Der „Meisenheimer Hof" gehört zweifelsohne zu den besseren Restaurants, wie nicht nur der Bib Gourmand von Michelin bestätigt. Markus und Clarissa Pape verwöhnen ihre Gäste mit hohem kulinarischen Anspruch und köstlichen Produkten.
Auf einen Besuch in Meisenheim freue ich mich immer wieder. Die denkmalgeschützte Altstadt ist gut erhalten, weil sie von Kriegen und größeren Katastrophen verschont wurde. Sie besticht durch ihr mittelalterliches Bild und den hohen kulturhistorischen Wert. Romantische Gässchen, alte Fachwerkhäuser und prächtige Adelshöfe entführen die Besucher in eine längst vergangene Zeit. Ganz in der Nähe, am magisch anmutenden Disibodenberg, war eine der bedeutendsten Universalgelehrten des Mittelalters zu Hause: Hildegard von Bingen.
Doch nicht nur kulturell, auch kulinarisch ist Meisenheim immer eine Reise wert. Heute besuche ich den „Meisenheimer Hof" von Markus und Clarissa Pape. Es hat sich einiges verändert, seit ich das letzte Mal hier war. Auf der gegenüberliegenden Seite des Hotels, das für seine Gäste fünf neue Zimmer bereithält, befinden sich das Weinhaus und ein neues Kaffeehaus. Unweit davon haben die Papes eine Kochschule eröffnet, die ich mir später noch genauer ansehen werde. Aber zunächst gehe ich durch ein Barockportal und habe im Restaurant die Auswahl zwischen dem historischen, holzgetäfelten Gastraum „Zur Blume", dem „Jägerzimmer", wo die Meisenheimer Jäger ihren Stammplatz haben, oder der „Brunnenstube", in der es tatsächlich einen mittelalterlichen Brunnen gibt. Für die Sonnentage gibt es natürlich auch einen schattigen Innenhof, dessen Abschluss die Stadtmauer bildet.
Hinter dem Restaurant, in mittelalterliches Gewölbe eingelassen, befindet sich die Bar „Zur blauen Meise". Daneben die Weingrotte des Hauses, ein wunderbarer Weinkeller voller Schätze. Die Bar ist ein moderner, gemütlicher Treffpunkt für einen Aperitif, Digestif und für interessante Gespräche bei dem ein oder anderen Glas aus einer Vielzahl von Spezialitäten. Mehr als 100 Weine von der Nahe und aus Bordeaux stehen auf der Karte. Der Schwerpunkt liegt klar auf Deutschland.
Die Bar ist an Wochenenden geöffnet. Neben der Vielzahl an ausgezeichneten Weinen wird hier auch eigener Gin präsentiert. Unter den 40 verschiedenen Sorten gibt es auch zwei aus dem Saarland.
Bei verschiedenen Sterneköchen den Feinschliff geholt
Die Inspirationen, wie man Weingut, Hotel und erfolgreiches Restaurant organisiert, holte sich Markus Pape bei Fritz Keller am Kaiserstuhl. Nicht nur die Vielfalt und die Liebe zum Detail, auch die Verbindung von moderner und alter Kunst sprechen die Besucher im Meisenheimer Hof an. Dazu das schöne Geschirr und die großen Gläser, damit der Wein atmen kann. Die Bedienungen sind freundlich und kompetent.
Markus Pape und seine Frau Clarissa haben das Haus auf Erfolgskurs gebracht. Er ist als Küchenchef für die kulinarischen Wünsche der Gäste zuständig, sie leitet den Service. Pape war in den Küchen von Jean-Claude Bourgueil im Düsseldorfer Restaurant „Schiffchen" und bei Dieter Müller im „Hotel Lerbach". Danach in Cuxhaven an der Nordsee im „Badhotel Sternhagen" und zuletzt bei Sternekoch Biermann in Soest. Alle Häuser waren mit Sternen ausgezeichnet. Nach der Küchenmeisterprüfung in Dortmund kam für den gebürtigen Westfalen nach kurzer Catering-Tätigkeit das Angebot aus Meisenheim.
