Sie summen verräterisch, stechen eiskalt zu und sind blitzschnell wieder weg. Noch ehe man sich’s versieht, setzt dieser gemeine Juckreiz ein. Was sind Mücken doch für kleine freche Biester. Warum stechen die überhaupt, und wie vermeidet man ihre Attacken? Eine kleine Mückenkunde.
Es ist Sommer, die Mückensaison hat Hochkonjunktur und ganz Deutschland wedelt hektisch mit den Armen, vereint im Kampf gegen die tückische Mücke. Doch die eine Mücke gibt es ja gar nicht. Das am häufigsten verbreitete Exemplar ist die Gemeine Stechmücke (Culex pipiens). Davon surren allein in Deutschland etwa 50 verschiedene Arten durch die Luft. Hinzu kommen all die Mücken, die keine Blutsauger sind und deshalb gar nicht stechen. Zum Beispiel Schnaken oder Schneider. Oder Mücken, die eher Tiere stechen, wie die Kriebelmücke.
Warum Mücken stechen
Der schmerzhafte Stich ist ein Werk der Weibchen. Und zwar nur der Weibchen. Denn allein sie saugen unser Blut, weil sich dort ein gewisses Eiweiß befindet, das sie für die Befruchtung ihrer Eier benötigen. Und Vorsicht: „Eine Mücke kann mehrmals hintereinander stechen", erklärt der Hamburger Mediziner Dr. Johannes Wimmer, der als Online-Arzt über Beschwerden aller Art informiert. Gerade nachts, wenn Mücken gern aktiv sind, braucht es also nur ein Exemplar, um mehrere Stiche zu platzieren. Doch sobald sich das empfindliche Stechwerkzeug der Mücke in der Haut des Menschen verhakt oder abbricht, ist es mit dem Blutsaugen schon vorbei. Das sei häufig der Fall, so der Mediziner, weil viele Menschen sich als Reaktion auf den Stich sehr ruckartig bewegen.
Warum Mücken immer so laut summen
Das nervtötende Geräusch dient der Partnersuche. Durch den hochfrequenten Flügelschlag, der bei den männlichen Exemplaren höher ist als bei den Weibchen, erkennen sich potenzielle Fortpflanzungspartner.
Warum es zunehmend auch gefährliche exotische Mücken bei uns gibt
Vor etwa drei Jahren tauchten erste Berichte über die Asiatische Tigermücke auf, die in Süddeutschland gesichtet wurde und seitdem auch in anderen Bundesländern nachgewiesen wurde. Die aus den asiatischen Tropen stammende Stechmücke gilt als Überträger von Viren, die das Potenzial haben, Krankheiten wie Zika, Dengue oder Gelbfieber auszulösen. In den Norden gelangten die Mücken mit den Reisenden und durch den globalen Warentransport. In unseren Breitengraden sind sie eigentlich wegen des Winters nicht lange lebensfähig. Doch Wissenschaftler der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung in Frankfurt haben simuliert, wie sich die Tigermücke in Zukunft ausbreiten könnte, wenn die Zahl der warmen Winter steigt. Denn dann könnten die Eier der Mücke besser überleben. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass sich das potenzielle Verbreitungsgebiet der Tigermücke in Europa durch den Klimawandel nach Norden und Nordosten ausdehnen wird", fasst Prof. Dr. Sven Klimpel vom Forschungsinstitut zusammen. Bislang jedoch sind keine Fälle dieser Viruserkrankungen bekannt, die hier durch einen Mückenstich hervorgerufen wurden. Dafür müsste die Tigermücke den Erreger selbst erstmal aufnehmen, und der spielt in Nordeuropa keine wesentliche Rolle.
Warum Mücken einige Menschen besonders gerne stechen
Viele glauben immer noch die Mär, dass Mücken besonders auf süßes Blut versessen sind. Tatsächlich fliegen die Plagegeister auf verbrauchten Atem, genauer auf das Kohlendioxid. Außerdem werden sie von Schweiß, Feuchtigkeit und Körperausdünstungen aller Art angezogen. Wer also besonders viel schwitzt oder gerade intensiv ausatmet, ist für Stechmücken besonders attraktiv.
Wie sich Mückenstiche vermeiden lassen
Mücken lieben stehendes Gewässer, weil sie dort ihre Eier ablegen. Deshalb sollte man Teiche, Seen, Pfützen und auch nicht abgedeckte Regentonnen meiden. Besonders aktiv sind die Blutsauger in den Abendstunden. Das hat damit zu tun, dass die sehr fragilen Insekten am Abend mit weniger Wind konfrontiert sind und so ihre Kräfte sparen können. Außerdem sind ihre Opfer in der Nacht eine einfache Beute, weil sie im Schlaf wehrlos sind. Grundsätzlich verringert lange helle Kleidung die Gefahr, gestochen zu werden. Wer nachts mit offenem Fenster schlafen will, der kann dort ein engmaschiges Netz abringen.
