Berliner Radwege machen Lust auf mehr. Das Netz ist schon jetzt groß, die Anschlüsse nach Brandenburg klappen, neue Strecken findet man schnell per App. Ein Überblick.
„FahrradStadt Berlin" – so steht es auf dem quietschbunten Logo mit dem roten Fahrrad vor der Häuser-Silhouette mit Fernsehturm. Das Logo ziert auch eine Auszeichnung, die die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz für besonders fahrradfreundliche Projekte vergibt. In diesem Jahr waren es die BikeCitizens, die eine App fürs Fahrrad entwickelt haben, und die CycleHacks, die jedes Jahr in 30 Städten Kreativwerkstätten für neue Ideen rund ums Fahrrad organisieren. Solche Projekte sind willkommen – denn es soll ja voran gehen mit der Fahrradstadt. Radfahren wird, so das Ziel, in den kommenden Jahren komfortabler, schneller, attraktiver und – hoffentlich – auch ungefährlicher. Damit sich auch die wieder aufs Stahlross schwingen, die sich einfach nicht mehr auf zwei Rädern in den zu gefährlichen Verkehr getraut haben. Die anderen, die „Profis", gruseln sich ohnehin nicht vor verstopfen Straßen, sondern behaupten ihr Recht auf Platz und mehr Rücksicht. Für sie und für alle, die auf dem Drahtesel gern richtig lange Strecken fahren, hat Berlin schon jetzt einiges auf Lager. Vielleicht auch Wege, die neugierig zum Erkunden am nächsten sonnigen Wochenende machen.
Neues per Navi
Von A nach B mal abseits bekannter Strecken radeln? Kein Problem mit eigens fürs Rad zugeschnittenen Routenplanern. Eine der Möglichkeiten, einfach per Smartphone-App in der Hosentasche, ist BBBike. Auf breiten Straßen durch die City kacheln oder lieber auf Nebenstraßen? Durch den Park, auch wenn’s ein bisschen länger dauert? Bitte nur glatten Asphalt oder auch mal kurz über Kopfsteinpflaster? Vorlieben für den Weg lassen sich beinahe beliebig kombinieren. Die ausgespuckten Routen führen auch (oder gerade) bei eingefleischten Radlern öfters zum Aha-Effekt: „Mensch, siehste, so könnte man auch mal fahren!"
Fahrrad in den Öffis
Der Weg ist zu lang, das Wetter fies? Dann bietet sich die Huckepack-Methode an: ab mitsamt dem Rad in S- oder U-Bahn. Selbst in die Straßenbahnen passen Fahrräder hinein, und auch die Nachtbusse, die die U-Bahnen ersetzen, nehmen welche mit – alles je nach Platzangebot. Einen Fahrschein fürs Rad braucht man immer. Der kostet für den normalen Stadtbereich 1,90 Euro pro Fahrt, für einen ganzen Tag zahlt man 4,80 Euro. Absolute Empfehlung: Für einen ganzen Monat Fahrrad in der Stadt mitnehmen sind Sie mit 10,20 Euro dabei – im riesigen VBB-Gesamtnetz von der Uckermark über Stadt Brandenburg und Berlin bis Cottbus für 22 Euro! Fast unglaublich. Die Karten sind mit beliebigem Starttag am Automaten erhältlich.
Fahrradrouten durch die Stadt
590 Kilometer: So lang sind die ausgewiesenen Fahrradrouten innerhalb Berlins. Zu den Berliner Routen zählen dabei satte zwölf „Radialrouten" – sie gehen tatsächlich speichenartig von Berlin-Mitte aus in alle Himmelsrichtungen. Ob nach Wannsee, Erkner oder Oranienburg. Ausgeschildert sind sie durch die Kennzeichnung „RR" und die jeweilige Ziffer. Sie sind durch Spangen miteinander verknüpft – die Tangentialrouten (Kennzeichnung „TR"). Nicht zu vergessen und immer ein Erlebnis: der Mauerweg. Geschichte „erfahren" einmal im Kreis ums ehemalige Westberlin, 160 Kilometer mitten durch die Stadt und außen rum. Und sich dabei bei jedem Tritt in die Pedale freuen, dass man dort nun radeln kann.
Brandenburg mit dem Rad
Weiter raus nach Brandenburg fahren viele gern erst mit der Bahn, um dann mitten in der Idylle ins Grüne zu starten. Die Gegend ist meist flach, die Auswahl riesig: Die 20 schönsten, die 29 besten …, Wellness-, Picknick-, Familien-, Badesee-Touren – für jeden ist etwas dabei. Egal, ob man in den Märchenwald nach Templin, an den Schwielowsee oder zum Sterne Zählen nach Spremberg radeln möchte. Die Wege sind fast alle gut ausgebaut, nur in den Dörfern muss man sich auf „Katzenköpfe" – Kopfsteinpflaster – einstellen. Und auch die Gastronomie am Wegesrand hat aufgeholt.
Von Berlin in die Welt
Ab in die Ferne, und das länger als ein Wochenede? Wen es weiter weg zieht als bis in den Fläming oder Richtung Choriner Land, der kann von Berlin aus auch Tausende von Kilometern abspulen. Zum Beispiel bis nach Kopenhagen. Oder die Spree, Havel, Dahme entlang. Oder nach Leipzig. Oder gleich auf dem Europa-Radweg R1 entweder Richtung Calais (und London) oder in Richtung St. Petersburg/Helsinki. Wer also mal einige der Berlin-Besucher dort besuchen möchte, wo sie herkommen: Die Packtaschen vollgestopft, Sonnenbrille und Regenkleidung nicht vergessen – und los geht’s. Start: vor der eigenen Haustür.