In Großblittersdorf, unweit der Saar, lockt seit Neuestem das „Côté Canal". Im Sommer können die Gäste unter freiem Himmel in einer Lounge die Seele baumeln lassen. Wer ein ruhigeres Plätzchen sucht, kann in der kleinen Bibliothek schmökern. Süßmäuler und Freunde herzhafter Speisen werden hier auf ihre Kosten kommen.
Auf dem Fahrradweg, der entlang des Saarkanals vorbeiführt, herrscht im Sommer immer reger Betrieb. Immerhin lässt sich per Velo die Saar von Konz bis hin zur lothringischen Seenplatte erkunden. Kurzum: Hier ist es einfach herrlich.
Nicht von ungefähr frequentieren zahlreiche Deutsche die zwischen Großblittersdorf und Saargemünd gelegene Gastronomie – und dies nicht nur zur Mittagszeit. Ich selbst habe an dieser Stelle bereits viele Restaurants und Bistros aus diesem Teil Frankreichs vorgestellt. Seit Anfang Juni lohnt der Besuch einer neuen Gastro-Adresse: das „Côté Canal – Café & Co." in Großblittersdorf.
Jung und Alt, Fahrradfahrer und Spaziergänger, Touristen wie Einheimische treffen sich dort. Dementsprechend bunt gemischt ist die Kundschaft. Vor allem geht es im „Côté Canal" sehr gemütlich zu. Viele Besucher kehren hier ein, um eine Pause zu machen und sodann wieder aufzubrechen. Andere wiederum verbringen hier Stunden, sei es mit dem Lesen einer Zeitung oder eines Buchs. Mir fällt auf, wie ruhig es hier am Rande der Saar ist. Ab und an zieht ein Schiff vorüber oder Kanuten gleiten übers Wasser.
Lange Zeit drohte dem Haus, das früher eine Bäckerei beherbergte, der Verfall. Trotzdem passierte mit dem Gebäude jahrelang erst einmal nichts. Die Zeit des Leerstands ist vorbei: In den ersten Wochen nach der Eröffnung besuchten viele Neugierige das „Côté Canal". Das Angebot des Hauses kommt offenbar bei den Gästen an.
Eng verbunden mit der Geschichte dieser Neueröffnung ist die Freundschaft vier junger Menschen mit gutem Geschmack. Unter ihnen ist Nicolas Muller, der mir die folgende Geschichte erzählt: „Lucas Muller, ein Freund von mir, hat 2015 das Anwesen gekauft. Er wollte ursprünglich hier ein Eiscafé eröffnen. Dann hat er seine Freundin Pauline Krebs, Rémy Meier und mich angerufen und uns gefragt, was wir davon halten. Im Laufe der Zeit haben wir dann ein Konzept entwickelt und wollten auch etwas kochen. Denn hier kommen den ganzen Tag Leute vorbei."
Die vier konnten bei dem Projekt ihre jeweiligen Kompetenzen einbringen, schließlich haben sie unterschiedliche Fächer studiert. Hinzu kommt, dass alle vier zweisprachig sind. Für ein Café in dieser Lage ist das außerordentlich wichtig. Rémy Meier, studierter Architekt, hat die Baustelle geleitet. Knapp 18 Monate dauerte es, bis aus der Ruine dieses schöne Ensemble entstand. Dazu gehören ein großer Garten und ein Kaffeehaus mit einer schicken Theke. Im ersten Stock finden Besucher eine kleine Bibliothek mit Sitzplätzen vor, auf dem Balkon eine gemütliche Lounge mit Sofas und Sitzkissen. Einfach wunderbar!
Nicolas Muller erinnert sich an die anstrengende Zeit der Renovierung, mussten man doch viel in Eigenregie stemmen.
„Wir mussten den Verputz abschlagen, die Steine freilegen, dann zwischen den Steinen vieles neu verfugen. Die Tische innen im Haus haben wir selbst gemacht, ebenso haben wir einen neuen Boden verlegt", erzählt Nicolas Muller.
Das kulinarische Konzept des „Côté Canal" setzt sich zusammen aus dem Café, „fast good" und der Weinbar. Zum jetzigen Zeitpunkt liegt der Schwerpunkt allerdings noch auf dem Café und der Eisbar. Das Team möchte alles Schritt für Schritt weiterentwickeln.
