Sebastian Rost (50)
Stuckateur und Restaurator | Pankow
In der Ecke steht ein alter Kachelofen. Davor ein Korb mit Holz für kalte Tage. Sebastian Rost hält das Tablet auf dem Schoß und legt die Beine hoch. Doch der Schein trügt. In seiner Firma mit 30 Mitarbeitern, die den Beinamen „Ornament und Architektur" trägt, geht es alles andere als gemächlich zu. Zwischen Aktenstapeln am Fußboden stehen Fundstücke von Großbaustellen. Eine Rocaille, ein muschelförmiges Stuckelement, erinnert an die Bauarbeiten in der Staatsoper. Die Saaldecke hatte Rost komplett demontiert und fünf Meter höher wieder aufgebaut. Bis zu 300 Kilo schwere Stuckteile mussten dafür angebracht werden. Aktuell baut Rost, der beim VEB Denkmalpflege lernte und außerdem Diplomingenieur für Architektur ist, am Berliner Schloss die Decken für die Durchfahrten. An der Pinnwand hängt ein Angebot der Containerfirma Sisyphos, welche den Schutt abtransportiert. Anders als der Sisyphos aus der griechischen Mythologie, der einen immer wieder herabrollenden Felsblock auf ewig einen Berg hinaufwälzen muss, erhielt der Ostberliner für seine Bauobjekte, darunter die Villa Perle in Heiligendamm, zahlreiche Preise. Unter anderem den Bundesdenkmalpreis 2010 und 2017. Der schönste Lohn für den Stuckateurkünstler aber: Mit seinen Kindern durch Berlin fahren und ihnen die Jugendstil- und Gründerzeitfassaden zeigen, die er restauriert hat.