2017 gelang dem saarländischen Triathlon-Bundesligateam „KiologIQ Team Saar" nach vier Anläufen erstmals der Sprung auf das Siegerpodest. Nicht nur, weil dies eine „legendäre Party" nach sich zog, will das mit vielen Talenten gespickte Team diesen Erfolg wiederholen. Mindestens.
Sie schwimmen 750 Meter, fahren anschließend 20 Kilometer Fahrrad und absolvieren danach noch einen zehn Kilometer-Lauf – und das alles in etwa 55 Minuten: die Athleten der deutschen Triathlon-Bundesliga. Zu einer Bundesliga-Saison gehören fünf dieser Wettkämpfe, die zwischen Juni und September dieses Jahres in Ubstadt-Weiher am vergangenen Wochenende, in Düsseldorf (1. Juli), Münster (22. Juli), Tübingen (5. August) und Binz (8. September) ausgetragen werden. Beim Auftakt in Ubstadt-Weiher belegte das saarländische Team KiologIQ Team Saar den 3. Platz. Tim Hellwig war als Fünfter bester Saarländer in der Einzelwertung.
Die Triathlon-Bundesliga gibt es schon seit 1996. Seit 2013 gehört das nach einem Produkt des Hauptsponsors Ursapharm benannte KiologIQ Team Saar (vor 2017: „Bromelain POS Team Saar") dazu, das mit der Lizenz des LTF Marpingen an den Start geht. Mit 15 anderen Teams aus ganz Deutschland schwimmen, radeln und laufen die Saarländer regelmäßig um die Wette. Ihr großes Ziel in diesem Jahr ist die Bestätigung oder gar Verbesserung des Vorjahres-Ergebnisses. „Nachdem wir voriges Jahr zum ersten Mal in der Gesamtwertung auf dem Podest gestanden haben, ist unser Ziel in diesem Jahr ganz klar wieder mindestens Platz drei", sagt der sportliche Leiter Micha Zimmer. Weil der Vorjahres-Zweite Rowe Triathlon wegen des Rückzugs des Hauptsponsors in der aktuellen Saison nicht mehr antritt, schielen die Verantwortlichen sogar auf die Vizemeisterschaft. Der Platz an der Tabellenspitze scheint hingegen auf Jahre vergeben: „Der amtierende Meister EJOT Team TV Buschhütten hat seit 2013 kein Rennen verloren. Das ist noch mal höher einzustufen als im Fußball Bayern München. Unsere Etats sind nicht vergleichbar", erklärt Zimmer, „Man muss realistisch sein: Von daher ist Platz drei unser Mindestziel und Platz zwei unser Maximalziel. Dazu wäre auch ein Tagessieg eine tolle Sache." Beim ersten Rennen im Kraichgau war es fast so weit. Noch beim Wechsel zum Laufen lag am Hardtsee eine faustdicke Überraschung in der Luft: Mit vier Athleten stürmte das KiologIQ Team Saar mit dem Tages-Teamsieg vor Augen auf die knapp fünf Laufkilometer. Titelverteidiger und Topfavorit EJOT Buschhütten hatte nur zwei Athleten vorne dabei. Am Ende gab aber die starke Laufleistung der Tagessieger aus Buschhütten den Ausschlag. Auch das Team Triathlon Potsdam schob sich durch eine Energieleistung noch vor die Saarländer auf den zweiten Platz.
Der achtmalige Mannschaftsmeister Buschhütten kann nämlich auch ohne Topstar und Vorjahressieger Richard Murray aus Südafrika eine schlagkräftige Truppe aufbieten. Neben Neuzugang Felix Duchampt und Anthony Pujades (beide aus Frankreich) wurden der Österreicher sowie Linus Stimmel und Jonas Hoffmann nominiert. Der größte Konkurrent des KiologIQ Teams Saar auf Rang zwei ist wohl das junge Team Triathlon Potsdam. Auch das Aufsteigerteam aus Heidelberg mit den DTU-Talenten Chris Ziehmer und Nick Ziegler, ProAthletes KTT 01 und das Schunk Team TV Mengen haben Ambitionen, auf den vorderen Rängen zu landen.
