Haar-Accessoires feiern im Sommer fröhliche Wiederauferstehung. Neben den Bobby Pins sind vor allem Haarbänder und Scrunchies besonders angesagt.
Eigentlich schon ziemlich überraschend, dass diesen Sommer Haarschmuck jeglicher Art eine Renaissance zu erleben scheint. Unübersehbar war jedenfalls, dass Haar-Accessoires auf den internationalen Catwalks eine sehr prominente Rolle gespielt haben. „Überhaupt sind Kopf und Hals der Modeindustrie wichtiger geworden", so jüngst die „Süddeutsche Zeitung" in einem Stil-Beitrag zum Trendthema Scrunchies. „Seit sich Menschen exzessiv selbst fotografieren (und Influencer in sozialen Netzwerken damit viel Geld verdienen), hat sich der Focus nach oben verschoben."
Vor diesem Hintergrund mag daher auch das aktuelle Comeback der Haarspange, Haarklemme oder Haarschließe nachvollziehbarer sein. Im englischen Sprachraum bezeichnet man sie in der Regel nur als „Bobby Pin", speziell in Großbritannien auch schon mal als „Kirby Grip" oder „Hair Grip". „Die Haarklammer", so das Magazin „Bunte", ist das unverzichtbare It-Piece für Frisuren aller Art. Die moderne Version wird aus einem Stück Metall gefertigt und in der Mitte gebogen. Bei den meisten Modellen ist eine Seite glatt, die andere gewellt." Beim Anstecken sollte immer darauf geachtet werden, dass die gewellte Seite unter das Haar geschoben wird und die glatte Seite sichtbar über dem Haar liegt. Die Haarspange wurde von einem Amerikaner namens Luis Marcus erfunden und gewann im Zuge der Flapper-Ära in den Goldenen 20ern unter den Bubikopf- oder Bob-Trägerinnen große Popularität. Da diese neuen Frisurformen mittels der Klemmen perfekt gestylt werden konnten, wurden die Spangen bald auf den Namen „Bobby Pins" getauft.
Bobby Pins können aus Kunststoff, Leder oder Horn hergestellt sein. Sie können ganz schlicht und schmucklos daherkommen, beispielsweise bei Exemplaren von J.W. Anderson, Brognano oder Sally LaPointe. Die Glitter-Version, etwa bei Simone Rocha mit Süßwasserperlen geschmückt, zieht aktuell alle Aufmerksamkeit auf sich. Auch Versace setzt auf die Schmuckstein-Variante. Von Gucci gibt es Modelle aus Harz mit Logo-Kristallverzierungen. Rebellisch und rockig sind dagegen die Haarklammern von Ashley William gestaltet. Stilikone Alex Chung zeigte sich jüngst mit den Rocha-Pins in der Öffentlichkeit. Gigi Hadid oder Pernille Teisbaek entschieden sich für eher schlichte Modelle. Offenbar haben die Haarspangen ihr Image als zu mädchenhaft oder zu Lolita-like ablegen können. Beim Fashion-Magazin „InStyle" wurden tolle Erinnerungen an Kindheitstage wieder erweckt: „Alle mal kurz festklammern! Denn jetzt kommt ein Frisurentrend, den wir spätestens in der 2. Klasse aufgegeben haben, weil er uns zu uncool wurde – die Rede ist von Haarspangen. Von wegen oll und uncool: Haarspangen sind 2018 wieder hottest."
Wenn sogar Kim Kardashian ihre Vorliebe für Zopfbänder öffentlich kundtut, kann getrost davon ausgegangen werden, dass die Scrunchies aus den 80er-Jahren wieder mega-angesagt sind. Damals waren sie neben Creolen und breiten Gürteln das wichtigste Accessoire der Fashionistas. Allerdings sollte Sarah Jessica Parker alias Carrie Bradshaw dem knautschigen Zopfband in der letzten Staffel von „Sex and the City" den modischen Todesstoß versetzen, indem sie postuliert hatte, dass keine New Yorkerin mit Stil dieses Teil tragen könne. Die Zeiten ändern sich: Das Magazin „Hollywood Reporter" hat jüngst 2018 zum „year of the great scrunchie return" ausgerufen. Das Label Mansur Gavriel wird – mit tollen Haargummis in der aktuellen Sommerkollektion – als Auslöser des Hypes gehandelt. Farblich und stofflich wahren die Revivalbänder die Tradition, es gibt sie aus Samt, Seide oder Tweed und in allen möglichen Neonfarben. Beim Stylen sollte unbedingt darauf geachtet werden, dass es nicht zu perfekt aussieht. Das Scrunchie sollte ganz locker wirken, das Haar gerade mal in geordneter Nachlässigkeit zusammenhalten.
