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WAS MACHT EIGENTLICH...

Gilbert O'Sullivan
Foto: picture-alliance / eventpress / mp

… Gilbert O’Sullivan?

Seine Hits „Alone Again (Naturally)" und „Get down" eroberten in den 70er-Jahren weltweit die Chartspitze und machten den Iren zu einem der erfolgreichsten Songschreiber. Danach bremste ein Rechtsstreit seine Karriere, bevor er in den 90er-Jahren ein Comeback schaffte. Mit seinem aktuellen Album „Gilbert O’Sullivan" will der 72-Jährige wieder an frühere Erfolge anknüpfen.

In den letzten Jahren war Japan mein bester Markt", betont Gilbert O’Sullivan in einem Interview des Deutschlandfunks. „Sie haben etliche Alben von mir veröffentlicht, die nirgendwo anders erschienen sind. Wir sind da alle 18 Monate unterwegs." Nun erschien im August 2018 in Europa sein neuestes Album, das so heißt wie er: „Gilbert O’Sullivan". Mit diesem inzwischen 19. Studioalbum schaffte er es erstmals seit über 40 Jahren wieder in die Top 20 der englischen Charts. Der Mann mit den Wuschellocken ist seinem unverkennbaren Sound mit anspruchsvollen Texten bis heute treu geblieben, was angesichts stark veränderter Hörgewohnheiten des Publikums von großem Mut und Selbstvertrauen zeugt. Einige Songs des neuen Albums haben durchaus das Zeug zum Gassenhauer, „No Head For Figures But Yours" klingt fast wie eine Neuauflage seines Mega-Hits „Get Down". Stimmlich bleibt sich Gilbert O’Sullivan erstaunlich treu, was auch an seinem neuen Produzenten Ethan Johns liegt, der unter anderem mit Paul McCartney und den Kings of Leon zusammenarbeitet. Das neue Album des 72-Jährigen, das ohne unnötigen Zierrat seine markante Singstimme in den Vordergrund stellt, wurde mit analogem Equipment im eigenen Frobisher Drive Studio auf der britischen Kanalinsel Jersey aufgenommen, auf der O’Sullivan mit seiner Familie meist wohnt. Es lassen sich dabei durchaus klangliche Parallelen zu seinem Debüt-Album „Himself" aus dem Jahr 1971 feststellen. Nicht zuletzt will der Songwriter damit demonstrieren, dass er als Künstler stilsicher an Bewährtem festhält und sein Handwerk auch heute noch versteht. „Für mich bedeutet Erfolg, einen guten Song zu ­schreiben. Wenn ich damit zufrieden bin, ist das für mich ein magisches Erlebnis. Diese Begeisterung verspüre ich noch heute", bekannte O’Sullivan kürzlich im Deutschlandfunk. Songwriting sei harte, aber absolut lohnende Arbeit, die er von ganzem Herzen liebe. Wenn manche ihm zuletzt unterstellt hätten, er habe sich auf Jersey zur Ruhe gesetzt, so sei das eine große Täuschung. Er habe all die Jahre diszipliniert gearbeitet, weil er „mit den Ed Sheerans dieser Welt" mithalten müsse. Als rückwärtsgewandter Musiker will er schon gar nicht angesehen werden. Er lebe sehr wohl im Hier und Jetzt, also habe er seine ganze Energie in das neue Album gesteckt. Die zwölf neuen Songs seien alles, was ihn derzeit interessiere, sagte er 2018 bei Radio Bremen. Zu Weihnachten postete O’Sullivan auf Twitter ein Foto mit seiner gesamten Familie und schrieb dazu: „Es war ein großes Jahr für mich mit dem neuen Album." Er ist ein überzeugter Familienmensch, der sich von seinen Lieben meist auf Tourneen begleiten lässt, so auch im Vorjahr in Japan. Im Netz ist derzeit auch ein Foto zu sehen, auf dem er mit seiner kleinen Tochter im Duett am Klavier musiziert.

Gilbert O’Sullivan bei einem Konzert in Deutschland in den 70er-Jahren.
Gilbert O’Sullivan bei einem Konzert in Deutschland in den 70er-Jahren.  - Foto: picture alliance / United Archives / Schweigmann

Überzeugter Familienmensch

Dass es davor vier Jahrzehnte lang recht still um ihn geworden war, führt O`Sullivan auf einen lang andauernden Rechtsstreit mit seinem Ex-Manager zurück, der ihn nach eigenen Angaben sehr beeinträchtigt und die Qualität seiner Songs negativ beeinflusst hat. Danach habe er in Europa auf die falsche Plattenfirma gesetzt, sodass er sich eher notgedrungen auf Japan konzentriert habe. Dort begann für ihn nach dem Einsatz von „Alone Again (Naturally)" in einer populären Fernsehserie in den 90er-Jahren eine eigene Erfolgsgeschichte.

O’Sullivan verfolgt nach wie vor aufmerksam die Entwicklung der Pop-Musik und glaubt, feststellen zu können, dass seine Songwriter-Generation musikalisch langsam etwas schwächelt: „Wenn ich mir zum Beispiel das letzte Album von Paul Simon anhöre, dann hat er zwar einen faszinierenden Sound, aber es fehlen die Melodien." Um dem entgegenzuwirken, habe er inzwischen eine harte, aber effektive Methode entwickelt. „Wenn nötig, sitze ich acht Stunden am Klavier, fünf Tage die Woche, vier Wochen im Monat. Wenn es das ist, was mir gute Melodien beschert, tue ich das." Erst wenn er mit seinen Melodien zufrieden sei, gehe er an den Text. Oft bekomme er von jungen Kollegen Demo-Bänder zugeschickt, die zwar eine gute Klangqualität aufweisen, ihm aber in puncto Melodie nichts geben. O’Sullivan führt dies auf einen unguten Einfluss von Rappern wie Jay-Z zurück, bei denen vor allem ein toller Drum-Beat im Vordergrund stehe.

Von Partys hält er sich fern

Gilbert O’Sullivan ist ein eher ruhiger Mensch, der sich als nicht besonders kontaktfreudig beschreibt. Dennoch gehe er immer wieder gern auf Tour, wo er seine musikalische Leidenschaft ausleben kann. Von Partys und roten Teppichen hält er sich dagegen möglichst fern. Das neue Album gibt ihm jetzt wieder Gelegenheit, seine aktuelle Musik auch live vorzustellen. „Das ist mein erfolgreichstes Album seit den 70er-Jahren, und ich freue mich, damit auf Tour zu sein", kommentierte er im November 2018 seine ersten Auftritte vor den japanischen Fans. Anfang Februar gastiert er in Paris und Amsterdam und wird im April im Rahmen seiner Deutschland-Tour auch in Hamburg, Berlin und München Station machen.

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