Brandenburg bietet für Großstädter aus Berlin eine Menge Natur, Landwirtschaft und Erholungsmöglichkeiten. Ein Marketingpreis hat viel dazu beigetragen, dass das Land heute nicht mehr nur als „Streusandbüchse" gilt.
Regionale Produkte sind gefragt. Immer mehr Berliner wissen beim Einkauf kurze Transportwege und Transparenz zu schätzen. Sie greifen nach Äpfeln aus dem Havelland, Bio-Lammfleisch aus dem Oderbruch und natürlich zu Spargel aus Beelitz. Gern schaut man auch mal den lokalen Produzenten vor Ort über die Schulter.
Das ist nicht zuletzt ein Verdienst des „Verbands zur Förderung des ländlichen Raumes in der Region Brandenburg-Berlin e. V." – kurz: „Pro Agro". Er schreibt jährlich den Marketingpreis „Natürlich Brandenburg!" aus. Und das nicht erst seit gestern. Der „Preis zur Förderung innovativer Produktentwicklungen und Vermarktungskonzepte im ländlichen Raum" geht in sein 20. Jahr. 41 Unternehmen haben sich auch dieses Jahr wieder in den Bereichen „Ernährungswirtschaft,
Direktvermarktung und Land- und Naturtourismus" beworben. Drei Kandidaten pro Kategorie schaffen es auf das Siegertreppchen, die anderen bekommen einen Platz in einem handlichen Übersichtsbooklet, das bei Entscheidern und Konsumenten die Runde dreht. Seit 2015 vergibt der Kooperationspartner Edeka einen eigenen Preis. Das Gewinnerprodukt steht dann in den Regalen der Supermärkte nebst Handzettelwerbung. Statt Preisgeld gibt es ein individuelles Marketingpaket.
Shopping beim Ausflug ins Grüne
Für die Jury, die sich aus Medienpartnern, Hochschulvertretern, Tourismusexperten, Ministerien und natürlich aus „Pro Agro" selbst zusammensetzt, zählt neben Innovation, Qualität, Storytelling und eindeutigem Regio-Bezug auch die Vermarktungsfähigkeit. Die Quote spricht für sich: nur zehn bis 15 Prozent der ausgezeichneten Produkte verschwinden langfristig wieder vom Markt. So kursiert seit einiger Zeit schon in Potsdam der „Potspresso", ein grüner Kaffee-to-go-Becher, den die Bürgerstiftung Potsdam herausgebracht hat. Eine Fürstenwalder Hofmolkerei hat „Milchquellen"-Automaten aufgestellt, wo man quasi noch stallwarme Frischmilch zapfen kann. Und nach wie vor beliebt ist auch der Hohenseefelder Apfel Cidre der Werder Frucht GmbH.
„Die Zeiten des Einzelkämpfertums sind vorbei. Wir schaffen Anlässe und unterstützen durch unser Netzwerk. Wir organisieren und moderieren Kochworkshops oder Stammtische zu allen relevanten Themen", erläutert der „Pro Agro"-Geschäftsführer und Juror Kai Rückewold, der seit 2015 das Marketingpreis-Konzept maßgeblich steuert. „Pro Agro" organisiert jährlich über 30 Messen, an denen sich bis zu 700 Unternehmen andocken. Der Verein selbst hat mittlerweile 360 Mitglieder. Wichtig ist Rückewold, dass Käufer der Brandenburger Produkte die Zusammenhänge der regionalen Wirtschaftskreisläufe erkennen. „Regional einzukaufen, bedeutet, zu reflektieren, was man kauft. Die Kombination aus Shopping im Grünen verbunden mit regionalem Tourismus und Ausflugskultur fördert Brandenburgs gesamtes Lebensumfeld. Ich wünsche mir, dass aus vielen Käufern begeisterte Fans der Region werden", sagt der studierte Regional-Ökonom Rückewold.
Berlin und Brandenburg könnten mit regionalen Wertschöpfungskreisläufen und einem regional orientierten Konsumentenverhalten ein Stück zusammenrücken, ist man bei „Pro Agro" überzeugt.
Und wenn zukünftig auch das Interesse von Kooperationspartnern und Sponsoren aus anderen Bereichen als der Landwirtschaft wächst, schließt sich der Kreis zu einem regionalen Gemeinschaftsgefühl.