Wer sich ein Eigenheim im Saarland zulegen will, sollte sich beeilen. Im Vergleich zum übrigen Bundesgebiet steigen hierzulande die Preise für Wohneigentum gerade – um fünf bis zehn Prozent, je nachdem, ob die Immobilie auf dem Land oder in der Stadt steht.
Wer sich im Saarland Wohneigentum zulegen will, staunt derzeit nicht schlecht: Im Gegensatz zum Bundesgebiet ist hierzulande mit steigenden Immobilienpreisen zu rechnen, zumindest wenn es um neue oder modernisierte freistehende Häuser, Eigentumswohnungen und allen voran um Baugrundstücke geht. Denn besonders letztere sind zunehmend Mangelware im Saarland. Voraussetzung ist aber eine gute Lage der Immobilien. Das sagt Immobilienökonom Peter Becker von der Landesbausparkasse Saar mit Verweis auf das Frühjahrsgutachten der Immobilienweisen. Die LBS ist mit rund 40 Prozent Markanteil bei der Finanzierung von Immobilien der Platzhirsch an der Saar. Preissteigerungen von rund fünf Prozent über alle Objektarten hinweg prognostizieren die Experten landesweit. In Städten wie Saarbrücken und Saarlouis seien sogar bis zu zehn Prozent drin. Hier koste je nach Lage des Objekts der Quadratmeter für eine neue Eigentumswohnung inzwischen schon über 4.000 Euro, ein Preis, der vor Jahren im Saarland nicht realisierbar gewesen wäre, so Becker weiter. Im Durchschnitt liegen die Preise bei 3.000 Euro, was aber je nach Ort und Lage stark variieren könnte.
Auch bei Mehrfamilienhäusern als mögliche Kapitalanlage gibt es einen deutlichen Aufwärtstrend in der Nachfrage zu verzeichnen. Niedrige Zinsen für Hypothekenkredite und mangelnde attraktive Geldanlagemöglichkeiten sind wesentliche Gründe für eine steigende Nachfrage nach Immobilien, obwohl die zu erzielenden Renditen aufgrund der Preissteigerungen am Bau gesunken sind. Rund 3,5 Prozent seien durchschnittlich aber im Saarland noch drin.
Doch es gibt ein starkes Stadt-Land-Gefälle. Während attraktiver Wohnraum in den saarländischen Städten stark nachgefragt wird, stehen auf dem Land vor allem im nördlichen Saarland zahlreiche Häuser leer. Schuld ist der demografische Wandel. Der Trend, wieder in die Stadt zu ziehen, sei bei Älteren deutlich ausgeprägt, betont Markus Ehm, Geschäftsführer der LBS Immobilien GmbH. „Verkleinerung des Wohnraums im Alter ist en vogue und erklärt, warum es einen Run auf Eigentumswohnungen in der Größe von 70 bis 80 Quadratmetern gibt." Keinen großen Garten mehr zu pflegen, Geschäfte und ärztliche Versorgung in der Nähe zu wissen und keine Kinder mehr im Haus zu haben, erleichtern den Trend in die Stadt ungemein. Ländliche Kommunen müssen inzwischen regelrecht um ihre Einwohner „kämpfen", schließlich geht es um Geld, das sie pro Anwohner als Schlüsselzuweisung vom Land erhalten.
Quadratmeter-Preise über 4.000 Euro
Doch der Verkauf der in die Jahre gekommenen Immobilien auf dem Land erweist sich oft als frustrierend sowohl für Käufer als auch Verkäufer. Oftmals seien es die überzogenen Preisvorstellungen der Eigentümer, die jegliches Objekt zu einem unverkäuflichen Ladenhüter machen, erklärt Peter Becker. Immobilien aus den 50er-, 60er- und 70er-Jahren haben in der Regel einen hohen Sanierungsbedarf in puncto Energietechnik und Bäder. Außerdem haben sich die Vorstellungen von Raumaufteilung geändert, sodass für Umbauten und Modernisierung viel Geld in die Hand genommen werden muss. Es gebe Immobilien, da ist das Grundstück mehr wert als das darauf stehende Haus. „Im Westerwald werden Häuser schon für einen Euro verkauft, weil sie niemand haben will und keiner dort wohnen möchte", sagt Becker. Da würden die Abrisskosten sowie die laufenden Kosten jeglichen Rahmen sprengen.
