude gibt es reichlich Platz für das sommerliche Terrassengeschäft. Das Innere beherbergt zwei Geschäfte: das „Café Marie Luise" und die „Vinothek Marie-Luise".
Das Café wird von Roland Zwetsch betrieben und ist mit seinen hellen Holztischen sehr einladend. Der Kaffee, der hier gereicht wird, ist eine Auswahl an Spezialitäten von der Reismühle Krottelbach. Er kommt aus der Siebträgermaschine oder wird ganz frisch aufgebrüht. Mit Filtern aus weißem Steingut, wie meine Oma sie noch benutzte. Außer montags ist hier täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Morgens gibt es Frühstück, später ist Brotzeit und nachmittags werden selbst gebackene Kuchen gereicht. Das Kaffeehaus ist nicht nur bei Touristen sehr beliebt, auch die Einheimischen schauen gern vorbei. Im Sommer wird die Terrasse zum beliebten Treffpunkt von Jung und Alt.
Nebenan erwartet uns Marie-Luise Bloch, die Namensgeberin des Cafés, in der Vinothek. Eigentlich wohnt sie in der rheinland-pfälzischen „Rotweinstadt" Ingelheim, stammt aber aus Bosen und hat hier gelebt, bis sie 20 Jahre alt war. Sie erzählt uns die Geschichte der Vinothek: „Mein Mann ist Sportmediziner in Köln. Vor ein paar Jahren kamen wir hier am Bostalsee bei einem Spaziergang an einer alten Bruchsteinhütte vorbei. Die hat ihm so gut gefallen, dass er sie gleich kaufen wollte." Das ging allerdings nicht, denn die Hütte stand gar nicht zum Verkauf. „Neben seiner Arbeit hat mein Mann zwei sehr ausgeprägte Hobbys: Wein und selbst etwas bauen", berichtet sie weiter. „Wir mögen beide gutes Essen und eine gute Flasche Wein. Zu Hause in Rheinhessen haben wir einen Wingert (Weingarten, Anm. d. Red.), der verpachtet ist. Mit der Hütte hier am Bostalsee schwebte ihm auch ein Weinverkauf vor", erinnert sich Marie-Luise Bloch. „Da ich aus Bosen stamme, kam dann die Idee, hier etwas zu bauen. Bei den Gesprächen mit der Gemeinde hatte diese den Wunsch, auch ein Kaffeehaus im Haus zu integrieren. Wir wurden uns einig, mein Mann begann mit der Planung und im Januar 2017 haben wir eröffnet."
Familie Bloch lebt mit ihren drei Söhnen in Ingelheim. Wilhelm Bloch hat als Professor einen Lehrstuhl in Köln und ist seit 2004 Leiter der Abteilung für molekulare und zelluläre Sportmedizin der Deutschen Sporthochschule Köln. Und seine Frau betreibt jetzt eine Vinothek in Bosen, pendelt seither immer zwischen Rhein und Saar.
Weinwanderung um den Bostalsee geplant
Das Weinangebot entspricht dem Geschmack von Familie Bloch. Marie-Luise Bloch hat nicht den Anspruch, Botschafterin von Saar und Mosel zu sein. Hier gibt es das, was die Familie selber gerne trinkt! Mittlerweile hat sie Weine von zehn Weingütern im Angebot, angefangen hat sie mit je einem aus Rheinhessen und der Nahe. Diese Winzer kannten sie: der Dreikönigshof aus Bingen-Kempten und Barth aus Meisenheim. „Wir wollen die Winzer vorher immer kennenlernen, wollen wissen, wie die Weine angebaut werden und wie sie schmecken. Dann kamen Winzer hier vorbei oder schickten uns Proben. Es ging dann weiter mit dem Weingut Rinke von der Mosel, dem Weingut Leonhard aus der Pfalz und dem Weingut Dettelbach aus Franken."
Ebenso lief das dann mit dem saarländischen Weingut Herber von der Obermosel, dem Sankt Quirinushof aus Rheinhessen, dem Weingut Jung aus Rheinhessen, dem Weingut Christoph Koenen von der Mosel und dem Weingut Ambré von der Mosel.
„Der Terrassenbetrieb geht mit den ersten Sonnenstrahlen los. Von nachmittags bis abends herrscht hier Betrieb. Wir bieten auch Kleinigkeiten zu essen an. Aus Rheinhessen etwa Spundekäs. Den gibt es dann mit Laugengebäck, Käsevariationen, luftgetrocknetem Schinken, Oliven, Handkäs-Tartar und Flammkuchen. Flammkuchen haben wir immer, die anderen Köstlichkeiten wechseln. Im ersten Stock haben wir noch einen Raum mit großer Terrasse. Dort schwenken wir, wie es sich für Saarländer gehört. Wenn das Wetter nicht so gut ist, kann man ja draußen schwenken und drinnen essen", erzählt sie weiter.
Außerdem bietet sie besondere Weinevents an, die Termine dazu finden sich auf Webseite der Vinothek. Das wunderschöne Haus kann auch für private Feiern gemietet werden – entweder nur oben, nur unten oder beide Etagen.
Selbst wenn keine Tourismushochzeit am Bostalsee ist, ist das Haus gut besucht. Marie-Luise Bloch verkauft ihre Weine mittlerweile an eine treue Stammkundschaft aus der Region. Derzeit in Planung ist eine Weinwanderung mit weiteren Partnern rund um den Bostalsee. Morgens ist Start an der Vinothek. Jeder Teilnehmer bekommt an einer Schnur ein Weinglas um den Hals. An verschiedenen Stationen wird gegessen und Wein getrunken. Ich kenne das aus Saargemünd, wo wir das früher öfters gemacht haben. Es waren genussvolle und gesellige Erlebnisse, alle hatten viel zu lachen.