Von Missoni gibt es das Zopfband mit typischem Zickzackstrick, von Marc Jacobs in blockstreifigem Schulmädchenstil. Tom Ford setzt auf schwarzes Leder, Comfort Objects auf recycelte Seidenschals. Balenciaga verlangt für sein Zopfband namens „Chouchou" aus gerafftem Lammleder in den Farben Gelb, Blau, Pink oder Smaragdgrün stolze 145 Euro. Und bietet gleich noch ein passendes, etwas schmaler gehaltenes Armband im Haargummi-Look an.
Nach den Scrunchies hat sich dank Alexander Wang ein weiteres, lange Zeit in Vergessenheit geratenes Haar-Accessoire zurückgemeldet: die Haarklammer. In den 1980er-Jahren klemmten sich modebewusste Ladys damit ihre XL-Wellen aus dem Gesicht. Anlässlich der Präsentation seiner Herbst-Winter-Kollektion 2018/2019 auf der New Yorker Fashion Week ließ Wang seine Models mit metallischen Banana Clips im XL-Format samt unübersehbarem Logo-Schriftzug auftreten. Dabei wurden die Klammern nicht etwa in gelocktes oder voluminös auftoupiertes Haar eingeklemmt, sondern in mithilfe von Spray und Gel super sleek gestylte Strähnen. Zwar sind die Clips von Wang noch nicht im Handel erhältlich, aber einfachere Varianten können problemlos online geordert werden.
Oder frau sieht sich nach den knallbunten Plastik-Haarclips des dänischen Labels Saks Potts um, das damit auf der Kopenhagener Fashion Week für reichlich Aufsehen gesorgt hatte. Wahlweise sind die in Pink, Lila, Grün, Gelb oder Himmelblau zu haben, dazu noch in Blumen- oder Schmetterlingsform gestaltet.
Schmucksteine kommen zum Einsatz
Auch das Haarband hat diesen Sommer den Sprung auf die internationalen Catwalks geschafft. Erstaunlich, wurde das elastische Teil doch bislang vor allem als nützliches Utensil zum Haare-Fernhalten beim Abschminken benutzt, in den 80er-Jahren wurde es allerdings auch gerne als Schweißband eingesetzt. Sportive Umsetzungen gibt es durchaus auch in den aktuellen Kollektionen, beispielsweise von Concept Korea. Eher schlicht sind die Haarbänder von Delpozo oder auch von Chanel gehalten, während bei Dolce & Gabbana beispielsweise reichlich Schmucksteine zum Einsatz kommen. Guccis Haarband wartet mit einem Logo auf, während Miuccia Prada bei Miu Miu mit floralen Applikationen zur Stelle ist. Am einfachsten gelingt das Styling, wenn das Band einfach über das am Hinterkopf antoupierte und mit Haarspray in Form gebrachte Haar weit in die Stirn gezogen wird. Aber auch zum klassischen Pferdeschwanz kann das Band bezaubernd aussehen, wie es bei Miu Miu zu sehen war. Wer es lieber ganz lässig mag, folgt dem Gucci-Beispiel und trägt das Band einfach über der natürlich fallenden Mähne.
Als Alternative zu den Haarbändern, die es aktuell auch aus Metall (Chanel) und reichlich mit Schmucksteinen verziert (Dolce & Gabbana) gibt, hat eine Reihe von Marken sich für Haarschleifen aus Materialien wie Chiffon oder Samt entschieden. Auch Seidentücher oder Foulards (Versace) sind wieder angesagt, ganz im Stil der legendären Divas der 1950er-Jahre. Blumen aus Tüll (Marchesa) oder Turbane nicht gänzlich zu vergessen, die wir bei Marc Jacobs oder Gucci auf den Laufstegen bewundern konnten.
Und wem das alles noch nicht edel und schillernd genug ist, der sollte sich für ein Diadem oder ein Prinzessinnen-Krönchen aus dem Hause Dolce & Gabbana entscheiden.