Im Kleinen vor der Haustür anfangen, um nicht weiter auf den Abgrund zuzusteuern: Das gehört zum Konzept der Partei „Menschliche Welt". „Die herkömmlichen Parteien sind doch alle auf Profitmaximierung aus", sagen Yogamönch Dada Madhuvidyananda und EU-Spitzenkandidat Dominik Lauer. Sie wollen ein Gegengewicht für Gerechtigkeit und Menschlichkeit setzen.
Dada Madhuvityananda, gibt es nicht genügend Parteien? Wieso haben Sie noch eine gegründet?
Dada Madhuvidyananda: Ich habe einfach gesehen, dass Deutschland – als Teil der ganzen Welt – in einer existenziellen Krise steckt. Nämlich der Gefahr, die eigenen Lebengrundlagen zu zerstören.
Was meinen Sie mit Lebensgrundlagen?
DM: Die Krise besteht darin, dass wir unsere Umwelt zerstören, dass wir unsere Böden, unsere Luft, unser Wasser verseuchen. Ich könnte die Liste ewig weiterführen. Wir verbrauchen einfach zu viele Ressourcen. Wenn wir so weitermachen, steuern wir auf den Abgrund zu. Dagegen wollen wir etwas unternehmen.
Umweltschutz haben sich ja viele Parteien auf ihre Fahnen geschrieben. Was ist bei der „Menschlichen Welt" anders?
DM: Alle etablierten Parteien, damit meine ich auch die Grünen, verfolgen ja genau diesen Kurs der Umweltzerstörung. Ursache ist, dass die Profite ständig maximiert werden sollen. Nehmen Sie doch das Beispiel Glyphosat: Alle haben gewusst, wie gefährlich es ist, erlaubt wurde es am Ende trotzdem. Da hätte ein Aufschrei durch die Politik gehen müssen!
Gibt es noch weitere Forderungen in Sachen Umweltschutz?
DM: An erster Stelle steht die Abschaffung der Massentierhaltung in Deutschland, Europa und der Welt. Massentierhaltung und die konventionelle Landwirtschaft sind die Klimakiller Nummer eins. Was wir da brauchen, ist eine wirkliche ökologische, nachhaltige Alternative.
Herr Lauer, stellen wir uns einmal vor, Sie würden im Mai 2019 einen Sitz im Europaparlament bekommen: Was könnten die Menschen von der „Menschlichen Welt" erwarten?
Dominik Lauer: Wir würden den Menschen sofort zeigen, dass wir eine fundamental andere Weltanschauung als anderen Parteien haben. Wir sind nicht materialistisch, bei uns dreht sich tatsächlich alles um die Menschlichkeit. Und wir sind überzeugt davon, dass wir diese Grundsätze gezielt fördern können durch Achtsamkeit und Meditation.
Ansätze aus der Yogalehre …
DL: Richtig. Diese Konzepte findet man in der Yogalehre, aber es gibt sie weltweit in vielen Kulturen und Philosophien. Nehmen Sie nur den Buddhismus: Auch der ist geprägt von Achtsamkeit und Meditation.
DM: Um es einfach zu sagen: Wir müssen einfach schauen, was machen die alten Parteien? Die führen uns in eine Krise, weil sie alle irgendwie darauf ausgerichtet sind, den Profit zu maximieren. Was uns unterscheidet, ist ganz einfach. Mittelpunkt jeder unserer Überlegungen und Aktionen ist immer: Was führt zum größtmöglichen Wohl aller – der Menschen im Einklang mit der Tierwelt, im Einklang mit der Natur.
Das hört sich nach einem schwierigen Projekt an. Wie wollen Sie das umsetzen?
DM: Das ist doch so offensichtlich! Wir haben längst die passenden Technologien, wir haben das Wissen, wir haben die wissenschaftlichen Daten – und nicht zu vergessen: Wir haben mittlerweile auch den allgemeinen Willen der Bevölkerung. Und das umzusetzen, so einfach sich das auch anhört, unterscheidet uns von allen anderen Parteien.
