Hätte Casper seine Stimmbänder bei den ersten musikalischen Gehversuchen in Punkbands nicht dauerhaft geschädigt … Hätte Marteria statt seiner Sangeskarriere doch seinen Stellenwert als begabter Fußballer ausgebaut … Ja, dann hätte die Musikwelt auf Perlen wie „Hinterland" und „Lila Wolken" verzichten müssen. Hätten zudem nicht beide Künstler im selben Jahr das Licht der Welt erblickt, würde man jetzt nicht ihren gemeinsamen Output „1982" hören. Und hätten sie diesen nicht veröffentlicht, hätte man stellenweise vielleicht nicht den Eindruck, dass sie sich den Beginn ihrer Midlife-Crisis von der Seele singen.
War früher vielleicht alles besser? Darauf könnte man kommen, wenn die beiden von ihren Erlebnissen in einem „Omega" rappen. Wollen an den Plattensee, doch „es endet in Papendorf". Deutlich wird dies auch in „Absturz". Dort schleudert Marteria ein wütendes „Ich will, dass sonntags wieder scheiße ist – Man den ganzen Tag nur Scheiße frisst, Tetris zocken – Sich den Vibe aus der Seele kotzen". Casper wiederum singt: „Ich will wieder WG-Partys crashen und kleine Städte seh’n". Im Endeffekt einigen sie sich in „Willkommen in der Vorstadt" auf „Beide Mittelfinger Richtung Himmel".
Letztlich ist „1982" aber dennoch ein Album geworden, an dem beide offensichtlich Spaß hatten. In dem dramatischen Soundgewand spielen sie ihre Stärken voll aus. Beiden ist ja gemein, dass ihre fetten Beats auch außerhalb der Rap-Community gut ankommen. Viel Ohrwurm-Potenzial hat beispielsweise die Single „Champion Sound". Dort harmonieren sie perfekt. Hier Casper, der Sohn eines US-Soldaten und einer Deutschen aus Ostwestfalen-Lippe, der mit seiner charismatischen Reibeisen-Stimme die nötige Portion Wut und Dynamik beisteuert. Dort der Rostocker Marteria, der immer klingt, als würde er mit einem Glas Whisky in einem Privatjet sitzend über die Dinge des Lebens singen. Anfangen lässt man das Stück mit einem schrägen Bläsersatz, es endet mit einem Gitarrenriff mitten aus der Alternative-Kiste. Bei anderen Songs gibt es akustische Viersaiter, Vibrafonklänge, kurze Junglebeat-Einlagen und vor allem: Bass en masse.