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WAS MACHT EIGENTLICH...

Sein „Phantom der Oper“ lief 35 Jahre lang in New York
Foto: imago stock&people

… Andrew Lloyd Webber?

Der erfolgreichste Musical-Komponist der Gegenwart gehört mit Werken wie „Cats“ oder „Phantom der Oper“ zu den wenigen Künstlern, die alle vier großen US-Unterhaltungspreise erhielten. Kürzlich schrieb der 75-Jährige die Krönungshymne für King Charles III., konnte aber mit dem neuen Musical „Cinderella“ nicht an frühere Erfolge anknüpfen.

Andrew Lloyd Webber hat alle großen US-Entertainment-Preise – Emmy, Grammy, Oscar und Tony – zumindest einmal erhalten und damit den ruhmvollen „EGOT“-Status erreicht. Neben einem Oscar und einem Emmy stehen acht Tonys, fünf Grammys, ein Golden Globe und sechs Olivers sowie eine beachtliche Anzahl anderer Auszeichnungen in seiner Ehren-Vitrine und dokumentieren das Ausnahmetalent des Musical-Komponisten, der 1992 in England zum Ritter geschlagen und 1997 zum Baron of Sydmonton ernannt wurde. Damit wurde er Mitglied des britischen Oberhauses, aus dem er sich 2017 wieder zurückzog. Mit seinem jüngsten Werk „Cinderella“ musste Webber 2022 eine ganz neue Erfahrung machen: Ein Jahr nach der wegen Corona bereits verschobenen Premiere setzte er das Musical wegen finanzieller Probleme ab. Er bezeichnete es als „kostspieligen Fehler“, das Stück während einer Pandemie an den Start gebracht zu haben. Webber sah die Gründe für die Schwierigkeiten in den pandemiebedingten Theaterschließungen über Weihnachten und Neujahr 2021 und der nachfolgenden mangelnden Entschädigung durch die britische Regierung. Er überarbeitete danach sein Musical geringfügig und brachte es unter dem neuen Titel „Bad Cinderella“ ab März 2023 am New Yorker Broadway auf die Bühne. Webber sah sich dabei allerdings harter Medienkritik ausgesetzt und ging bei der Tony-Verleihung erstmals leer aus. Da Mitte Juli dann in New York der letzte Vorhang für „Bad Cindarella“ fiel, steht derzeit erstmals seit 44 Jahren kein Webber-Musical mehr auf dem aktuellen Broadway-Spielplan. Webbers Stücke haben alle Rekorde gebrochen und gehören bis heute zu den Dauerbrennern des Musiktheaters.

Mit dem neuen Musical „Cinderella“ konnte Webber nicht an frühere Erfolge anknüpfen. Hier eine Aufnahme von 2022
Mit dem neuen Musical „Cinderella“ konnte Webber nicht an frühere Erfolge anknüpfen. Hier eine Aufnahme von 2022 - Foto: IMAGO / Future Image International

„Kostspieliger Fehler“

Als sein „Phantom der Oper“ kürzlich in New York aus dem Programm genommen wurde, konnte das Stück dort auf eine Spielzeit von sagenhaften 35 Jahren zurückblicken. Selbst, wer nie ein Webber-Musical gesehen hat, kennt die zahlreichen Hits, die aus ihnen hervorgegangen sind, etwa „Memory“ aus „Cats“, „Don’t cry for me, Argentina“ aus „Evita“ oder „The Music of the Night“ aus „Phantom der Oper“. Woher er all diese musikalischen Ideen nimmt, kann Webber selbst nicht genau sagen: „Manchmal spiele ich nur so am Piano herum und finde zufällig eine gute Phrase. Manchmal kommen meine Ideen, wenn ich an nichts denke, ein anderes Mal wache ich mit einer Melodie im Kopf auf, und manchmal habe ich auch eine Idee, die ich dann ausarbeite.“ In seinen Memoiren berichtet er beispielsweise, dass ihm die Hauptmelodie für „Jesus Christ Superstar“ beim Spaziergang durch eine Londoner Straße eingefallen sei und er die Noten dann in einem Lokal auf einer Serviette notiert habe.

Einen familiären Rückschlag hatte Webber vor vier Monaten zu verkraften. Auf seinem Twitter-Account meldete er drei Tage nach seinem 75. Geburtstag am 22. März den Tod seines 43-jährigen, an Magenkrebs erkrankten Sohnes Nicolas, den er in dessen letzten Lebenstagen im Hospiz begleitet hatte. In einem sehr persönlichen Bericht hat er in der „New York Times“ diese für die gesamte Familie schwere Zeit dargelegt: „Wir umarmten und verabschiedeten uns. Am nächsten Tag verstarb mein Sohn“, schrieb Webber über die letzten Stunden von Nicolas, der ebenfalls als Komponist erfolgreich war. 

Bereits neue Ideen im Kopf

Etwas Balsam für Webbers Komponistenseele war vermutlich der Auftrag des britischen Königs Charles III., für dessen Krönungszeremonie eine Hymne zu schreiben. „Ich habe es für den Chor und die Orgel sowie für Blechbläser und das Orchester der Westminster Abbey komponiert“, erläuterte Webber diese ehrenvolle Arbeit, die auf dem biblischen Psalm 98 basiert. Natürlich beschäftigen ihn die Musik und der Einsatz für sein weltweites Musik-Imperium weiterhin sehr stark. So hat er im Vorjahr in Spanien mit Antonio Banderas über spanische Übersetzungen einiger seiner großen Musicals gesprochen. Auch ist der Erfolgskomponist, der 2022 Jury-Mitglied in der englischen „The Masked Singer“-Show war, immer noch auf der Suche nach neuen Ideen. So würde es ihn sehr reizen, ein Musical über die aktuelle Flüchtlingsproblematik zu schreiben. Trotz intensiver Beschäftigung mit dem Thema fehle ihm aber derzeit noch die „ganz spezielle Storyline“, um sagen zu können: „Wow, das werde ich machen!“

Nicht so bekannt wie seine Musical-Kompositionen ist Webbers Stiftung „The Open Churches Trust“, die er 1994 gegründet hat. Dank dieser Stiftung können in England bis heute Kirchen auch außerhalb der Gottesdienste für interessierte Besucher offengehalten werden: „Kirchen sind einer der unbesungenen Schätze des Landes. Sie sind nicht nur architektonische Schätze, sondern enthalten auch Objekte, auf die jedes Museum stolz wäre!“, begründet Webber sein kulturgeschichtliches Engagement. Der schon immer an Architektur interessierte Star besitzt zudem heute in London sechs Theater, die er zuletzt sehr aufwendig renovieren ließ. 

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