„Rausschmeißen!" – so lautet die Forderung zumindest einzelner SPD-Mitglieder mit Blick auf den Juso-Vorsitzenden Kevin Kühnert. Denn der hatte in einem „Zeit"-Interview laut über die „Überwindung des Kapitalismus" nachgedacht: BMW als Kollektiv? Vermietung nicht mehr als Instrument, Gewinn zu machen? Für solche Überlegungen setzt es Spott und verbale Ohrfeigen, wie Kühnert nun zu spüren bekommt. Der Präsident des SPD-Wirtschaftsforums, Michael Frenzel, forderte, ihn aus der Partei auszuschließen – er rücke die SPD in die Nähe der alten SED. Marco Buschmann (FDP) warf dem Juso vor, nichts aus der Geschichte gelernt zu haben. Und CSU-Chef Markus Söder, sehr uneins mit dem SPD-Bundesfinanzminister Olaf Scholz über eine Neuregelung der Grundsteuer, bemerkte fast schon hämisch: „Jetzt steht die SPD noch mehr unter Beobachtung."
Traditionell sind die Jugendorganisationen der Parteien dafür zuständig, immer mal wieder den Schritt vom Aktuellen zurückzutreten und oft auch mal strittige Thesen in die Welt zu setzen – man erinnere sich an Philipp Mißfelders Forderung als Jung-Unioner, den ganz Alten kein künstliches Hüftgelenk mehr zu finanzieren. Von solch konkreten Vorschlägen ist Kühnert mit seinen Überlegungen weit entfernt. Ob SPD-Vize Ralf Stegner ihm jedoch gerecht wird, indem er dem „tatkräftigen EU-Wahlkämpfer" bescheinigt, auf diese Art quasi gekonnt viele junge Menschen zu mobilisieren, sei jedoch dahingestellt.