Von der Liebeskomödie über X-Men zum Musical: Jackmans schauspielerisches Repertoire ist größer, als viele denken.
Hugh Jackman – klar, das ist doch Wolverine, eine der Hauptfiguren aus der „X-Men"-Filmreihe. Über Jahre hinweg hat er immer wieder die Rolle des Mutanten mit dem markanten Backenbart gespielt und ist damit weltweit bekannt geworden.
Doch ihn auf diese Figur zu reduzieren, würde seinem schauspielerischen Können nicht gerecht werden. Der Australier hat eine Vielzahl von völlig unterschiedlichen Figuren vor der Kamera verkörpert – unter anderem in Actionfilmen, Komödien und einer Musical-Verfilmung.
In seinem ersten Spielfilm „Trucker mit Herz", der im Jahr 1999 in die Kinos kam, spielte der damals weitgehend unbekannte Jackman einen Lkw-Fahrer, der einen Liebesroman geschrieben hat. Da das überhaupt nicht zu seinem Ruf als harter Kerl passt, veröffentlicht er ihn unter dem Namen einer Freundin. Das Buch ist ein Erfolg, und für die beiden wird es immer schwieriger, den Schwindel aufrechtzuerhalten. Obwohl sich an die Komödie in Deutschland vermutlich kaum jemand erinnert, hatte der Film in Großbritannien und Australien – wo er unter dem Originaltitel „Paperback Hero" lief – Erfolg.
Ein Jahr später, 2000, kam „X-Men" heraus, der erste Teil der Reihe von Comicverfilmungen, die Jackman nicht mehr loslassen sollte. Der Film, der auf aufwendige Action und Spezialeffekte setzt, erzählt die Geschichten einer Reihe von Mutanten. Das sind Menschen, die spezielle Fähigkeiten entwickelt haben, mit denen sie besondere Dinge bewirken können. So kann Wolverine sich selbst heilen; Verletzungen an seinem Körper verschwinden zum Teil schon innerhalb von Sekunden. Sein Gegenspieler Magneto (Ian McKellen) ist in der Lage, Metall telekinetisch zu kontrollieren. Der unter Regie von Bryan Singer entstandene Film beschäftigt sich auch damit, wie sich die Mutanten gegenüber normalen Menschen verhalten. Während eine Gruppe auf friedliches Miteinander setzt, sieht eine andere sie als Gefahr. Dieser Konflikt zieht sich auch durch die anderen Teile der Filmreihe.
Ein weiterer Klassiker, der vielen bei dem Namen Hugh Jackman einfällt, ist „Passwort: Swordfish" aus dem Jahr 2001. Jackman spielt in dem Film den vorbestraften Hacker Stanley Jobson, der von dem Kriminellen Gabriel Shear (John Travolta) angeheuert wird, um einen Computerwurm zu programmieren, mit dessen Hilfe er 9,5 Milliarden Dollar stehlen will. Der aufwendig inszenierte Film, in dem unter anderem auch Halle Berry und Sam Shepard bedeutende Rollen spielen, überzeugt insbesondere durch die Leistung der Darsteller. Regisseur Dominic Sena erzählt eine vielschichtige Handlung, die immer wieder für den Zuschauer überraschende Wendungen nimmt. Wird der Gute oder wird der Böse gewinnen – und wer ist überhaupt der Gute und wer der Böse? Diese Fragen bleiben bis zum Ende des Films weitgehend offen.
Der Ruf vom harten kerl
2004 spielte Jackman die Hauptrolle in dem Film „Van Helsing", der die Geschichte des gleichnamigen Vampirjägers erzählt. Er muss den Grafen Dracula (Richard Roxburgh) zur Strecke bringen. Der Film, der unter Regie von Stephen Sommers entstand, vermischt die Geschichten um Dracula, Frankenstein und das von ihm geschaffene Monster auf eine eigenwillige Art und Weise. Zeitlich ist der Film zwar im 19. Jahrhundert angesiedelt, von der Optik her könnte er aber auch im Mittelalter spielen. Mit riesigem Aufwand bringt Sommers die Geschichte auf die Leinwand, in der es um die Jagd auf den Vampir, aber auch um eine große Liebe und die Suche nach der eigenen Identität geht.
