Die Wasserballer von Spandau 04 spielten die schlechteste Saison seit vielen Jahren. Ihr Auftritt beim Final 8 in Genua macht aber Hoffnung für die kommende Spielzeit.
Der Vorhang ist gefallen, die Wasserball-Saison für die deutschen Vereine ist Geschichte. Für Spandau 04 endete sie mit der vierten großen Enttäuschung der abgelaufenen Spielzeit: schon wieder kein Pokal. Kein deutscher Supercup, kein Sieg im nationalen Pokalwettbewerb, keine deutsche Meisterschaft. Und zuletzt gab es auch in Genua beim Final 8 der besten europäischen Vereinsmannschaften keinen Champions-League-Sieg. Gut, damit konnte auch keiner rechnen. Dass die Berliner bei ihrer ersten europäischen Finalteilnahme seit 2003 nicht ganz vorne landeten, schien ausgemachte Sache. Ein bisschen mehr Überraschung hatte sich der eine oder andere allerdings gewünscht.
Doch die Teilnahme am Final 8 der Champions League in Genua Mitte Juni allein war letztlich der größte Erfolg dieses Spieljahres, obwohl der achte Platz unter Europas Besten, der dabei heraussprang, sich zunächst nicht so anhört.
Nach den drei Partien in Genua – dem Auftakt gegen den späteren Gewinner Olympiacos Piräus (5:6), dem Duell mit ZF Eger (6:10) und dem Platzierungsspiel um Rang sieben gegen AN Brescia (10:14) – fühlten sich die Berliner keinesfalls deplatziert beim europäischen Eliteturnier. Zufrieden äußerte sich der Verein in seinem Pressetext nach dem Wettbewerb: „Es zeigte sich bei allen Spielen eine Gemeinsamkeit: Spandau 04 bewegt sich annähernd auf Augenhöhe mit den Topvereinen. Es sind häufig Kleinigkeiten, aber am Ende entscheiden sie über den Sieg."
Annähernd auf Augenhöhe
Ob es sich dabei um eine realistische Einschätzung handelt oder der deutsche Topverein die verkorkste Saison schönredet, wird sich in der kommenden Spielzeit zeigen müssen.
In allen drei Partien in Italien hatte Spandau starke und schwache Halbzeiten. Am deutlichsten zeigte sich das Potenzial der Berliner beim Auftakt gegen Olympiacos Piräus, das später überraschend das Finale gegen den hohen Favoriten Pro Recco Genua mit 9:7 gewann. Die Griechen begannen gegen das Kovacevic-Team stark, verloren aber ihre Souveränität sofort, als Spandau ernsthaft dagegen hielt und aus dem 1:4 ein 4:4 machte. 56 Sekunden vor dem Ende bekamen Marko Stamm und seine Mitspieler bei 5:6 noch einmal den Ball und hätten mit einem weiteren Treffer ein entscheidendes Fünfmeterschießen erzwingen können.
Dass es nicht dazu kam, rechneten die Berliner den Schiedsrichtern an. Die Spandauer sahen ein klares Foul der Griechen und reklamierten den aus ihrer Sicht fälligen Strafwurf. Doch nichts dergleichen geschah. „So blieb es ein gefühlter Sieg", kommentierte Präsident Hagen Stamm trotzig die wegweisende Niederlage im ersten Spiel.
Damit war eine Halbfinalteilnahme für Spandau verspielt, das im weiteren Verlauf des Turniers bestenfalls noch Fünfter werden konnte. Auch in den folgenden Platzierungsspielen hatten die Berliner starke Phasen – ausreichend war das nicht. Die Verletzung von Mateo Cuk, ein schwaches Überzahlspiel, Kräfteverlust aus einer langen Saison und deutliche Defizite in Angriff und Abwehr konnten nicht kompensiert werden. Platz acht war die logische Folge, auch wenn sich der Außenseiter nicht aufgab und weiter bis zum Turnierende kämpfte. „Fakt ist: Spandaus guter Name im internationalen Vereins-Wasserball ist durch die Auftritte in Genua nicht beschädigt, sondern bestätigt", ist der Verein sich in seinem Pressetext sicher.
Im Endturnier (damals Final 4) der Champions League standen die Wasserfreunde letztmals 2003 an gleicher Stätte im Piscine Sciorba und wurden Vierter. Wieder Letzter wollte diesmal keiner werden, doch auch aktuell bleibt allein die Teilnahme am Klassentreffen der Besten das Mögliche.
Die Enttäuschung über Rang acht hielt sich in Grenzen
Wäre der Auftakt gegen Piräus nicht verloren worden, das Team hätte Platz vier sicher gehabt – und „was wäre dann noch möglich gewesen?" fragt Manager Peter Röhle, als Torwart an den vier Europa-Cup-Siegen der 80er-Jahre beteiligt. Desillusioniert kommentierte er nach der Partie gegen die Griechen: „Jetzt klopfen einem alle auf die Schulter, aber in der Konsequenz ist es dasselbe, als ob du 0:10 verloren hättest."
Im Fortgang des Final 8 leisteten sich die Griechen aus Piräus keine weiteren Schwächephasen mehr, im Endspiel düpierten sie Gastgeber Pro Recco Genua mit 9:7 und durften sich über 52.000 Euro Siegprämie freuen. Vor allem der kroatische Torwart Josip Pavic brachte die Azzurri mit Glanzparaden in Serie zur Verzweiflung, verdiente sich die Ehrung als wertvollster Spieler zu Recht und brachte Top-Favorit Genua um den möglichen neunten Titel in der Champions League. Der bis dato letzte von Piräus datierte von 2002, damals gewann die Mannschaft in Budapest gegen Gastgeber Honved. Mit dem gefeierten Sieg vor 2.500 Zuschauern im Piscine Sciorba waren die Startprobleme gegen Spandau vergessen.
Bei den Berlinern, als krasser Außenseiter ans Mittelmeer gereist, hielt sich die Enttäuschung über Rang acht in Grenzen. Trainer Kovacevic lobte das Team für den „guten Job" gegen Piräus und fasste die beiden Auftritte der Platzierungsrunde so zusammen: „Es war jeweils dasselbe, wir begannen gut, erarbeiteten eine sichere Führung, aber konnten sie nicht halten." Der Hauptgrund für den Abbau war aus seiner Sicht das Pensum von acht Spielen in 15 Tagen und „das war für zu viele im Team zu viel am Ende der Saison".
So blieben die Berliner in diesem Jahr ohne Titel. Immerhin durfte man sich mit dem internationalen Comeback des ersten Endrunden-Auftritts in der Champions League seit 2003 mit einer kleinen finanziellen Aufwandsentschädigung trösten lassen. Als Achter bekamen die Berliner noch 25.000 Euro der 381.000 Euro Gesamtpreisgeld.
Coach Petar Kovacevic resümierte: „Wir haben eine Menge aus diesem Turnier gelernt und hoffen, im nächsten Jahr mit einem stärkeren Team zurückzukommen." Dann wird das Final 8 übrigens in Hannover stattfinden. Die Teamplanungen sind bereits in vollem Gange – nach der Saison ist vor der Saison. Die meisten Personalien stehen fest. So zum Beispiel, dass der Niederländer Lucas Gielen, der eine sehr starke Saison in Berlin ablieferte und von Waspo Hannover umworben wurde, weiter bei Spandau bleibt und den Vertrag verlängert.