Eine Ausnahme auf dem Land bilden übrigens immer noch die an Luxemburg angrenzenden Regionen. Obwohl der Zuzug von Luxemburgern vor rund zwei Jahren seinen Höhepunkt erreicht hat, sorgt der Brexit wieder für eine leichte Trendwende. Die Verunsicherung durch den Brexit hat beispielsweise einige Banken dazu veranlasst, ihren Sitz von London nach Luxemburg zu verlegen. Der damit verbundene Zuzug von Menschen hat die Nachfrage nach Wohnraum auch außerhalb des Großherzogtums wieder ansteigen lassen.
Leerstände sind für eine Kommune fatal, denn die Erfahrung zeigt, dass Verfall der Häuser und Wegzug der Menschen einhergehen. Ein Teufelskreis, wenn Geschäfte schließen und Anfahrtswege zur Schule und Arbeit für die übrig gebliebenen Anwohner immer länger werden. Um den Leerstand zu stoppen, sollten Kommunen verstärkt darüber nachdenken, wie Baulücken oder Grundstücke mit leer stehenden Immobilien besser vermarktet werden können, anstatt nur neue Baugebiete zu erschließen. Das hilft außerdem, dem Mangel an Baugrundstücken entgegenzuwirken. Ein Abriss und Neubau auf einem bereits erschlossenen Gelände wäre oftmals eine gute Lösung und auch erschwinglich für Menschen mit geringerem Einkommen. Doch auch die wollen nicht unbedingt auf dem Land wohnen, sondern in den Städten mit attraktiven Angeboten. So sieht es auch Knut Kempini, Geschäftsführer der GBS Gemeinnützige Bau+Siedlungs-GmbH Saarlouis. „Es gibt Regionen mit Leerstand, der sich nicht zuletzt aus der demografischen Entwicklung, dem baulichen Zustand und fehlenden Infrastrukturen ergibt. Deshalb gibt es gerade im Zentrum von Saarlouis eine hohe Nachfrage nach Wohnraum." Zurzeit errichtet die GBS viele neue Wohnungen in Saarlouis und saniert im Bestand.
Hoher Sanierungsbedarf
Die WOGE Saar als größte Wohnungsgesellschaft im Saarland ist zwar nur im Mietwohnungsmarkt tätig mit 5.200 Wohnungen, davon 4.600 im Saarland, sieht aber den Mietwohnungsmarkt im gesamten Saarland, auch in den Ballungsgebieten, weniger angespannt als in den Metropolen in Deutschland. Das berichtet die Geschäftsführerin der WOGE Saar, Rita Gindorf-Wagner. „In besonders beliebten Wohnlagen ist die Nachfrage naturgemäß höher als das Angebot. Das gilt auch für kleine Wohnungsgrößen, weil diese von verschiedenen Zielgruppen wie Alleinstehenden, Studenten und Migranten nachgefragt werden."
Nach wie vor gilt der Grundsatz, dass Wohneigentum ein guter Schutz gegen steigende Mieten und Altersarmut ist. Obwohl es inzwischen neue Fördermöglichkeiten wie Wohn-Riester oder das neue Baukindergeld gibt, wünscht sich LBS-Geschäftsführer Michael Wegner von der Politik, dass die Förderung zum Kauf von Wohneigentum weiter verbessert werde. Die Einkommensgrenzen für Förderberechtigte und auch der Fördersatz sollten angehoben werden.