Eine völlig andere Figur verkörperte Hugh Jackman in Woody Allens Film „Scoop – Der Knüller" aus dem Jahr 2006. Er spielt den Bösewicht, den Adligen Peter Lyman, den der Zauberkünstler Sid Waterman (Woody Allen) und die Journalistik-Studentin Sondra Pransky (Scarlett Johansson) zur Strecke bringen wollen. Sie vermuten, Lyman sei der Tarotkarten-Mörder, der hinter einer Mordserie an brünetten, kurzhaarigen Prostituierten steckt. Der Film lebt von Allens Humor und seinem Talent, skurrile Situationen zu schaffen und sie durch Dialoge noch skurriler wirken zu lassen. Er war ein großer Erfolg – zu einer Zeit, in der Woody Allen in seinen Filmen immer seltener als Darsteller vor der Kamera stand.
Einige Jahre später – Jackman hatte inzwischen zwei weitere „X-Men"-Filme absolviert, aber auch in Nebenrollen vor der Kamera gestanden – übernahm er die Rolle als raubeiniger Vater Charlie Kenton, der mit seinem Sohn Max (Dakota Goyo) in „Real Steel" durch die Lande tourt, um an Roboterkämpfen teilzunehmen. Die Handlung des 2011 herausgekommenen Films spielt im Jahr 2020. Nachdem Charlie einen teuren Kampfroboter bei einem Kampf verloren hat, findet Max auf einem Schrottplatz einen alten Roboter, der dort vergessen im Schlamm liegt. Charlie nimmt ihn erst nur widerwillig mit und will ihn schnell wieder loswerden. Dann aber entdecken die beiden, dass in dem Roboter, der Atom heißt, mehr steckt, als es zunächst den Anschein hat. Als Underdog muss Atom erst einmal bei unbedeutenden Kämpfen in dunklen Ecken antreten. Dann aber bekommt er einen Kampf in der Roboter-Boxliga – und die Chance, Karriere zu machen. „Real Steel" – der unter der Regie von Shawn Levy entstanden ist – ist als Science-Fiction-Film angelegt, erzählt aber im Grunde die Geschichte eines klassischen Boxerfilms – von den Anfängen in dunklen, schmuddeligen Trainingsräumen bis hin zum Titelkampf in einer von Korruption verseuchten Atmosphäre.
Bevor er zum Film ging, hatte Hugh Jackman in zahlreichen Bühnenproduktionen, darunter auch mehreren Musicals, mitgewirkt. 2012 wandte er sich wieder diesem Genre zu: Er spielte Jean Valjean, die Hauptfigur in der Verfilmung des Musicals „Les Misérables". Das Stück gehört zu den großen Klassikern des Musicals; seit 1985 läuft es in London, in New York wurde es 16 Jahre lang aufgeführt. Kein Wunder, dass der Film sich eng an die Handlung auf der Bühne anlehnt. Er erzählt die Geschichte eines ehemaligen Sträflings, der sich eine neue Existenz aufgebaut und als Bürgermeister einer Stadt Karriere gemacht hat. Doch als er erkannt wird, muss er fliehen und gerät in Paris in die Unruhen des Juniaufstands 1832. Die Kulisse für bildgewaltige Inszenierungen und Songs.
Als Piratenkapitän Blackbeard war Jackman im Jahr 2015 in dem Film „Pan" zu sehen, der eine lose an die Peter-Pan-Geschichte angelehnte Handlung erzählt. Wirtschaftlich war der Film – der bei Kritikern und dem Publikum nicht gut ankam – ein ziemlicher Reinfall. Lob gab es aber unter anderem für die schauspielerische Leistung Jackmans.
In „Eddie the Eagle – Alles ist möglich" aus dem Jahr 2016 spielte Hugh Jackman den zynischen Ex-Skispringer Bronson Peary, der nach anfänglichem Zögern den extrem begeisterungsfähigen, aber chancenlosen Sportler Michael Edwards (Taron Egerton) trainiert. Er will als einziger britischer Skispringer bei den olympischen Spielen in Calgary im Jahr 1988 antreten. Peary ist eine tragische Figur, einer der ganz groß hätte herauskommen können, wenn er nicht sich selbst im Weg gestanden hätte. Einer, der fast schon mit dem Leben abgeschlossen hat, der vor nichts Angst hat. Der, bevor er in Jeans von der 90-Meter-Schanze springt, noch schnell eine Zigarette raucht.
Der nächste Film mit Hugh Jackman wird voraussichtlich am 24. Januar 2019 in Deutschland in die Kinos kommen, in den USA bereits am 6. November dieses Jahres. „The Front Runner" erzählt die auf wahren Ereignissen beruhende Geschichte des US-Politikers Gary Hart, der im Jahr 1988 bei den Demokraten der aussichtsreichste Bewerber auf die Kandidatur für das Amt des Präsidenten war, aber an einem Skandal um eine Liebesaffäre scheiterte.