In den vergangenen Jahren ging es in der Bundesliga oben immer langweilig zu und hinten nicht selten dramatisch. Diesmal könnte es umgekehrt sein. Um den Titel zeichnet sich ein großes Duell zwischen Dortmund und dem FC Bayern ab. Im Keller spricht alles gegen die beiden derzeit schwächsten Teams Hannover und Nürnberg – hier der FORUM-Check.
Borussia Dortmund
Die Hinrunde des BVB war in jeder Hinsicht großartig: Die meisten Punkte geholt, die meisten Tore geschossen, die zweitwenigsten kassiert. Und all das erreicht durch begeisternden Fußball und einige tolle Aufholjagden. Deshalb ist Dortmund nun der Top-Favorit auf den Titel. Doch in den ersten beiden Auswärtsspielen geht es nach Leipzig und Frankfurt, und auch gegen den FC Bayern und Gladbach muss die junge Dortmunder Mannschaft auswärts ran. Mit der Motivation, etwas Großes erreichen zu können. Aber auch mit dem Druck, nun etwas zu verlieren zu haben. Prognose: Halten die Nerven und verletzen sich keine Schlüsselspieler, kann der BVB Meister werden.
Bayern München
Nach starkem Start schien beim FC Bayern in der folgenden Schwächephase nahezu alles infrage gestellt zu werden. Ein guter Schlussspurt vor der Winterpause lässt jetzt alle Chancen offen. Als Jäger fühlen sich die Münchener nun wohl, und vor allem im Vorfeld auf das Top-Spiel gegen Dortmund im eigenen Stadion sind auch wieder einige Psychospielchen zu erwarten. Doch über allem steht der Umbruch, und der bedroht auch die Position einiger wichtiger Spieler. Die sich dadurch beweisen, mit dem Kopf aber auch schon woanders sein könnten. Prognose: Bayerns Meisterchancen liegen bei knapp unter 50 Prozent.
Borussia Mönchengladbach
Vielleicht hat der Altmeister als Zweiter nach dem 16. Spieltag etwas über seine Verhältnisse gespielt. Doch das neue 4-3-3-System wirkt schon sehr stabil. Sogar eine echte Verletzten-Misere haben die Gladbacher bereits gemeistert. Aktuell beträgt der Vorsprung auf einen Nicht-Champions-League-Platz fünf Punkte, der auf einen Nicht-Europa-League-Rang sogar schon acht. Prognose: Gladbach qualifiziert sich für den Europacup. Vielleicht sogar für die Königsklasse.
RB Leipzig
Das Aus in der Europa League war unnötig und peinlich. Doch in der Liga wirkte RB stark – aber nur daheim. In der Auswärtstabelle ist RB Zwölfter. Dennoch haben die Leipziger die beste Abwehr der Liga. Ohne die zusätzliche Europacup-Belastung und mit der angekündigten Verstärkung des kleinen Kaders dürften sie in der Rückrunde eher noch stärker werden. Prognose: Leipzig qualifiziert sich für die Champions League.
VfL Wolfsburg
Um Stabilisierung ging es dem neuen Manager Jörg Schmadtke bei seinem Amtsantritt, nachdem der hochambitionierte VfL zweimal in Folge in die Relegation musste. Nach fünf Siegen in den letzten sechs Spielen sind die Wölfe nun aber schon Fünfter. Weil die Neuzugänge passten und Schwachstellen behoben wurden. Der Rückrundenstart hat es mit drei Auswärtsaufgaben an den ersten vier Spieltagen aber in sich. Zwischendurch muss der VfL nacheinander nach München, Dortmund und Leipzig. Da wird sich zeigen, ob die Auswärtsstärke hält. Prognose: Wolfsburgs Europacup-Comeback ist nicht wahrscheinlich, aber möglich.
