Vanessa Ecker hat es geschafft. Die frisch gebackene Altenpflegerin aus der Pro Seniore Residenz Hohenburg gehört zu den besten Absolventen des Landes. Dabei hat es anfangs gar nicht danach ausgesehen.
Geht es um ihre Auszeichnung, scheint Vanessa Ecker schnell verlegen zu werden. Natürlich sei sie sehr glücklich darüber, zu den besten Auszubildenden des Landes zu gehören und von der saarländischen Gesundheitsministerin Monika Bachmann (CDU) auf der Bühne der Congresshalle mit einem persönlichen Händedruck geehrt zu werden. „Das ist ein überwältigendes Gefühl, keine Frage", kommentiert sie die am Tag der Pflegeberufe erhaltene Urkunde. Eine tragende Rolle spielt die Abschlussnote 1,8 für die mittlerweile ausgebildete Altenpflegerin aus der Pro Seniore Residenz Hohenburg jedoch nicht. Da zeigt sich Ecker ganz bescheiden. „Hauptsache, ich habe bestanden und kann meinen Beruf weiter ausüben", erklärt die gebürtige Pfälzerin mit einem Lächeln. „Ich habe mich so an unsere Residenz gewöhnt, an meine Kollegen und an die Bewohner, ich könnte mir gar nicht mehr vorstellen irgendwo anders zu arbeiten."
Dabei war es am Anfang gar nicht so klar, ob Vanessa Ecker es überhaupt schaffen wird, in ihrem Traumberuf Fuß zu fassen. Nach der mittleren Reife steuerte sie zunächst eine Ausbildung als Krankenschwester an, brach sie jedoch kurz darauf ab. „Es hat einfach nicht so geklappt wie ich es mir gewünscht hätte", bedauert die mittlerweile ausgezeichnete Altenpflegerin den Fehlversuch. Auf dem Weg zu einer neuen Chance stieß Ecker auf die Anzeige der Pro Seniore Residenz Hohenburg. Im Zuge ihrer Bewerbung lernte die engagierte junge Frau auch Residenzleiterin Sabine Mathieu kennen. Diese Begegnung mit ihrer späteren Chefin wurde für Ecker zukunftsweisend. „Bei unserem Gespräch ging es ihr überhaupt nicht darum, mit mir nur eine bestimmte Stelle zu besetzen", versucht Ecker die Inhalte eines für sie so besonderen Gespräches wiederzugeben. „Vielmehr fragte sie mich, was ich mir wünschen würde. Ob ich mich beispielweise weiterentwickeln möchte und wenn ja, dann in welche Richtung. Das gab mir so ein gutes und sicheres Gefühl. Ich wurde gleich Feuer und Flamme." Vanessa startet als Altenpflegehelferin durch und arbeitet fast ein Jahr in dieser Funktion in der Pro Seniore Residenz Hohenburg. Anschließend unterschreibt die junge Frau im Jahr 2015 den lang ersehnten Ausbildungsvertrag zur Altenpflegerin.
Eine Ausbildung mit vielen Perspektiven
Zu diesem Zeitpunkt ist die gebürtige Pfälzerin aus Altenkirchen bereits bestens in der Homburger Residenz vernetzt. Sie hat Rückendeckung seitens ihrer Kollegen und knüpft auch mit den Bewohnern erste tiefer gehende Freundschaften. Eine davon ist Anna Grandpair. „Früher arbeitet sie selbst im Pflegebereich in einer Augenklinik", ezählt Ecker die Geschichte der Seniorin. Doch mit der Zeit verlor Grandpair immer mehr an Selbstständigkeit. „Nachdem auch ihr Mann verstorben war, zog sie zu uns in die Residenz." Die alte Dame hat Pflegegrad zwei und ist nun selbst auf Hilfe bei der Bewältigung des Alltages angewiesen. „Und genau hier beginnt auch unsere Arbeit als Altenpfleger", stellt Vanessa ihr Aufgabengebiet nicht ohne Stolz vor. „Natürlich gibt es über unseren Berufsstand auch viele Klischees", weiß die Altenpflegerin. „Dass wir nur die Bettpfannen unserer Bewohner leeren würden und so weiter." Dem sei natürlich nicht so. „Unser Job ist so viel vielfältiger."
Neben behandlungspflegerischen Tätigkeiten wie Richten und Austeilen von Medikamenten, Anlegen von Kompressionsverbänden, Insulininjektionen und dem Messen des Blutzuckers kümmern sich die Altenpfleger um die alltägliche Organisation ihrer Patienten. „Wir bereiten die Bewohner auf den Tag vor, machen für sie Termine bei Ärzten aus und begleiten sie natürlich auch auf ihrem Weg in die Praxis. Abends helfen wir unseren Bewohnern dann bei ihren gewohnten Ritualen und bringen sie anschließend ins Bett."
