Die Kanzlerin sprach von „Vertrauensverlust“, CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer von einem „Warnschuss“. Aber vor allem das inzwischen meistgebrauchte Wort an Wahlabenden, spätestens seit dem letzten Jahr, hatte auch in der bayrischen Wahlnacht wieder Konjunktur. Man müsse die Ergebnisse „analysieren“, besser noch: „sorgfältig analysieren“.
Dabei waren viele Analysen schon während des Wahlkampfes ziemlich klar, was vielleicht mit ein Grund ist, dass diesmal die Meinungsforscher recht nah am wirklichen Ergebnis lagen. Zwar hatte der Flüchtlingsstreit lange Zeit die Schlagzeilen beherrscht, aber konkret treibt die Menschen in Bayern ganz anderes um. Einigermaßen bezahlbares Wohnen oder ärztliche Versorgung außerhalb der Ballungszentren sind nur zwei Beispiele. Wähler mögen auch keine heillos zerstrittenen Parteien und Spitzenpolitiker, sondern Lösungen der unmittelbaren Alltagsprobleme und ansonsten möglichst in Ruhe gelassen werden. Zudem zeichnete sich seit den letzten Wahlen immer deutlicher eine neue Form von Richtungsauseinandersetzung ab, die zwischen einer liberalen oder einer autoritären Grundhaltung.
Nach dem bayrischen „Sonderfall“ wird nun die Wahl in Hessen zum mit Spannung erwarteten allgemeingültigeren Testfall. Schwarz-Grün ist in Wiesbaden überraschend geräuschlos klar gekommen. Die SPD hatte die Chance, in der Opposition Profil zu entwickeln. Gewählt wird am 28. Oktober.