Fehlstart beim FCS: Dirk Lottner kündigt eine Rotation im Kader an. Neuzugänge sind dennoch nicht geplant.
Das Urteil des Chefs fiel auch zwei Tage nach der 0:3-Niederlage gegen den FSV Frankfurt schonungslos aus. „In der Abwehr konfus, im Aufbau behäbig und vorne ohne Bindung. So kannst Du in keiner Liga ein Spiel gewinnen“, sagte FCS-Sportdirektor Marcus Mann. Cheftrainer Dirk Lottner bemühte sich unterdessen, den Fokus bereits wieder auf die Partie bei der U23 des SC Freiburg zu legen. „Wir haben nicht viel Zeit, wir dürfen nicht alles kaputtschlagen, wir müssen den Jungs helfen, damit sie wieder in die Spur kommen“, sagte der 46-Jährige und fügte an: „Es ist nicht jeder in der Form, in der er sein sollte.“ Dass Lottner unpopuläre Maßnahmen nicht scheut, bewies er in der vergangenen Saison, als er Steven Zellner und Markus Mendler zu Saisonbeginn lange auf der Bank schmoren ließ. Diesmal könnte es andere treffen. „Ich will es nicht an einzelnen Spielern festmachen, aber es ist klar, dass es nach einer 0:3-Niederlage zu Hause mehrere Veränderungen geben wird“, erklärte Lottner. Einen holprigen Saisonauftakt hatte der Trainer ein Stück weit einkalkuliert, dass er so desaströs ausfallen wird, hat er aber wohl selbst nicht für möglich gehalten: „Es war jedem bewusst, dass wir Zeit brauchen werden, die Dinge vorne zu entwickeln. Dass wir hinten einen solchen Auftritt hinlegen, hätte ich dagegen nicht gedacht. Wir müssen jetzt erstmal sehen, dass wir wieder Stabilität reinbekommen. Für das Selbstvertrauen war dieser Auftakt sicherlich nicht förderlich.“
Lottner ist ein Typ, der mit offenen Augen durch die Fußball-Welt läuft. Dass sich nach der Niederlage in diversen Sozialen Netzwerken vor allem Kritik an den Neuzugängen Joe Vunguidica und Benjamin Kessel entzündete, verärgerte den Trainer daher auch: „Das ist nicht in Ordnung. Joe hat nicht gut gespielt, aber er ist viel gelaufen und hat sich bis zum Ende bemüht. Er war fast ein Jahr draußen, wenn jetzt einer glaubt, dass er nach vier Wochen Vorbereitung wieder in Top-Form ist, dem ist nicht zu helfen.“ Noch drastischer fällt das Trainer-Urteil in Sachen Benjamin Kessel aus. „Er war einer der besseren Feldspieler, hat es solide gemacht. Er hat keinen Defensivzweikampf verloren, über seine Seite sind keine Tore gefallen und nach vorne war er einer der wenigen, die zum Flanken gekommen sind. Es an ihm festzumachen, ist unredlich“, sagte Lottner, schränkte aber ein: „Die Fans haben eine eigene Sicht der Dinge. Ich habe auch gelesen, dass wir mit Dreierkette gespielt hätten, was jeder, der das Spiel versteht, anders gesehen hat. Daher muss man die Kritik auch dort einordnen, wo sie hingehört.“
Kritik an der Zusammenstellung des Kaders weist Lottner ebenfalls zurück: „Wir sind vorne gut aufgestellt. Joe wird kommen und hinter Marcel Carl war die halbe Liga her. Er hat gerade eine Halbzeit gespielt. Sebastian Jacob wird zeitnah zurückkommen und dann wird die Welt anders aussehen.“
Dass es den von einigen Fans geforderten „Wunderstürmer“ noch in dieser Transferperiode geben wird, nötigte Lottner dann doch noch ein Grinsen ab: „Wenn einer auf dem Markt ist, der 20 Tore garantiert, dann geht er nicht in die Regionalliga. Natürlich kann es immer mal wieder sein, dass ein Name auf dem Markt auftaucht, aber realistischerweise sind das Leute, die irgendwo aussortiert worden sind. Ob eine Resteverwertung Sinn macht, wage ich zu bezweifeln.“
Sportchef Mann unterstützt seinen Trainer, plädiert ebenfalls für Geduld mit dem vorhandenen Personal. „Dass wir den Markt sondieren, gehört zu unserem Job. Wir müssen ja auch für verletzungsbedingte Eventualitäten gewappnet sein. Aber Stand heute ist es nicht geplant, dass wir noch etwas machen.“