Kaum etwas hat die Menschen seit mindestens 6.500 Jahren mehr fasziniert als Gold. Wobei das Edelmetall für göttliche Vollkommenheit, Reichtum, Glanz und Macht stand. Die Gier nach seinem Besitz hat ganze Völker ausgelöscht, vom Eldorado träumen lassen und so manchen Goldrausch verursacht.
Nach Golde drängt, am Golde hängt doch alles", so wird selbst in Goethes „Faust" das fiebrige Verlangen nach dem gelben Metall beschrieben. Doch bei genauerem Hinsehen in die Geschichte wird sich schnell zeigen, dass sich der Besitz des Edelmetalls bei aller Faszination eben nicht nur als Segen, sondern häufig auch als Fluch erweisen hat. An sich ist Gold ein in der Natur weit verbreitetes Element, allerdings meist nur in geringer Konzentration vorhanden. Daher ist es nicht verwunderlich, dass bis heute – nach rund 6.500 Jahren Goldsuche – gerade mal 177.000 Tonnen gewonnen werden konnten. Eine überschaubare Menge, die sich problemlos in einem Würfel von gut 20 Metern Kantenlänge unterbringen ließe. Der Großteil davon, nämlich 91 Prozent, wurden erst in den vergangenen 100 Jahren entdeckt. Während der Wert des Goldes letztlich auf seiner Knappheit beruhte, speiste sich sein ideeller Wert seit jeher aus seiner Symbolik, die es schon ganz früh in die Nähe des Göttlichen gerückt hatte. Es galt als Sonnenmetall oder als irdischer Stellvertreter der Sonne.
Artefakte aus der Kupfersteinzeit
Gemeinsam mit Kupfer zählt Gold zu den ersten Metallen, die von Menschen verarbeitet wurden. Die ältesten bislang bekannten Goldartefakte stammen aus dem auf die Kupfersteinzeit datierten Gräberfeld von Warna im heutigen Bulgarien, das Alter der mehr als 3.000 Goldschmiedearbeiten wird auf 4.600 bis 4.300 v. Chr. taxiert. Womit das Goldschmieden zu den Handwerken mit der längsten Tradition gehört. Dass ausgerechnet Gold zu den ersten Metallen zählte, die von den Menschen verarbeitet wurden, dürfte dem Umstand geschuldet sein, dass dieses Edelmetall meist gediegen, also als reines chemisches Element in der Natur vorkommt, beispielsweise in Form von Nuggets. Wegen seiner Unveränderlichkeit, Beständigkeit und extrem guten Verformbarkeit dank weicher Geschmeidigkeit wurde es meist allen anderen Materialien vorgezogen. Gold spielte über die Jahrtausende im religiösen Bereich zu Kultzwecken, als wichtiges Münzmetall und als Statussymbol die wesentliche Rolle.
Bereits im 3. Jahrtausend v. Chr. wurde Gold bei den Sumerern in Mesopotamien im kultischen Bereich und im Totenkult, wie es die Königsgräber von Ur belegen, verwendet. Die Tempel waren mit goldenen Götterbildern und Weihegeschenken ausgestattet, die Insignien der Könige und Priesterinnen waren ebenfalls aus dem Edelmetall gearbeitet. Und natürlich diente Gold den Regenten zur Repräsentation und Hervorhebung ihrer Macht. Ungefähr zur gleichen Zeit konzentrierte sich im alten Ägypten der religiöse Kult auf die Verehrung der Sonne, die als „die große Scheibe von hellem Gold" bezeichnet wurde. Gold wurde aber auch schon mal „Fleisch der Götter" genannt, das auch im vornehmen Totenkult mit goldenen Totenmasken oder vergoldeten Särgen unabdingbar war. Man denke nur an das legendäre Grab des Tutanchamun mit dem 110 Kilogramm schweren Massivgoldsarg aus dem 14. Jahrhundert v. Chr. Die Ägypter brachten erstmals in der zweiten Hälfte des dritten Jahrtausends Goldringe als Wertmaßstab für käufliche Güter in Umlauf. Die Pharaonen, die das Monopol auf Edelmetall hatten und sich als Inkarnation des Sonnengottes Horus für alle Untertanen sichtbar im Goldglanz präsentierten, ließen Gold ganz systematisch in Minen in Nubien, dem heutigen Sudan, und auf der arabischen Halbinsel von Sklaven abbauen.
Pharaonen bauten systematisch ab
Auch im Kaukasus wurde schon um 3.000 v. Chr. professioneller Goldbergbau betrieben, wie es die Entdeckung des bislang ältesten Goldbergwerks der Welt in Sakdrissi, 50 Kilometer südlich der heutigen georgischen Hauptstadt Tiflis, beweist. In Gräbern der Maikop-Kultur, die im nordwestlichen Kaukasus und im heutigen Südrussland angesiedelt war, fanden sich 7.000 Goldobjekte aus dem 4. Jahrtausend v. Chr. Auch die ältesten Goldnachweise aus Mitteleuropa, zwei Goldscheiben, die unter dem Namen Depotfund von Stollhof bekannt sind, stammen aus dieser Zeit und wurden in der Gemeinde Hohe Wand in Niederösterreich ausgegraben. Aus dem 3. Jahrtausend v. Chr. sind im Rahmen der Glockenbecherkultur die Ohrringe und die Haarspange beim Bogenschützen von Amesbury oder die Goldringe aus einem Grab aus Wustermark im heutigen Landkreis Havelland am bekanntesten. Aus der nachfolgenden Bronzezeit sind es die Goldauflagen der Himmelsscheibe von Nebra, die goldene Scheibe des Sonnenwagens von Trundholm und die vier Goldhüte aus dünnem Goldblech.
