Viele Menschen beklagen, dass es das Gasthaus, wie man es früher kannte, nicht mehr gibt. Selbst auf dem Land sind viele verschwunden. Aber mit etwas Glück kann man sie noch finden. Wie etwa das „Haus Brück" in der Mainzer Straße in Saarbrücken.
Vor 30 Jahren gab es rund um den St. Johanner Markt in Saarbrücken noch jede Menge traditioneller Wirtschaften. Sie waren Treffpunkt für Menschen jedes Alters, und ihr Erfolgsrezept war eine stets frisch gekochte Hausmannskost. In der Mainzer Straße waren etwa das „Gasthaus Vetter", die „Pfeffermühle" und der „Sankt Johanner Hof" beliebte Treffpunkte. Auch am Markt wussten einige mit diesem Konzept zu überzeugen; etwa „Zum alten Fritz" oder „Die Rose".
Doch wie überall lässt sich auch in der Gastronomie der Fortschritt nicht aufhalten. Irgendwann hielten die Küchen aus aller Welt auch bei uns Einzug in den Alltag, und die traditionellen Gasthäuser blieben mehr und mehr auf der Strecke. Aber es gibt sie noch, die Wirtshäuser von einst.
Wer das „Haus Brück" in der Mainzer Straße 6 in Saarbrücken besucht, steht sofort mitten im Gasthaus. Hier gibt es 80 Plätze für die Gäste. Linker Hand, etwas nach hinten versetzt, ist die Theke. Dahinter schließen sich noch zwei weitere Räume an, die bestens geeignet sind für Gesellschaftsfeiern von etwa 20 Personen im Kaminzimmer bis 40 Personen, wenn man beide Räume zusammen bucht. Von dort aus geht es bei Sonnenschein auf die Terrasse. Hier sitzt man im Schatten großer Mauern geschützt und ruhig. Im vorderen Teil befindet sich die gemütliche Stube mit alten Möbeln und Spiegeln. Die zahlreichen Keramikkunstwerke auf den Fensterbänken haben die Stammgäste mitgebracht, erzählt mir Frank Becker – von Suppenterrinen bis Kaffeetassen.
Gebaut wurde das Stengelhaus 1804 von Saarbrückens bedeutendem Stadtplaner gleichen Namens. Es befindet sich seit dem ersten Tag im Familienbesitz und ist ein Haus mit langer gastronomischer Tradition. Auch einer der ersten Italiener in Saarbrücken, „La Gondola", residierte lange Zeit hier. Für das derzeitige gastronomische Konzept zeichnen Alf Göritz und Frank Becker seit 2004 verantwortlich. Und die beiden machen das gut. Sehr gut sogar.
In der Küche steht Alf Göritz, Frank Becker leitet den Service. Beide sind alte Hasen. „Von Anfang an haben wir Wert drauf gelegt, die gute Stube zu sein, in der man sich aufgehoben fühlt. Wir haben ganz viele Stammgäste, die sich auch untereinander kennen. Auch viele ältere Stammgäste. Bei uns kann eine ältere Dame auch alleine kommen und sich wohlfühlen. Es hat etwas Familiäres hier", erklärt Becker. Diese Art von Gastronomie gibt es immer seltener.
Unterstützt werden Göritz und Becker von Aushilfen in Küche und Service. Die Karte haben die beiden zusammengestellt. Auch Anregungen von Stammgästen finden sich darin, wie ich hörte. Neben Standards, Klassikern und Lieblingsgerichten der Gäste wird die Karte saisonal verändert. Im Wochenrhythmus gibt es auch eine besondere Karte mit vier oder fünf Positionen. Büfetts werden ebenfalls angeboten, da sind die Betreiber sehr flexibel.
