Zu jedem Zeitpunkt ihrer erstaunlichen Karriere war Julia Holter Lichtjahre von akustischer Gefälligkeit entfernt. Ein einziges Mal immerhin gab sie doch ein zartes Gastspiel auf dem Planeten Pop: Mit „Have You In My Wilderness“ durfte sie im Jahr 2015 an den britischen und den deutschen Charts schnuppern. Zuvor hatte sie mit auf sehr eigenwillige, bizarre Weise wunderschönen Werken („Tragedy“, „Ekstasis“ und „Loud City Song“) Aufsehen erregt.
2018 ließ Holter mit „Aviary“ dann ein Experimental-Monster auf eine Hörerschaft los, die beim Erlauschen der 15 sperrigen Tracks regelrecht nach Luft schnappte. Seither ist viel passiert.
Das einschneidendste Erlebnis der Singer-Songwriterin aus Los Angeles ist vermutlich ihre eigene Mutterschaft. Und mit „Something In The Room She Moves “ lässt sie uns auf besondere Weise daran teilhaben.
Spielerisch und schrägcharmant poltert die Eröffnung „Sun Girl“ in Ohr und Herz des affinen Hörers. „These Morning“ ist wundersamer, sich behutsam vorantastender Dream Pop.
„Meine Musik neigt dazu, zu mäandern. Ich mag Melodien auf eine himmlische Art“, gesteht Julia Holter. Auch der bezaubernde Titelsong zeugt davon. Der Album-Titel variiert übrigens eine Beatles-Zeile („Something in the way she moves …“). Als erklärter Fan der Liverpooler sang sie ihrem Töchterchen regelmäßig Beatles-Lieder vor. „Materia“ (übersetzt: Mutter) tönt mit seiner Schlüsselzeile „My heart is loud“ wie ein karges Wiegenlied. Man spürt ihr Mutterglück.
Noch minimalistischer geriet die mehrstimmige, impressionistische Vocal-Glanzleistung „Meyou“. Als „beschwörendes Herzstück“ des Albums wird gemeinhin das über sechs Minuten lang beharrlich vorwärts pochende, zugleich traumverlorene „Spinning“ gehandelt – das Ergebnis nächtlicher Kreativitätsschübe.
„Ocean“ und „Evening Mood“ sind weitere wundersame Glanzlichter einer singulären Kompositions- , Instrumental-, Gesangs- und Produktionsmeisterschaft.
„Something In The Room She Moves“ klingt wie ein beglückender Tauchgang bei Vollmond und erscheint am 22. März.