Binnen zwei Saisons von der Regionalliga bis in die Bundesliga
An Wettkampftagen startet jeder gegen jeden. Pro Team starten fünf Athleten. „Eigentlich ein ganz normaler Triathlon. Nur, dass die Platzierungen der vier besten Athleten eines Teams addiert werden, woraus sich die Teamplatzierung ergibt", erklärt Micha Zimmer. Diese Vorgehensweise hat sich über Jahre etabliert, findet Zimmer, der früher selbst aktiv an den Bundesliga-Rennen teilnahm: „Jeder Platz zählt, und das ist für jeden eine Extra-Motivation, die während des Rennens im Hinterkopf bleibt."
Dabei kommt auch die Teamtaktik nicht zu kurz. Dazu wird über alle Wettkämpfe hinweg eine Einzelwertung geführt, und nach jedem Rennen wird der beste U23-Akteur gewürdigt. „Die Prämien hierfür wurden von der Bundesliga deutlich aufgestockt, um auch internationale Topathleten anzulocken", sagt Zimmer. Der Kader wie auch das Trainer- und Betreuerteam des KiologIQ Teams Saar sind unverändert. Die Mannschaft besteht aus Talenten und Leistungsträgern des saarländischen Landeskaders. Hinzu kommen Kaderathleten des Dachverbandes Deutsche Triathlon Union (DTU), die ihren Wohnsitz aus beruflichen Gründen ins Saarland verlegt haben. Zum Team gehören Jonas Breinlinger (Jahrgang 1994), Tim Hellwig (1999), Marc Trautmann (1997), Paul Weindl (1999, alle DJK SG St. Ingbert), Ian Manthey (1993), Lasse Priester (1995), Gregor Payet (1995), Benedikt Seibt (1994, alle LAZ Saarbrücken) sowie Maximilian Schwetz (1991, TV Bous) und Peer Sönksen (1998, SC Neubrandenburg). Schwetz und Breinlinger (je Elite) sowie Priester (U23) und Hellwig (Junioren) gehören in ihrer Altersklasse zur Nationalmannschaft der Deutschen Triathlon Union (DTU). Gregor Payet ist in Besitz der doppelten Staatsbürgerschaft und wechselte zum luxemburgischen Verband, um seine Chancen für die Olympia-Qualifikation für Tokio 2020 zu vergrößern. Aus dem gleichen Grund wird Ian Manthey ab nächstem Jahr für Irland starten.
Den Weg in die höchste deutsche Liga beschritt das Team im Jahr 2011 mit als Projekt, aus dem Umfeld des saarländischen Landeskaders und einzelnen Bundeskader-Athleten des Olympiastützpunktes Saarbrücken ein funktionierendes Regionalligateam zu bilden. Diesem Team gelang binnen zwei Wettkampf-Saisons der sensationelle Durchmarsch von der Regionalliga bis in die Bundesliga. Seit 2013 mischen die Saarländer die Bundesliga ordentlich auf.
Zu Beginn der Bundesligazeit mischte auch Triathlon-Superstar und Olympiasieger von 2008 Jan Frodeno bei den Saarbrückern mit. Gleich im ersten Jahr gelang der Mannschaft Platz vier, und auch in den Folgejahren blieb sie mit den Plätzen fünf (2014), vier (2015) und sechs (2016) konstant in Reichweite zum Podium. Dieses wurde dann 2017 mit Platz drei endlich erreicht. „Was uns besonders macht, ist unser Teamgedanke. Alle trainieren zusammen und kommen sehr gut miteinander aus, sodass jeder Wettkampf Spaß macht", sagt Zimmer, „Die Jungs sind auf jeden Fall alle heiß und wollen unbedingt wieder auf dem Treppchen stehen. Die Party danach war schon legendär …"