Seit der Ankunft des Ehepaares hat der Meisenheimer Hof einen Bib Gourmand von Michelin. Auch in anderen Restaurantführern wird viel Positives berichtet. Der Küchenchef erzählt, dass er seit Ende 2016 Mitglied bei den „Jeunes Restaurateurs d’Europe" ist.
Zudem wurde der Buchladen auf der anderen Straßenseite umgebaut. Aus der ehemaligen Küche im ersten Stock wurde eine klassische Konditorei, das „Café Meisentörtchen". In dem gemütlichen Kaffeehaus mit wunderschöner Terrasse lädt Konditormeister Didier Esch aus dem Elsass die Gäste mit einer großen Auswahl an Kuchen und Torten zum Verweilen und Genießen ein. Mit seiner eigenen Patisserie unterstützt Meister Esch auch das Küchenteam bei den Desserts. Geöffnet ist das „Meisentörtchen" von Mittwoch bis Sonntag.
Nebenan befindet sich das Weinhaus des Weingutes Klostermühle Odernheim, ein Gut mit großer Klasse. Charlotte Held erzählt mir etwas über die Geschichte des Betriebes: „Mein Bruder fing vor 26 Jahren mit anderen Gesellschaftern an. Anfangs hatten wir acht Hektar, mittlerweile sind es 14 mit verschiedenen Lagen." Hier im Hause können Weine verkostet und gekauft werden. Das Obergeschoss steht für Hochzeiten und Feierlichkeiten zur Verfügung.
An den Wänden hängen auch Bilder der Weinlagen mit ihren unterschiedlichen Bodenstrukturen. Montfort beispielsweise ist die größte Burgunderlage an der Nahe. Das Weingut liegt am Disibodenberg. „Vor ein paar Tagen haben wir von der Freifrau von Racknitz noch Lagen am Disibodenberg dazugekauft. Diese sind mit alten Rieslingreben und gelbem Silvaner bestockt. Auf dieser Parzelle wurde auch eine der ältesten Reben Deutschlands gefunden, eine Orléansrebe", berichtet Charlotte Held begeistert.
Gelben Orléans habe ich bisher nur einmal in meinem Leben getrunken, auf Schloss Berg. Vor Kurzem gab es von der Weinfachzeitung „Vinum" vier Sterne für die Klostermühle. Weine aus den Lagen Montfort, Kapellenberg oder Disibodenberg sind für Weinfreunde ein echtes Muss!
Pape betreibt Kochschule mit Kooperationspartnern
Nach dem kurzen Besuch in der Klostermühle Odernheim nimmt mich Markus Pape mit in das neue Kochstudio, das nur wenige Meter entfernt ist. Allein dieses ist eine Reise nach Meisenheim wert. Der Küchenchef erzählt mir, dass die Kochschule in Kooperation mit Möbel Martin und Siemens betrieben wird. Er, sein Souschef und Möbel Martin geben hier Kochkurse. Die Chefin von Möbel Martin stammt aus Meisenheim und hat den Bezug zu ihrer Heimat nie verloren. Sogar die Ausstattung, Töpfe, Messer und Pfannen sind von einem Unternehmen aus der Region, von Fissler aus der Nähe von Idar-Oberstein. „Es läuft prima hier", sagt Pape stolz. Auf dem Rückweg erzählt er, dass er neben dem Meisenheimer Hof ein Haus gekauft hat, wo nach der Renovierung ein Feinkostgeschäft entstehen soll.
Zurück im Meisenheimer Hof bestelle ich ein kleines Sommermenü von Markus Pape. Ein tadelloses Gericht, sehr geschmackvoll und mit vielen regionalen Produkten aus dem Umland. Das Haus ist Partner von Slowfood, weil seine Betreiber nicht nur das regionale Glanrind unterstützen, sondern auch, weil sie die Philosophie der weltweiten Genießer-Vereinigugnverinnerlicht haben.
Neben Touristen essen hier auch Einheimische zu Mittag und genießen die Atmosphäre dieses wundervollen Ortes mit höchstem Genussfaktor. Der „Meisenheimer Hof" ist immer eine Reise wert. Ich sollte da glaube ich doch häufiger hinfahren …