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WAS MACHT EIGENTLICH...

Bryan Ferry (Mitte) mit seiner Band Roxy Music
Foto: picture alliance / Fryderyk Gabowicz

… Bryan Ferry?

Als Frontmann der Band Roxy Music und Solo-Interpret wurde er in den 70ern bekannt und ist inzwischen 50 Jahre im Geschäft. Der 78-Jährige, der 2011 den Orden des britischen Empire erhielt, ging 2022 auf Jubiläumstour und hat seine Songtexte als Buch veröffentlicht.

Bryan Ferry macht seit gut 50 Jahren avantgardistische Popmusik und wurde mit seinem dandyhaften Outfit auch zu einer Stil-Ikone. 2006 war er sogar das Gesicht einer Werbekampagne des britischen Modehauses Marks & Spencer. Bei einem Rückblick auf seine lange Karriere habe er besonders in den vergangenen zehn Jahren bemerkt, dass man ihm heute mit mehr Respekt entgegentrete, als dies früher der Fall war: „Ich fühle mich heute als älterer Künstler mehr wertgeschätzt. Dadurch kann ich entspannter mit meinem Lebenswerk umgehen“, betonte er 2019 im Magazin „Forbes“. Es mache ihm in letzter Zeit auch wieder mehr Spaß, auf Tour zu gehen, zumal er ein solch großes Repertoire habe, dass es ihm nie langweilig werde. „Ich kann dabei so viele stilistische Bereiche ausprobieren. Das tut mir gut und ich kann in direkten Kontakt mit Leuten kommen, die meine Musik mögen und mich schon seit Jahrzehnten unterstützen.“ 

2022 neue Platte mit Liebesliedern

Der 78-Jährige ging 2022 auf Jubiläumstour und hat seine Songtexte als Buch veröffentlicht
Der 78-Jährige ging 2022 auf Jubiläumstour und hat seine Songtexte als Buch veröffentlicht - Foto: picture alliance / MATRIXPICTURES 

Solche Tourerfahrungen konnte Ferry zuletzt im Herbst 2022 machen, als er mit seinen Roxy-Music-Kollegen aus Anlass des 50. Jahrestages des Debüt-Album erstmals seit 2011 wieder auf der Bühne stand und zwölf Stadionkonzerte in den USA und drei in Großbritannien spielte. Das halbe Jahrhundert Roxy Music dokumentiert sich auch in mehreren Plattenveröffentlichungen, etwa das Doppelalbum „The Best of Roxy Music“, das in farbiger Vinyl-Pressung, in neuer Aufmachung und mit sämtlichen Texten ebenso einen guten Überblick über das musikalische Schaffen einer kreativen Band ermöglicht wie das neue Set aller von ihr bisher veröffentlichten Alben. Ferry selbst hat im März des Vorjahres den bevorstehenden 30. „Geburtstag“ seines Solo-Albums „Taxi“ (1993) zum Anlass genommen, eine limitierte Sonderedition der Platte in gelbem Vinyl an den Start zu bringen. Gleichzeitig veröffentlichte er das Buch „Lyrics“, das all seine Texte von 17 zwischen 1972 und 2014 erschienenen Alben vereint. Bei der rückblickenden Beschäftigung mit seinen Songtexten habe er festgestellt, dass „die Tiefpunkte des Lebens oft die gefühlsstärksten und meistgeliebten Songs hervorbringen“.

Ebenfalls 2022 erschien eine neue EP von Ferry, auf der er unter dem Titel „Love Letters“ vier klassische Liebeslieder verschiedener Musikepochen interpretiert, darunter als ältestes „The Very Thought of You“, das Ray Noble schon 1934 herausgebracht hatte.

Ferry kehrt damit zu seinem seit Karrierebeginn bewährten Rezept zurück, bekannte Song-Klassiker auf seine ganz besondere Weise neu zu interpretieren. „Ich liebe es, mein Repertoire mit Coverversionen von Songs zu erweitern, die aus verschiedenen Genres und Zeiten stammen“, erklärt Ferry auf seiner Website. „Es ist eine interessante Herausforderung herauszufinden, wie ich sie am besten in meinem eigenen Stil interpretieren kann.“

Seit 20 Jahren Nichtraucher

Ein solcher Song bescherte Ferry 1973 auch seinen ersten Hit als Solist, als er den damals zehn Jahre alten Bob Dylan-Song „A Hard Rain’s A‐Gonna Fall“ in die Charts brachte. Selbst als er später ein komplettes Album mit neu interpretierten Dylan-Titeln (2007: „Dylanesque“) veröffentlichte, blieb eine Reaktion der von ihm sehr geschätzten Songwriter-Legende aus: „Ich weiß nicht, wie er über meine Covers denkt. Vielleicht mag er ja ein paar?“, rätselte Ferry 2022 in einem Interview mit „Vultures“. Nur ein einziges Mal überhaupt habe er eine Rückmeldung erhalten, nachdem er einen Song zweier junger, unbekannter Komponisten aus Nashville gecovert und auf einer Single-B-Seite veröffentlicht hatte. Ansonsten, so Ferry, bekämen Musiker eher wenig Reaktionen von Kollegen auf ihre Arbeit und auch er selbst gehe eher selten zu Konzerten anderer Künstler. Auch Songs des Cover-Spezialisten Ferry fanden schon neue Interpreten: Besonders mag er Bill Murrays Version von „More Than This“ im Film „Lost in Translation“. Daneben schätzt er Grace Jones Interpretation von „Love Is the Drug“ und lobt: „Sie groovt besser als unsere!“ Über seine Mitgliedschaft bei Roxy Music schwärmte Ferry 2022: „Ich habe auf ihren Alben einige meiner besten Songs abgeliefert, und ich war glücklich, Teil einer solchen einzigartigen Band zu sein.“ 

Oft werde er angesprochen, ob er für das berühmte gepfiffene Solo von „Jealous Guy“ lange habe üben müssen: „Das entstand sehr spontan. Und pfeifen konnte ich noch aus der Zeit, als ich als Zeitungsjunge in Washington meine Runden drehte.“ Nicht traurig ist Ferry, dass er 1985 den Hit-Song „Don’t You (Forget About Me)“ aus Zeitgründen an die Simple Minds abgetreten hat: „Sie haben das aber dann großartig gemacht!“ Seine eigene Musik entsteht meistens am Piano, während die Texte irgendwo anders niedergeschrieben werden: „Ich bin kein schneller Schreiber, und häufig dauert es recht lange, bis alles fertig ist“, erläuterte er 2022 im „Guardian“. Während früher edle Zigaretten ständige Begleiter seiner Arbeit waren, hat er vor 20 Jahren das Rauchen aufgegeben. Aufgegeben hat Ferry 2014 auch seine kurze zweite Ehe mit der 36 Jahre jüngeren Amanda Sheppard, weil er sich mit knapp 70 Jahren dem Kinderwunsch seiner Frau widersetzt hatte. 

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