Eintracht Frankfurt
Nach dem 0:5 im Supercup gegen den FC Bayern und dem Pokal-Aus beim Viertligisten Ulm schien der neue Trainer Adi Hütter schon vor dem Saisonstart zu wackeln. Doch dann überzeugte er mit erfrischendem Offensiv-Fußball alle Skeptiker. Die Eintracht stellte mit sechs Siegen in der Europa-League-Vorrunde einen Rekord auf und hat in der Liga einen Punkt mehr geholt als in der letzten starken Hinrunde – und das mit besserem Fußball. Vor allem das Offensiv-Trio Luka Jovic, Sébastien Haller und Ante Rebic verzückt die Fans. Prognose: Die Eintracht hat zumindest eine 50-Prozent-Chance, sich diesmal über die Liga für Europa zu qualifizieren.
1899 Hoffenheim
Unentschieden gehen ihm „auf den Sack", ließ Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann kürzlich wissen. Entsprechend litt er in den letzten sechs Spielen – denn die endeten alle Remis. Und in fast allen Fällen hätte die TSG aufgrund der Spielanteile und Torchancen gewinnen müssen. Neun bis 13 Punkte mehr hätte sein Team haben müssen, sagte Nagelsmann – damit wäre man Zweiter oder Dritter. Die Spielweise stimmt in jedem Fall, doch die Frage ist, wie sehr die Nackenschläge am Selbstvertrauen zehren. Prognose: Im Normalfall müsste sich Hoffenheim für die Europa League qualifizieren – mit Chancen auf die Champions League.
Hertha BSC
Die Hertha werde auch in dieser Saison wieder Mittelmaß sein, prophezeite FORUM vor der Saison. Zunächst sah es nicht danach aus. Nach dem siebten Spieltag waren die Berliner noch Dritter, sie hatten den FC Bayern geschlagen und spielten inspirierter als in den Vorjahren. Nach nur zwei weiteren Siegen aus zuletzt elf Spielen ging die Hertha nun doch auf Rang acht in die Winterpause. Und von der Aufbruchstimmung ist wenig übrig. Prognose: Die Hertha landet zwischen Platz sieben und zwölf.
Bayer Leverkusen
Schon nach dem zweiten Spieltag wurde Heiko Herrlich trotz seiner guten Premieren-Saison infrage gestellt. Entlassen wurde er nach einem Auf und Ab durch die Vorrunde ausgerechnet nach zwei Siegen, durch die Bayer wieder in Schlagdistanz zu den Europa-League-Rängen gerückt war. Da keine Entwicklung im Team zu sehen war, ist die Entscheidung aber folgerichtig. Nachfolger Peter Bosz hat bei Ajax zwar bewiesen, dass er junge Spieler entwickeln kann. In Dortmund hatte er aber Probleme mit der Balance – und genau die sucht Leverkusen seit Jahren. Prognose: Schafft Bosz es, einen Ruck durchs Team gehen zu lassen, erreicht Bayer noch die Europa League – und gilt in Pokal und Europa League als Geheimfavorit.
Werder Bremen
Die Vorgabe „Europa League" war mutig – und lange glaubten die Bremer selbst daran. In den letzten neun Spielen kassierten die Bremer aber sechs Niederlagen und gewannen nur einmal. Nun suchen sie bei aller Offensiv-Power (wieder mal) die Balance. Prognose: Werder bleibt Europa-League-Kandidat, wird es aber wohl nicht schaffen.
SC Freiburg
Die Arbeit, die im Breisgau geleistet wird, ist verlässlich und solide. Umso verwunderlicher, dass der SC in dieser Saison eine echte Wundertüte ist. Bärenstark bei Siegen gegen Gladbach (3:1) und Leipzig (3:0), grottenschlecht bei Niederlagen wie gegen Düsseldorf (0:2) oder Augsburg (1:4). Allein auf Rang 16 hat der SC aber sieben Punkte Vorsprung. Prognose: Es wird eine langweilige Rückrunde für den SC – was ein Erfolg ist. Denn mit dem Abstieg hat er früh nichts mehr zu tun.