Der bisher älteste Fund eines Goldobjekts in Süd- und Mittelamerika wird auf etwa 2.000 v. Chr. datiert und stammt von einem kleinen Ort südlich der Anden. Bei den indigenen Völkern dieser Weltregionen wurde dem Gold keinerlei Materialwert beigemessen, es besaß ausschließlich religiöse Bedeutung und galt ähnlich wie in Ägypten als Sonnenmetall. In der Moche-Kultur, die zwischen dem 1. und 8. Jahrhundert an der Nordküste Perus entstanden war und hinsichtlich der verfügbaren technischen Möglichkeiten durchaus mit der europäischen Kupfer- und Bronzezeit verglichen werden kann, war das Goldhandwerk ebenfalls schon hoch entwickelt. In der Bibel findet Gold an 434 Stellen Erwähnung, man denke nur an das Goldene Kalb oder an Salomons legendären vergoldeten Tempel.
Ausschmückung von Gotteshäusern
Auch bei den Griechen spielte Gold beim olympischen Götterkult und beim Totenritus – erinnert sei an die Goldmaske des Agamemnon aus Mykene – eine ganz zentrale Rolle. Daneben begannen sie um 650 v. Chr. die ersten Dareikos genannten Goldmünzen zu prägen, die bald auch in Persien als Zahlungsmittel akzeptiert wurden. Andere Quellen sprechen dem legendären König Krösus des kleinasiatischen Lydiens um 550 v. Chr. die Einführung des Goldmünzgeldes zu. In Rom wurde Gold zunächst gar nicht sonderlich hoch geschätzt. In Zeiten der Republik war Luxus verpönt, erst Caesar begann mit der regelmäßigen Prägung einer Goldmünze namens Aureus, die später in Byzanz unter Kaiser Konstantin durch den Solidus abgelöst wurde, der mehr als ein Jahrtausend lang bis zur Eroberung Konstantinopels 1453 die europäische Leitwährung bleiben sollte und so etwas wie der Euro des Mittelalters war. Die römischen Imperatoren nutzten Gold vor allem zur Selbstdarstellung, in Byzanz sollte es ausnahmslos dem Kaiser vorbehalten sein.
Im Mittelalter wurde Gold für die Ausschmückung von Gotteshäusern, für Kultgegenstände oder für Reliquien-Schreine verwendet und in der buddhistischen Kunst Ostasiens für die Gestaltung der Buddha-Statuen. Kaiser und Könige zeigten sich im Glanze güldener Herrschaftsinsignien, aber auch Adel und aufsteigendes Bürgertum gaben seit dem Zeitalter der Renaissance kostbare Goldschmiedearbeiten aus Prestigegründen in Auftrag. Im Abendland war die Münzprägung in Gold nach dem Zusammenbruch Westroms zusammengebrochen. Erst als die Städte wuchsen und der Handel zunahm, wurde um 1250 in Italien wieder Gold geprägt. Als im 15. und 16. Jahrhundert infolge der Konquistadoren gigantische Mengen Goldes nach Spanien gelangten, verbreitete sich die Goldwährung auch in den anderen europäischen Ländern. 1821 sollte England den Goldstandard einführen, das übrige Europa folgte dem Beispiel. 1971 setzten die USA als letztes Land den Goldstandard außer Kraft, nachdem sich alle anderen Nationen bereits in den 30er-Jahren endgültig von der Umtauschpflicht ihrer Banknoten in Gold verabschiedet hatten. Die Gier nach Gold und die Suche nach dem legendären Eldorado führte im Zuge der spanischen Eroberungszüge zur Vernichtung ganzer Völker und Kulturen wie der der Azteken und der Maya in Süd- und Mittelamerika. Im Reich der Inkas galt Gold als „Schweiß der Sonne". Ihre Götterbilder und Kultgegenstände ließen sie traditionell liebend gerne von dem Volksstamm der Muiscas im heutigen Kolumbien anfertigten, weil diese als Meister der Goldschmiedekunst galten. Aus der Geschichte der Muiscas wurde auch die Eldorado-Mär abgeleitet, weil jeder König zum Amtsantritt angeblich von Kopf bis Fuß goldgeschmückt und mit reichlich güldenen Beigaben im immer gleichen See untertauchen musste.
Ein 17 Pfund schweres Nugget
In der europäischen Architektur entfaltete sich bis ins 19. Jahrhundert eine ungeheure Goldpracht – mit dem Höhepunkt von Schloss Versailles des Sonnenkönigs Ludwig XIV. In der Goldschmuck-Herstellung sollten berühmte Juweliere wie Charles Tiffany, René Lalique oder Louis-Francois Cartier neue Maßstäbe setzen. 1799 wurde durch den Fund eines 17 Pfund schweren Goldnuggets in North Carolina der erste Goldrausch in den USA ausgelöst. Es folgten ab 1848 der Goldrausch in Kalifornien und ab 1896 der Run auf die Claims am Klondike River bei Dawson in Kanada. Auch in Australien und Südafrika brachen Goldgräber-Hysterien aus. Bis heute gilt Gold als letzte Hoffnung und Zuflucht, insbesondere in Zeiten virtueller Geld- und Finanzmärkte. Dass Gold noch immer ein sicheres Ruhekissen für Anleger ist, ist inzwischen jedoch mehr Wunschdenken als durch Fakten gedeckt. Seit dem Rekordhoch von fast 2.000 Dollar je Feinunze im Jahr 2011 ist der Kurs mittlerweile auf rund 1.300 Dollar gefallen. Der von vielen erhoffte Superboom des Edelmetalls ist bis heute jedenfalls ausgeblieben.