Wöchentlich wechselnde Karte mit saisonalen Angeboten
Auf der Wochenkarte lese ich Schnitzel mit Pommes und Salat. Ein Klassiker, der immer und überall geht. Aber auch Hühnchenragout mit Pastetchen, Rehgulasch mit Spätzle und Rotkraut sowie Grünkohl mit Mettwurst und Salzkartoffeln. Die Preise liegen für diese Gerichte zwischen 7,90 Euro und 11,50 Euro. Die wöchentliche Karte ist übrigens auch immer aktuell auf der Internetseite zu finden. Natürlich habe ich mir den Grünkohl bestellt, denn dieses Gemüse findet man leider nicht mehr allzu oft auf Speisekarten. Die Variante im „Haus Brück" fand ich durchaus vergleichbar mit dem Grünkohl, den man normalerweise in norddeutschen Wirtschaften vorgesetzt bekommt.
Als ich mit dem Fotografen die Motive bespreche, kommt Koch Alf Göritz hinzu. Auf meinen Hinweis an den Fotografen, Fischsuppe könne zwar sehr gut schmecken, sehe auf Bildern aber oft nur wie ein dunkler Fleck aus, entgegnet Göritz: „Meine Fischsuppe schmeckt gut und sieht auch gut aus." Nach der Verkostung muss ich ihm Recht geben. Dieses Rezept scheint er seit den Zeiten von „Hummer Herbert" sehr geschmackvoll zu kochen. Wirklich lecker.
Die Karte hatte bei unserem Besuch einen sehr winterlichen Charakter, eine klassische Karte der Jahreszeiten eben. Neben der Fischsuppe fanden sich Tomatensuppe mit Croutons oder gebratene Geflügelleber auf getrockneten Apfelscheiben mit Portweinsoße. Oder frische Krabben mit Zwiebeln und Knoblauch in Butter serviert, gebratene Grünschalenmuscheln mit Butter und Knoblauch sowie frisch gebratene Champignons mit Zwiebeln und Petersilie. Alles mit handverlesenen Produkten frisch zubereitet.
An diesem Tag hatten sie noch eine weitere Karte mit der Überschrift: „Es ist Muschelzeit". Frische Miesmuscheln in verschiedenen Soßen: einmal mit Riesling, mit Sahne oder mit Tomatensoße. Als ich mich für die Muscheln mit Rieslingsoße entschied, servierten sie mir diese in zwei Töpfen. Einmal Muscheln, einmal Soße. Da konnte ich selbst entscheiden, wie viel Soße an meine Muscheln kommt. Fand ich sehr sympathisch.
Die Vorliebe von Göritz für Meeresprodukte findet sich auch bei den Hauptgerichten: gebratenes Zanderfilet auf Weißweinsoße und Hummerbutter mit Salzkartoffeln etwa. Oder „Fischpfanne", gebratenes Fischfilet und frische Krabben auf Nudeln mit Hummersoße und Sherry verfeinert, Gambas in der Schale gebraten mit Pernod flambiert, dazu Knoblauchmayonnaise und Reis sowie ausgelöste Hummerkrabben in Hummersoße gedünstet mit Reis.
Natürlich fehlen auch fleischliche Genüsse nicht. Etwa Schnitzel Wiener Art, Schweinerückensteak mit Champignonssoße und Bratkartoffeln, den „Schlemmerteller Haus Brück" mit Schweinefiletmedaillons, Champignons, Spätzle und grünen Bohnen. Dazu waren noch zwei Variationen vom Rumpsteak verzeichnet sowie eine Perlhuhnbrust. Für Vegetarier gibt es schwarze Nudeln mit Pesto, Parmesan und gerösteter Körnermischung, Schafskäse gebacken mit Tomate, Peperoni, Oliven, Paprika Knoblauch sowie Kartoffelpfanne mit Tomaten und Mozzarella.
Auf Vorbestellung ab vier Personen zaubert Göritz seinen Gästen auch eine Marseiller Bouillabaisse mit ganzen Fischen – so wie man sie traditionell in Frankreich serviert. Gleiches gilt für eine spanische Paella. Einfach mal ausprobieren. Es lohnt sich.