Wer hierherkommt, informiert sich erst einmal über die Tagesangebote. Der Gast geht an die Theke und sieht sich die tagesaktuellen Kreationen an. Jeden Tag werden frische Kuchen gebacken und auch frische, warme Gerichte zubereitet.
Pauline steht in der Küche und backt traumhafte Kuchen. Käsekuchen, Schokoladenkuchen und eine Tarte mit saisonalen Früchten gehören zum Standard-Kuchenbüfett. All diese Kuchen sind auf der Theke drapiert. Das Eis stammt aus „Henrys Eismanufaktur", einer Eisdiele in der Saarbrücker Kappenstraße. Inzwischen ist sie hierzulande eine bekannte Adresse. Das komplette Sortiment wie im Stammhaus wird hier zwar nicht angeboten, doch die gängigen Eissorten sind vorhanden. „Was uns besonders an ‚Henrys Eismanufaktur‘ gefällt", sagt Muller, „ist, dass er auch veganes, laktosefreies Eis herstellt. Es kommen auch schon mal Leute allein des Eises wegen zu uns."
Hinter dem Begriff fast good verbirgt sich das herzhafte Essensangebot des „Côté Canal": hausgemachte Tartines, Quiches und Salate. Um all das zuzubereiten steht Pauline schon früh morgens in der Küche. Toll ist, dass alles frisch schmeckt und das gute Händchen bei der Auswahl der Produkte erkennbar ist. Aktuell wird außerdem eine Tarte aux légumes, also ein Gemüsekuchen, angeboten. Das Brot für die Tartines stammt vom Saargemünder Bäcker „La Tradition de mon grand-père" – es schmeckt wirklich klasse. Während der kalten Jahreszeit sollen auch Suppen und Eintöpfe auf der Karte stehen.
Nun zu der Weinbar im „Côté Canal": Da arbeiten sie mit dem Großblittersdorfer Weinhaus „rouge et blanc" zusammen. Aus gutem Grund, wie mir Nicolas Muller erklärt: „Es ist hier in der Gegend sehr bekannt und hat sehr gute Weine. Das bestätigen uns auch die Gäste. Die Weine schmecken gut, sind aber nicht sehr bekannt und auch nicht so teuer. Sein Konzept ist, in ganz Frankreich kleine Weingüter zu finden, die weniger bekannt sind. Und dies bei bester Qualität", sagt Muller.
„Garten der Aromen" wurde neu angelegt
Besonderen Wert legt das „Côté Canal"-Team auf Umweltschutz und Nachhaltigkeit. Diesen Anspruch leben sie auch – und erwarten von ihren Gästen, dass sie ihrerseits diesen Gedanken umsetzen. Im Garten steht eine „Selbstentsorgungsstation". An der sollen Gäste ihren Abfall selbst entsorgen und so für die Mülltrennung sensibilisiert werden. Plastik sucht man denn auch vergebens, zum Beispiel sind Strohhalme tabu.
„Der Garten der Aromen" wurde von den vier Freunden neu angelegt. Nachdem Kräuter gepflanzt wurden, soll hier in den nächsten Jahren ein Garten Eden der Kräuter entstehen. An der Bar hängt ein großes Tableau mit den aktuellen Weinen. Im Herbst sollen auch Weinverkostungen angeboten werden. Im Winter wollen sie vor dem Café eine große Holzhütte aufstellen, wo es unter anderem Glühwein geben soll.
In der Kulturecke im ersten Stock stehen Bücher in deutscher und französischer Sprache. Gern kann man sich hierhin zurückziehen, um in Ruhe ein Buch zu lesen. Auch kann man sich Bücher ausleihen. Geplant ist es auch, Bilder lokaler Künstler im Haus auszustellen, erste Kontakte wurden hierzu schon grenzüberschreitend geknüpft.
Direkt am Fahrradweg wird das Team in nächster Zeit eine Ladestation für Elektrofahrräder installieren. Alle E-Bike-Radfahrer, und nicht nur die, dürfen dann kostenfrei Strom zapfen. Für vorbeifahrende Radfahrer soll ein kleines Werkzeug-Set ausliegen, um das Rad aufzupumpen oder Schrauben nachzuziehen.
Mir jedenfalls hat es im „Côté Canal – Café & Co" sehr gut gefallen. Die jungen Leute haben viele gute Ideen und achten auf Qualität. Ihre Produkte beziehen sie aus Deutschland und Frankreich. An den Tischen wird auch mal Französisch bestellt, aber auf Deutsch geantwortet. Das finde ich sehr sympathisch.