Das Staunen kleiner Kinder verträgt sich schlecht mit Eile im Alltag. Ein Weg zu Fuß dauert ewig. Hier ein Steinchen, dort eine Blume, Schnecken und ein Grashüpfer. Was gibt es nicht alles zu entdecken. „Spazieren stehen" nennen manche Eltern das Unterwegssein, wenn sie sich auf das Tempo der Kleinen einlassen. Kinder zwingen uns zur Langsamkeit und zum Innehalten.
Von kleinen Kindern können wir vieles lernen: Voller Erwartung in den neuen Tag gehen. Sich hineingeben in den Moment. Die Zeit vergessen, sich voller Hingabe einer Aufgabe widmen. Kreativität ausleben. Sich begeistern für die kleinen Dinge im Leben. Freude über neu Gelerntes: ein Wort sagen können, auf dem Laufrad fahren oder begreifen, was das Wörtchen „Ich" bedeutet.
Titus Müller hat solche Erlebnisse mit seinen beiden Söhnen festgehalten. Der Autor, der sich selbst als Entdecker und Staunender bezeichnet, erzählt Geschichten, wie Kinder die Welt entdecken. Es begeistert ihn und entlohnt ihn für alle Mühen, die seine Kinder ihm als Vater abverlangen. Titus Müller beschönigt nichts: chronischer Schlafmangel, Sehnsucht nach verlorener Freizeit, Erschöpfung, Flucht in die Arbeit. Wie Tagebuchaufzeichnungen lesen sich seine Gedanken und Gefühle, die sein Vatersein begleiten. Schonungslos ehrlich nennt er Fragen, die ihn bedrängen: „Tauge ich etwas als Vater? Sollte ich nicht häufiger mit ihnen spielen? Was lernen die Kinder, wenn sie mich beobachten?"
Der Bestsellerautor ist bekannt für seinen meisterhaften Erzählstil. Für seine historischen Romane erhielt er mehrere Literaturpreise. In dem Buch: „Das Glück hat kleine Schokofinger" schreibt er mit feiner Wahrnehmung über die ersten Jahre seiner Kinder und sein Leben als Autor mitten in der Familie.
Titus Müller bringt dem Leser das Staunen wieder nahe, das Innehalten, das Entdecken. Er lädt die Leser dazu ein, die Welt mit den Augen eines Kindes zu betrachten und Dinge wahrzunehmen, die einem in der Eile viel zu oft entgehen.