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WAS MACHT EIGENTLICH...

Jochen Busse wurde vor allem mit der RTL-Show der RTL-Show „7 Tage – 7 Köpfe“ bekannt.
Foto: / AP Photo

Jochen Busse

Er hat als Mitglied der Münchner Lach- und Schieß­gesell­schaft, als Moderator der RTL-Show „7 Tage – 7 Köpfe" oder als Komödiant in Dutzenden Unterhaltungs­filmen sein Publikum zum Lachen und Nachdenken gebracht. Heute spielt der 77-Jährige Boulevardtheater, geht mit eigenem Kabarettprogramm auf Tour und engagiert sich für Wohnungslose.

„Ich möchte gar nicht wissen, wie es heute manchen alten Kollegen geht, die man damals angehimmelt hat", sorgt sich Jochen Busse um zunehmende Altersarmut auch bei Künstlern. Deshalb hat er 2012 ehrenamtlich als Rezitator das Projekt „Deutsche Winterreise" des Autors Stefan Weiller unterstützt, das sich mit einem Lieder- und Textzyklus für Wohnungslose engagiert. Anders als viele seiner ehemaligen Bühnenkollegen kann Busse heute mit 77 noch gut für seinen Lebensunterhalt sorgen. „Ich danke RTL, dass ich wegen ‚7 Tage – 7 Köpfe‘ keine Geldsorgen habe, und dem lieben Gott, dass ich noch so fit bin", sagte er kürzlich. Schon seit seinem 19. Lebensjahr arbeitet er als Schauspieler und Kabarettist, danach häufig als TV-Moderator, Regisseur und Autor. Busse war Mitglied so renommierter Kabarett-Ensembles wie dem Düsseldorfer „Kom(m)ödchen" (drei Jahre) und der „Münchner Lach- und Schießgesellschaft" (15 Jahre). Obwohl er in über 50 Film- und Fernsehkomödien als Schauspieler aktiv war, galt seine große Liebe immer dem Kabarett. Und er hatte stets große Lust darauf, einfach nur komisch zu sein, was ihm manche Kollegen etwas übel genommen hätten: „Die politischen Kabarettisten sehen sich irgendwie als Heilsbringer", kritisiert Busse, weil sie durch ernste Themen die Welt verbessern wollten. Er selbst setzt vor allem auf gute Unterhaltung, die oft auch unpolitisch sein darf: „Es gibt viele Leute, die nicht ungern über mich lachen und bereit sind, dafür Geld auszugeben." Auf diese Weise erfolgreich zu sein, sei jedoch nicht ganz einfach: „Raus gehen und sich auszuziehen, erfordert Mut. Man muss Mut haben, zu versagen, um komisch zu sein", beschreibt Busse eine Grundvoraussetzung seines Berufes. Auf die Frage nach Vorbildern nennt er zuerst Reno Nonsens, der als Kellner in Heinz Schenks TV-Sendung „Der Blaue Bock" bekannt wurde. „Er konnte auf der Bühne sehr gut improvisieren und schöne Figuren spielen."

„Mut haben, zu versagen"

Jochen Busse 1991 mit Richard Rogler bei einer kabarettistischen Show.
Jochen Busse 1991 mit Richard Rogler bei einer kabarettistischen Show. Foto: imago / teutopress

Einen Großteil seiner Popularität verdankt Busse den neun Jahren als Moderator der RTL-Show „7 Tage – 7 Köpfe", an deren Erfolg er am Anfang nicht geglaubt hat: „Erst nach dem zweiten Jahresvertrag war mir der Erfolg klar geworden. Viele in meinem Umfeld haben mich aber gefragt, warum ich so etwas mache", erzählt Busse, der zugibt, selbst nicht immer so ganz im Reinen gewesen zu sein mit dem, was er gemacht hat. Anfang dieses Jahres ging er mit „7-Tage"-Erfinder Rudi Carrell hart ins Gericht: „Rudi war der Mann mit dem schlechtesten Benehmen, den ich je kennengelernt habe. Wegen seiner Unsicherheit war er oft sehr cholerisch." In Carrells beruflichem Umfeld habe oft ein Klima der Angst geherrscht. Dass er für dieses Nachkarten kritisiert wurde, stört Busse wenig: „Ich bin jetzt 77 und denke gar nicht daran, ein Blatt vor den Mund zu nehmen." Während Busse jahrzehntelang in Kabarett-Ensembles oder 2010 und 2012 an der Seite des ebenfalls TV-erprobten Henning Venske auftrat, ging er 2014 erstmals mit einem Soloprogramm auf Tournee: In „Wie komme ich jetzt da drauf?" stand er ohne Bühnenbild, ohne Musik und ohne Kostüme auf der Bühne. Busse liebt seine Live-Auftritte, auch wenn das allabendliche Arbeiten ihm nicht immer leichtfällt: „Auf die lange Strecke raubt es schon Energie. Aber abends beim Spielen tut mir das gut. Ich kann es schlecht missen." Und gerade hat er sein neuestes Projekt abgeschlossen: Nach rund 500 Vorstellungen stand er Mitte Juli letztmals in dem Boulevardstück „Pantoffelpanther" auf der Bühne. Seine Freundschaft zu den beiden Autoren und der bisherige gemeinsame Erfolg lassen erwarten, dass sie ihm schon bald wieder eine neue Rolle auf den Leib schneidern. Seit 2014 führt Busse auch erfolgreich Theater-Regie: Sein „Achtung Deutsch" bekam den „Monika Bleibtreu-Preis" als beste Komödie.

Fit durch Yoga und Hula-Hoop

Im Rückblick auf seine lange Karriere ist der mit vielen Kabarett- und Comedy-Preisen dekorierte Busse zufrieden: „Ich habe keine schrecklichen Krankheiten gehabt, keine Pleite erfahren und musste in kein Dschungelcamp. Ich habe Helmut Kohl und vier Ehen überstanden: Wie kann man nur so verdammt viel Glück haben?" Mit allen Ex-Frauen und Schwiegereltern verstehe er sich bis heute gut. Mehr über sich verrät Busse auch in seiner 2016 erschienenen Autobiografie „Out of Iserlohn – aus dem bewegten Leben eines Sauerländers", aus der er manchmal auch bei Auftritten mit seiner unverwechselbaren Press-Stimme liest. „Mein Timbre erkennt man immer sofort. Ich selbst habe lange nicht begriffen, dass das ein Pfund ist, mit dem man wuchern kann. Ich konnte Sätze sagen, die ganz normal und frei jeder Pointe waren, sich aber aus meinem Mund wie ein Gag anhörten."

In seiner Freizeit entspannt Busse gern vor dem Fernseher, schläft regelmäßig sieben, acht Stunden und macht morgens und nachmittags etwas Yoga und Hula-Hoop. Außerdem lädt er gern Freunde ein. „Ansonsten räume ich die Wohnung auf und kümmere mich um die Blumen", gibt er Einblick in seinen privat unspektakulären Tagesablauf. Ansonsten macht er jedes Jahr vier Wochen Urlaub in Italien.

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