Sind Sie da nicht ganz auf der Linie der Grünen?
DM: Na ja, erst mal zeigen die Erfolge der Grünen in Hessen und Bayern ganz deutlich, dass wir mit unserer Überzeugung richtig liegen. Mit der Hitze und Trockenheit in diesem Jahr ist das Thema Klimawandel wieder ins Bewusstsein der Leute gerückt. Aber bei den Grünen ist es dann mittlerweile doch so, dass auch sie viel zu sehr verwoben sind mit den Großkonzernen, die auf Profitmaximierung aus sind. Als sie im Bund in der Regierungsverantwortung gestanden haben, haben sie außerdem unserem Sozialstaat extrem zugesetzt.
DL: Auf den Punkt gebracht: Wir sind die einzige Partei in Deutschland, die wirklich den Grundsätzen Ökologie, Pazifismus und Aufbau einer sozialen Gesellschaft treu geblieben ist.
Was wäre Ihr erster Schritt im Europaparlament für eine gerechtere und menschliche Welt?
DL: Der erste Schritt wäre, dass wir darauf hinweisen, dass Abgeordnete im Bundestag oder im Europaparlament 52 Prozent ihres Nettoeinkommens für Parteizwecke zur Verfügung stellen müssen. Ich würde sofort noch einen Schritt weiter gehen. Ich würde nur so viel Geld behalten, wie ich tatsächlich zum Leben brauche.
Was passiert mit dem Rest?
DL: Den würden wir umgehend in konkrete Projekte stecken. Ich persönlich könnte mir zum Beispiel vorstellen, mit dem Geld eine Genossenschaft aufzubauen, die sich um lokale und dezentrale Energiewirtschaft kümmert. Eine andere Idee wäre, sich darum zu kümmern, wie Lebensmittel in einer Stadt wie Berlin lokal produziert werden könnten. Dann würden die extrem kostspieligen und energieaufwendigen Transporte wegfallen.
Das ist immer noch sehr abstrakt. Was würden Sie ganz konkret als Parlamentarier starten?
DL: Ganz klar: In meiner Wohnsiedlung in Berlin-Neukölln gibt es eine Menge Grünflächen. Was spricht dagegen, diese so schnell wie möglich in Beete umzuwandeln? Da würde man sinnbildlich gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen: Die Menschen könnten dort aktiv mitarbeiten, kämen miteinander in Kontakt und hätten „on top" ihre eigenen Lebensmittel. Dadurch würden Transportwege wegfallen. Schön grün wäre es trotzdem weiterhin.
Gemüsebeete in Neukölln zu pflanzen, hat aber mit Europa so gar nichts zu tun …
DL: Natürlich hat es das! Solche Projekte könnte man in ähnlicher Form in ganz Europa machen. Das würde den Menschen auch zeigen, dass wir konkrete Politik mit ganz konkreten Lösungsansätzen machen. Mit unserem Projekt „Nutzflächen statt Zierflächen" würden wir beweisen, dass es in unserer Gesellschaft eindeutig Spielraum für Veränderungen gibt.
Dada, Sie sind ja so etwas wie das Gesicht Ihrer Partei. Auch äußerlich sind Sie schwer zu übersehen. Tragen Sie überall Ihre orangefarbene Mönchskutte?
DM: Ja – und ich bin stolz darauf. Vor allem mein Turban drückt eine gewisse Dynamik aus, eine gewisse Bereitschaft, sich für Gerechtigkeit und Menschlichkeit einzusetzen.
Auch die Bereitschaft, wirklich Verantwortung zu übernehmen?
DM: Ich glaube, dass unsere Partei „Menschliche Welt" über die Jahre hinweg sehr bekannt werden wird und dass wir politische Verantwortung übernehmen und ganz sicher in den Bundestag einziehen werden.