Schriftsteller-Biografie und Weihnachtsgeschichte: „Charles Dickens: Der Mann, der Weihnachten erfand" kommt am 22. November in die Kinos.
Erfolg und Krise liegen eng beieinander – wer im kreativen Bereich arbeitet, weiß das. Es ist das Jahr 1842, und der Schriftsteller Charles Dickens (Dan Stevens) hat Probleme: Zwei Jahre ist es her, dass er mit dem Roman „Oliver Twist" großen Erfolg hatte. Doch davon ist ihm nicht viel geblieben. Seine jüngsten drei Bücher sind gefloppt, und nun sitzen ihm seine Gläubiger im Nacken, die ihm unter anderem eine Amerika-Reise finanzierten. Auch ein gewonnener Prozess wegen einer Urheberrechtsverletzung bringt keine Abhilfe. Zwar wird der Gegner zu einer üppigen Zahlung verurteilt, dummerweise hat er aber kein Geld. Ihn in Schuldhaft nehmen lassen – davon will der Schriftsteller nichts wissen. So bleibt ihm nichts anderes übrig, als sich wieder einmal Geld zu leihen: 300 Pfund für üppige 25 Prozent Zinsen.
Ganz klar: Ein neues, möglichst erfolgreiches Buch muss her, am besten pünktlich zu Weihnachten, meint Dickens. Sein Verleger sieht aber gerade für ein Weihnachtsbuch keinen Markt – denn für wen habe dieses Fest noch eine große Bedeutung? Trotzdem hält der Schriftsteller an seinen Plänen fest. Ihm bleiben gerade einmal sechs Wochen, um sein Werk fertigzustellen.
Zuschauer wird Zeuge, wie Figuren entstehen
Der Film „Charles Dickens: Der Mann, der Weihnachten erfand" erzählt von der Zeit aus dem Leben des Schriftstellers, in der das Buch „A Christmas Carol" – in Deutschland unter anderem unter den Titeln „Eine Weihnachtsgeschichte" und „Eine Geistergeschichte zum Christfest" bekannt – entstand, eines der erfolgreichsten Werke des Schriftstellers. Regisseur Bharat Nalluri vermischt in dem Film die Biografie von Dickens mit der Handlung des Buchs – und zeigt so, wie viel von seinem eigenen Erleben der Schriftsteller in sein Werk hat einfließen lassen.
Während Dickens allein in seinem Arbeitszimmer grübelt, steht auf einmal Geldverleiher Ebenezer Scrooge (Christopher Plummer), die Hauptfigur aus „A Christmas Carol", im Raum – zwar nur in der Vorstellung des Dichters, aber für den Zuschauer im Kino ganz klar sichtbar. „Ich habe keine Freunde", erklärt er. „Ich brauche keine Freunde." So wird der Zuschauer Zeuge, wie nach und nach die Figuren der Erzählung entstehen, wie der kreative Prozess abläuft, durch den das Buch entsteht. Gleichzeitig bekommt er mit, wie sich Dickens mit den Problemen des Alltags herumschlägt. Als eher störend empfindet er es zum Beispiel, dass sein ganz offensichtlich finanziell abgebrannter Vater (Jonathan Pryce) in der Stadt auftaucht. Doch gleichzeitig merkt er, dass vieles in seinem Leben durch Erlebnisse in seiner Kindheit beeinflusst ist.
Durch Kindheit beeinflusst
Auf eine gewisse Art ist „Charles Dickens: Der Mann, der Weihnachten erfand" auch ein Porträt der britischen Gesellschaft in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Einer Zeit, in der der frühindustrielle wirtschaftliche Aufschwung seine Spuren hinterließ, in der Armut in den Städten und Ausbeutung von Menschen ein Thema war. In der Charles Dickens mit „A Christmas Carol" den Menschen die Probleme von Hartherzigkeit und grenzenlosem Gewinnstreben vor Augen führte – und daran appellierte, besser mit den Mitmenschen umzugehen und Werte wie Freundschaft und Großzügigkeit zumindest an Weihnachten in den Mittelpunkt zu stellen. Und liebevoll setzt der Film dieses London in Szene. Die wieder zum Leben erweckte erste Eisenbahn, die schmuddeligen Gassen der Großstadt, die bis ins Detail eingerichteten Innenräume – all das schafft gemeinsam mit der Beleuchtung und Kameraarbeit eine dichte Atmosphäre.
Alles entscheidend ist aber die überzeugende Leistung der Schauspieler. Scheinbar ganz nebenbei hat Dickens entscheidend mit beeinflusst, wie wir heute Weihnachten feiern.