Mainz 05
Es war ein ziemlicher Umbruch vor dieser Saison, für den Mainz zwar 30 Millionen ausgab, aber auch 55 kassierte. Es passte dennoch erstaunlich gut und erstaunlich schnell zusammen. Zwar haben die Mainzer erst 17 Tore erzielt und kein Team aus der oberen Tabellenhälfte geschlagen, aber dennoch schon 21 Punkte geholt. Prognose: Mainz rettet sich ohne große Sorgen.
Schalke 04
Dass die Vize-Meisterschaft das Ergebnis von zweckmäßigem Fußball und Schwächeln der Konkurrenz war, konnten auf Schalke viele einordnen. Einen solchen Absturz hätte aber kaum einer für möglich gehalten. Er wurde auch begünstigt durch bis zu fünf gleichzeitig verletzte Stürmer. Doch auch mit ihnen überzeugte Schalke fast nie. Nun geht es nur noch um Schadensbegrenzung. Prognose: Schalke steigt nicht ab, kommt aber nicht mehr sehr weit nach vorne und erlebt auch eine unruhige Rückrunde.
Fortuna Düsseldorf
Neun Punkte holte der Aufsteiger in den ersten 14 Spielen – und dann noch mal neun in den letzten drei. Mit diesen drei Siegen – unter anderem dem furiosen 2:1 gegen Dortmund – kletterte Düsseldorf auf Rang 14. Und kann guten Mutes in die Rückrunde gehen. Zumal die Fortuna in vielen Spielen nicht nur kämpfte und verteidigte, sondern phasenweise richtig gut Fußball spielte. Prognose: Die Fortuna muss schlimmstenfalls in die Relegation.
FC Augsburg
In der ersten Hinrunden-Hälfte zeigte der FCA phasenweise richtig guten Fußball. Punktete am fünften Spieltag als erstes Team beim FC Bayern und war beim 3:4 in Dortmund fast gleichwertiger Teil eines Spektakels. Irgendwann riss der Faden aber. Inzwischen wirken die bayerischen Schwaben extrem verunsichert. Acht Spiele ohne Sieg und nur ein Heimerfolg sind deutliche Anzeichen: Es geht wieder nur ums Überleben. Prognose: Augsburgs individuelle Qualität sollte eigentlich reichen. Die Relegation droht dennoch.
VfB Stuttgart
Was für ein Absturz! Als zweitbestes Rückrundenteam galten die zudem teuer verstärkten Schwaben um Weltmeister Benjamin Pavard für viele als Anwärter auf einen Europacup-Platz. Und dann entließen sie als einziges Team vor dem 17. Spieltag ihren Trainer Tayfun Korkut. Und kamen auch mit Nachfolger Markus Weinzierl nicht recht vom Fleck. Nur zwölf geschossene Tore, dabei kein einziges in zehn von 17 Spielen, sind eine gruselige Bilanz. Prognose: Trotz der besten Einzelspieler im Tabellenkeller: Ein Selbstläufer wird der Klassenerhalt nicht.
Hannover 96
Wirklich überraschend konnte der Absturz der Niedersachsen nicht kommen. FORUM bezeichnete 96 vor der Saison als „explosives Gemisch" und Abstiegskandidat. Das sind die Hannoveraner definitiv. Weil sie viel Qualität verloren. Weil sie von ständiger Unruhe begleitet sind. Und weil keiner so richtig weiß, ob ein Trainerwechsel helfen würde. Prognose: Passiert nichts Überraschendes, steigt 96 ab.
1. FC Nürnberg
Beim Club ist es einfach eine Frage der Qualität. Nur zwei Siegen gegen Hannover und Düsseldorf stehen unter anderem derbe Pleiten in Dortmund (0:7) oder Leipzig (0:6) gegenüber. In den letzten elf Spielen vor der Winterpause blieben die Franken ohne Sieg, in den letzten vier ohne Tor. Sie haben interessante junge Spieler in ihren Reihen, aber insgesamt fehlt es in der Spitze wie in der Breite. Prognose: Der Club, ohnehin schon Rekordabsteiger, muss zum neunten Mal runter.