Irgendwas muss dran sein an diesen feierlichen Feiertagen. Es schien, als sei etwas wie Weihnachtsfrieden eingekehrt, und das ganz ohne Schnee. Oder waren es einfach nur Ermattung und der Wunsch, sich in Rückblicken nicht schon wieder an Seehoferschen Debatten abzuarbeiten? Kanzlerinnenkritik scheint sich ob der neu entdeckten CDU-Vitalität auf der letzten Amtszeitstrecke zu verbieten. Stattdessen werden in neuer Milde Beschlüsse der Berliner GroKo hervorgehoben, die vor lauter Partei- und Personalschlagzeilen bislang ein eher dürres Dasein als Kurzmeldung fristeten. Irgendwie scheint die ganze Quälerei einen versöhnlichen Ausgang genommen zu haben, zumal die trüben Konjunkturwolken noch nicht direkt über uns stehen.
Das lässt mir Gelegenheit, endlich noch schnell mein persönliches Wortungetüm des Jahres 2018 zu küren. Die „Steuerung des Erwartungsmanagements" hat es auf Anhieb geschafft. Ein Satz vom letzten Integrationsgipfel, bei dem mir schlagartig klar war, was in dieser Republik grundsätzlich schief läuft: Weil es kein ausgeklügelten „Service-Design" gibt, herrscht „negatives storytelling" und „toxische Kommunikation". Alles klar? Mir ehrlich gesagt nicht.
Vermutlich läßt sich eine solche Sprache nur durch den Irrglauben erklären, eigentlich sei die Politik gar nicht so schlecht, nur das Marketing müsse dringend besser werden. Dummerweise ist für die, die mit Entscheidungen dieser „gar nicht so schlechten Politik" leben müssen, Politik kein „Produkt" wie viele andere, zwischen denen man sich täglich neu entscheiden kann. Erstens, weil man nicht jeden Tag wählen kann, und zweitens, weil es für jeden einzelnen um höchst persönliche Lebensplanungen geht. Dass abgehobenes Marketing-Sprech und nette Selbst-Inszenierungen dieser Tatsache nicht gerecht werden, war in den letzten beiden Jahren zu besichtigen. Deshalb zum Jahresanfang kein frommer Wunsch, sondern die klare Erwartung nach Substanz und Verlässlichkeit. Das wird nicht die erste Schlagzeile dominieren. Aber die ist in aller Regel morgen sowieso längst vergessen.