An den wirksamsten Anti-Insektenmitteln scheiden sich die Geister. Die einen schwören auf Hausmittel wie Duftöle oder in frische Zitronen gesteckte Nelken. Die anderen vertrauen nur chemischen Stoffen, die sie direkt auf die Haut auftragen. Wie gut die sind, testet Stiftung Warentest regelmäßig (Test 6/2014). Auf den ersten Plätzen landeten dort Anti Brumm Forte und Autan Protection Plus Spray. Ersteres Spray, das mit dem Wirkstoff Diethyltoluamid (DEET) arbeitet, gilt als besonders wirksam, kann aber bei empfindlichen Menschen Hautreizungen hervorrufen.
Wie sich Mückenpopulationen ohne Chemiekeule verringern lassen
Ein lauer Abend im Garten, die Freunde sind da, der Grill ist an – doch dann geht schon das große Stechen los. Was sind die Plagegeister doch penetrant! Wer sich den Abend nicht vermiesen lassen will, der kann einiges ausprobieren. Erstens sollte man alle Regentonnen, Gießkannen und Eimer abdecken beziehungsweise komplett leeren. Dadurch verhindert man die Entwicklung vieler neuer Mücken. Zweitens könnte es sich lohnen, eine biologische Mückenfalle aufzustellen. Die Zoologen Dr. Martin Geier und Dr. Andreas Rose beschäftigen sich seit über 15 Jahren mit Stechmücken. Sie entwickelten an der Universität Regensburg Fallen für Stechmücken und andere blutsaugende Insekten. Diese Fallen, die mittlerweile über ihre Start-up-Firma Biogents weltweit vertrieben werden, sind kleine eimerartige Gebilde. Aus ihnen strömt Kohlendioxid in einer Menge, die dem menschlichen Atem ähnelt. Dadurch, so zeigen Studien, kann das Mückenaufkommen um bis zu 85 Prozent verringert werden.
Wie Stiche am besten abheilen und weniger jucken
Wer gestochen wird, merkt es meistens sofort. Die Stelle schwillt an und beginnt, fies zu jucken. Das liegt daran, dass der Speichel der Mücke mit einem Blut-Gerinnungshemmer durchtränkt ist, der ihr das Blutsaugen erleichtert. Der menschliche Körper reagiert darauf sofort mit einer ordentlichen Portion Histamin. Dieses wird in der Haut freigesetzt, führt zu einer allergischen Reaktion mit Schwellungen und Juckreiz. Jetzt heißt es: bloß nicht kratzen! Das, so warnen Dermatologen, verlängert den Juckreiz nur und kann im schlimmsten Fall zu Entzündungen führen. Stattdessen kann man den Juckreiz bekämpfen, indem man sofort danach einen Wärme-Stick nutzt. Diese stiftähnlichen hitzeabgebenden Sticks werden an den Einstich gehalten, damit sich dort ganz kurz eine Temperatur von etwa 50 Grad entwickelt. Diese kurzfristige Hitzeeinwirkung zerstört das Histamin und damit auch den Juckreiz. Oder man nutzt Gels wie Fenistil, die einen Anti-Histaminstoff enthalten. Andere schwören auf Aloe Vera oder die Innenseiten von Bananenschalen. Ist der Stich stark angeschwollen, hilft Kälte sehr gut. Wer auf die Stiche besonders heftig allergisch reagiert, für den bleibt nur der Gang zum Arzt.
Warum immer mehr Menschen heftige Reaktionen auf Mückenstiche haben
In den vergangenen Jahren mehren sich die Klagen, dass Mückenstiche immer heftigere Reaktionen hervorrufen. Die Schwellungen gingen über Wochen nicht zurück, der Juckreiz bleibe über Tage und die Beulen seien besonders groß. Stimmt das? Das könne vorkommen, sei von Saison zu Saison jedoch unterschiedlich, meinen Dermatologen. Und so ganz einig sind sich die Mediziner über die Gründe nicht. Die beliebtesten Theorien: Erstens: Weil es immer mehr Allergiker gibt, sind heftigere Reaktion auf Insektenstiche häufiger. Zweitens: Insekten übertragen beim Stechen zunehmend auch Umweltgifte, die die Haut reizen. Drittens: Immer mehr neue Mückenarten kommen aus dem Süden zu uns. Deren Speichelzusammensetzung ist für uns ungewohnt – die Reaktion ist entsprechend heftiger.