Viel Zeit, in der man sich näherkommen kann. Auch Vanessa erfährt viele kleine lustige und zum Teil auch melancholisch-nostalgische Anekdoten aus dem Leben von Anna Grandpair. Wie sie in ihrer Jugend gewesen ist, was sie begeistert hat und was sich mit der Zeit am Pflegeberuf alles verändert hat. „Vor allem, wenn ich abends bei ihr vorbeischaue, um sie bettfertig zu machen, wird viel gelacht", schildert Ecker die Stimmung zwischen dem Personal und den Bewohnern. Und genau hier liegt auch der Hauptgrund für Eckers Passion für den Beruf in der Altenpflege. „Die Wertschätzung, die einem entgegengebracht wird und dieses Gefühl gebraucht zu werden", bringt es die junge Altenpflegerin auf den Punkt. „Wenn ich die Tür aufmache und sie mich dann anstrahlt und glücklich ist, dass ich da bin – das berührt mich sehr. Oder wenn sie noch einmal extra nachhört, ob ich am Abend auch wirklich Nachtschicht habe, weil sie dann weiß, dass ich vorbeikomme – sie bringt mir so viel Zuneigung und Dankbarkeit entgegen, dass ich dadurch auch ein emotionales Hoch bekomme und mir nochmals bewusst wird, wie richtig ich mich bei der Berufswahl entschieden habe. So schaukeln wir uns dann gegenseitig zur besten Laune und alles wird ein Stück weit schöner."
Persönlicher Zugang ist wichtig
Aber jede Medaille hat bekanntlich zwei Seiten. „Natürlich birgt auch dieser Beruf – so wie eigentlich alle Berufe – seine Herausforderungen", weiß die junge Pflegerin. Dazu zählt für sie nicht mal die Arbeit in Schicht. Auch ihre Diensttage an Wochenenden und Feiertagen machen der Pfälzerin kaum etwas aus. „Daran haben sich meine Freunde längst gewöhnt", tut sie die Frage mit einem Augenzwinkern ab. „Nein, was ich meine ist natürlich die Konfrontation mit dem Tod der Bewohner. Auch wenn das eine ziemlich schwierige Seite dieses Berufes ist – verschweigen sollte man sie nicht."
Als Vanessa Ecker zum ersten Mal mit dem Tod auf der Station konfrontiert wird, reißt diese Erfahrung die angehende Altenpflegerin richtig mit. „Zum Glück war eine Kollegin bei mir", erzählt Ecker. „Sie lotste mich durch diese Situation." Am Anfang war ihr nicht mal klar, dass die Bewohnerin verstorben ist. „Ich fühlte einfach immer wieder ihren Puls nach und war mir in dieser dramatischen Situationen gar nicht mehr sicher, ob es mein Herzschlag ist, den ich spüre, oder ihrer", beschreibt sie ganz emotional ihr erstes tragisches Erlebnis. In solchen Momenten wird einem bewusst, wie schnelllebig doch alles ist, erzählt Ecker. „Man soll das Leben genießen, sich auch an Kleinigkeiten erfreuen können und dankbar sein. Ich weiß, es hört sich etwas abgedroschen an, aber in solchen Momenten wird es einem nochmals richtig bewusst, was Leben überhaupt bedeutet und worauf es dabei ankommt."
Eine Lektion, die die Bewohner der Pro Seniore Residenz Hohenburg längst verstanden haben. „Hier in unserem Haus finden die Bewohner beste Freunde, Spiel- und Gesprächspartner und manchmal sogar die große Liebe", wendet sich Ecker wieder positiven Seiten ihres Berufes zu. „Meine Kollegen haben mir beispielweise von einem solchen Paar berichtet", erzählt sie mit einem Lächeln. Selbst hat die junge Frau das verliebte Pärchen noch nicht Händchen halten gesehen, „aber meine Kollegen haben erzählt, dass es gewisse romantische Funken gibt, wenn abends der Fernseher läuft."
Wertschätzung und Dankbarkeit
Der Zusammenhalt endet übrigens nicht nur bei den Bewohnern. Auch das Verhältnis zwischen Personal und den Senioren ist in der Homburger Residenz ganz groß. „Vor allem während meiner praktischen Prüfung wurde es mir richtig bewusst, wie harmonisch wir miteinander umgehen." Die Aufregung der angehenden Absolventin ging kurz vor ihrer Prüfung auf die Bewohner über. „Sie drückten mir die Daumen, fragten immer wieder nach, wie es mir geht und bemühten sich auch, vor der Prüferkommission das beste Bild von sich zu geben und mir dabei zu helfen, eine bessere Note zu bekommen. Eineinhalb Stunden wurde Vanessa Ecker an ihrem Prüfungstag von den Experten aus dem Gesundheitsbereich an ihrem Arbeitsplatz begleitet. „Hätte ich nicht so viel Rückhalt seitens der Residenz bekommen, wäre ich vermutlich voll durchgedreht", gibt sie offen zu.
Doch trotz der Sorgen legt Ecker ihre Prüfung mit einer Glanzleistung ab. Von 1.448 Auszubildenden aus den insgesamt sieben saarländischen Pflegeschulen gehört Ecker zu den 52 Landesbesten. „Doch darum geht es nicht", greift Ecker ihren anfänglichen Gedanken auf. „Ich darf in meinem Traumberuf weiterarbeiten. Und das ist die Hauptsache."