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WAS MACHT EIGENTLICH...

Mit dem Diskus wurde Riedel zum Star. Hier bei einem Wurf in Duisburg
Foto: imago/Pressefoto Baumann

… Lars Riedel?

Mit je einer olympischen Gold- und Silbermedaille, fünf Weltmeister- und einem Europameistertitel wurde der Diskuswerfer in den 90er-Jahren zu einer deutschen Sportlegende. Heute dreht der 56-Jährige Fitnessvideos und engagiert sich für sehbehinderte Kinder.

Lars Riedel galt in seiner aktiven Zeit mit zwei Metern Körpergröße und 110 Kilo „Kampfgewicht“ als Modellathlet, der seine körperlichen Vorzüge auch erfolgreich in Titel umsetzen konnte. An seiner Größe hat sich nichts geändert, aber er bringt heute gut zwei Dutzend Kilos mehr auf die Waage.
Sportliche Betätigung früheren Ausmaßes kommt für Riedel nicht mehr infrage: „Das ist lange vorbei. Das würde auch mein Rücken gar nicht mehr mitmachen.“ Der Rücken ist aber nicht die einzige Problemzone der Diskus-Legende, denn es plagen auch Vorwölbungen im Lendenbereich L4 und L5: „Auch meine Iliosakral- und Facettengelenke waren betroffen. Nach meiner aktiven Zeit rebellierten die Hüfte und später dann das Knie“, schildert Riedel 2020 im „Golfsportmagazin“. Deshalb galt nach der Pandemie das erste medizinische Augenmerk seinem Knie, das er in Düsseldorf mit dem speziellen BSC-Verfahren behandeln ließ, das die regenerativen Heilungsmechanismen im Körper anstößt: „Dabei wird mein eigenes Blut speziell aufbereitet, das – gezielt injiziert – positiv in die Entzündungs- und Schmerzprozesse von Bändern, Sehnen und Gelenken eingreift.“ 

Die Hüften „rebellierten“

Der 56-Jährige dreht heute Fitnessvideos und engagiert sich für sehbehinderte Kinder
Der 56-Jährige dreht heute Fitnessvideos und engagiert sich für sehbehinderte Kinder - Foto: IMAGO/Future Image

Mit dieser Behandlungsmethode hatte Riedel in den vergangenen Jahren an der Hüfte bereits gute Erfolge erzielt, wodurch ihm das geliebte Golfspielen wieder ermöglicht wurde. Riedel, auch Mitglied des gemeinnützig engagierten Eagles Charity Golf Clubs, findet sportlich heute im Golfen seine Erfüllung, weil es ihm helfe, sich gesund zu fühlen. „Ich merke dabei, wie wichtig Ziele für mich sind. Beim Golfen sind das halt ein paar Meter mehr Weite oder noch näher zum Pin.“ Dafür ist er bereit, ausreichend zu trainieren, aber der Spaß dürfe nicht zu kurz kommen. Damit habe er früher Erfolg gehabt, und den habe er beim Golfen auch jetzt noch. Riedel spielt derzeit mit Handycap 12 und ist mit einem bisher längsten Drive von 364 Metern registriert. Hobbysportlern rät er ebenso wie den Zuhörern seiner Motivationsvorträge: „Wer etwas erreichen will, muss immer wieder dranbleiben und trainieren“, auch wenn das Wetter mal schlecht sei oder man keine Lust habe. Er selbst habe dank seiner erfolgreichen Knie- und Hüftbehandlung inzwischen sein erstes schmerzfreies Golf-Jahr hinter sich und natürlich jetzt ein neues Ziel: „mein 12er Handicap einstellig zu machen“. Als Riedel im Vorjahr mit einem Reporter des Bayerischen Rundfunks zum Fichtelberg aufgestiegen ist, kam er doch etwas aus der Puste: „Ich bin eben kein Ausdauersportler“, bekannte er. Er wohne zwar am Tegernsee direkt am Wald, gehe gern spazieren und fahre Rad: „Aber den Berg rauf nehme ich doch lieber die Bahn.“ Wenn die körperliche Belastung ansteigt, merke er „ganz krass“, dass er als ehemaliger Leistungssportler mit entsprechenden Spätfolgen zu kämpfen hat. Bis heute sage er aber nie „Ich bin krank“, sondern immer „Mein Körper ist krank“. So könne er diesen gedanklich zum Arzt „auslagern“. Sportlich konzentriert Riedel sich deshalb heute auf das belastungsärmere Golfen, bei dem er zudem zu allen Jahreszeiten die herrliche Natur erleben könne. Dass er immer noch ehrgeizig ist, zeigte Riedel auch bereits bei verschiedenen TV-Sportevents wie „Let’s Dance“ und „Promiboxen“ (2012), „Ewige Helden“ (2016) oder „Ninja Warriors Promi-Special“ (2018).

Kaum Nachwuchs im Topsport

Natürlich macht Riedel sich auch Gedanken um die derzeitige Situation in der deutschen Leichtathletik, die im August bei der WM erstmals ganz ohne Medaillen blieb. Obwohl die strukturellen Voraussetzungen alle vorhanden seien, gebe es in den meisten Disziplinen seit Jahren nur zwei, drei Topleute: „Dahinter kommt nix mehr“, bedauert Riedel in einem Interview des Bayerischen Rundfunks. Ein erfolgs­orientierter Athlet müsse sich immer ein Ziel setzen und sich dann voll darauf fokussieren. Möglicherweise seien aber heute die Ablenkungen zu groß: „Vielleicht wollen sich auch viele nicht mehr so quälen. Hochleistungssport hat auch damit zu tun, dass es eben oft wehtut.“ Riedel fordert auch mehr Professionalität im deutschen Sportsystem und mehr Bereitschaft, für das gesetzte Ziel auch die notwendigen Ressourcen bereitzustellen. „Wer erfolgreich sein will, muss den Erfolg auch wollen“, rät er heute auch in seinen Motivationsvorträgen. Als Trainer im Sport zu arbeiten, war für den fünffachen Weltmeister keine Option: „Die finanzielle Situation für einen Trainer ist zu kurzfristig. Ich musste ja eine Familie ernähren.“ Zu dieser Familie gehören heute seine zweite Frau Katja und die gemeinsamen Töchter Emma und Paula (11 und 9), mit denen der Vater in der Corona-Zeit kurzerhand ein Fitness-Video drehte und mit großem Erfolg ins Netz stellte, sodass es inzwischen weitere Fortsetzungen für Kinder und Erwachsene gibt. Kinder liegen dem auch als Markenbotschafter tätigen Diskus-Star besonders am Herzen. So ist Riedel langjähriger Pate der RTL-Aktion „Wir helfen Kinder“ und engagiert sich für sehbehinderte Kinder in Benin, wo er selbst für Hilfsprojekte vor Ort ist. 

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