Man kann Nanna Larsens mit der eigenen Haarpracht komplett verdecktes Gesicht auf dem Cover als Nachwehe einer kindlichen Angststörung interpretieren. Ihr Vater war Alkoholiker. Selbsthilfegruppen und Therapien halfen der gebürtigen Kopenhagenerin aus dem Sumpf – sicher auch die Musik.
Der Eröffnungs-Track „Thelma & Louise" ist genau jenen Freundschaften gewidmet, die ihr bei diesem schmerzhaften, gleichwohl befreienden Prozess den nötigen Rückhalt gaben. „You are my partner in crime" heißt es darin. Und: „If you’re Thelma / I’ll be your Louise" – explizit auf das legendäre Roadmovie verweisend.
„How many roads must a girl drive down / Before you can call her a woman?" fragt Larsen schließlich mit Dylan-Verweis aus femininer Perspektive. Als Zwischenstation einer aufregenden Lebensreise taugt „Downstream Livin’" sehr zum Vergnügen.
Nachdenklichkeit und Lebenslust greifen darauf wunderbar ineinander – vermittelt von so klugen wie emotionalen Texten, einer bezaubernden Stimme sowie fabelhafter Instrumentierung. Dass Nanna Larsens aktuelle musikalische Ambitionen von einem längeren Aufenthalt in der Country-Metropole Nashville geprägt sind, demonstriert ihr drittes Album mit Vehemenz und Coolness gleichermaßen. Es pluckern Banjo, Dobro und Mandoline, es schwelgen eine Pedal Steel und eine Slide Guitar – klassisches Genre-Inventar mithin. Aber auch Larsens nordisch-kühler Stimme steht das Country-Kleid prächtig. Das entfaltet immensen Reiz und addiert sich tatsächlich zu „Nordic Americana", wie der Info-Zettel-Schreiber trefflich bemerkt …
„Downstream Livin’" beginnt schon toll, wird aber im Verlauf immer besser. Drei Höhepunkte reihen sich am Ende auf. „One Day She Was Gone" ist ein köstlich galoppierender, teilweise beiläufig gepfiffener Singalong, „No Regrets" eine Perle hinsichtlich Dramaturgie und „What Are You Waiting For" verdichtet alle Kompetenzen dieser entdeckenswerten Singer/Songwriterin auf Gänsehaut treibende Zweieinhalbminuten. Es wird einem warm ums Herz.