Seit sechs Jahren betreibt Kerstin Schwingel in Blieskastel ihre Gaststätte „Im Hinnereck". Die Karte ist klein, aber überaus fein. Das beweisen ihre Gäste, die von Pirmasens bis zum Nordsaarland extra angereist kommen.
Blieskastel, oft als barockes Kleinod des Saarlandes bezeichnet, ist ein besonderes Juwel. Die Stadt liegt an der Barockstraße Saar-Pfalz, etwa 15 Kilometer von Homburg und 25 Kilometer von Saarbrücken entfernt. Alleine der historische Stadtkern ist einen Besuch wert. Das Rathaus etwa stammt aus dem 18. Jahrhundert. Geprägt durch das Zeitalter des Barocks sind auch der Herkulesbrunnen von 1691 und der Napoleonsbrunnen von 1804, der auch umgangssprachlich Schlangenbrunnen heißt. Die Altstadt Blieskastels umfasst insgesamt 133 Einzeldenkmale. Und nur ein paar Meter vom Stadtkern entfernt befinden sich Feuchtgebiete, in denen mittlerweile auch wieder zahlreiche Störche heimisch sind. Wunderschön!
In einem 340 Jahre alten Haus der barocken Stadt befindet sich die Feinschmeckeradresse „Im Hinnereck". Seit sechs Jahren wird es von Kerstin Schwingel betrieben. Das historische Haus besteht aus zwei Etagen. Wenn man das Gasthaus betritt, steht man direkt vor dem Tresen. Unter dem Fenster befindet sich eine lange Holzbank, in der gegenüberliegenden Ecke ein runder Tisch, ein Holzfußboden – alles sehr gefühlvoll eingerichtet. Die dunklen Stühle im Kontrast zu den hellen Tischplatten schaffen eine einladende Atmosphäre. In der Ecke befindet sich der Kachelofen, der im Winter für mollige Wärme sorgt. Das Zimmer in der ersten Etage ist ein genussvoller Raum, um zu speisen. Hier stehen ein paar größere Tische mehr als unten. Ein sehr gepflegtes Ambiente.
Draußen vor der Tür führt linker Hand des Hauses eine Treppe nach oben. Diese benutzt die Pächterin als Kräutergarten. Hier hat sie sich ein großes Reservoir mit allen möglichen Heilpflanzen geschaffen. Koriander aus den Anden finde ich dort, Basilikum aus Italien und vieles weitere mehr. Vor dem Haus lockt ein kleiner Bier- und Weingarten im Sommer die Gäste an.
Schwingels Schmorgerichte sind sehr beliebt
Kerstin Schwingel kenne ich seit ihrer Zeit im „Le Cauchemar" in Alt-Saarbrücken. Heute ist dort das Restaurant „Pad Thai" zu finden. Zu jener Zeit kochte sie dort in einer offenen Küche und dies immer zur großen Zufriedenheit ihrer Gäste, was dazu führte, dass bis heute viele Saarbrücker auch in Blieskastel noch immer Stammgäste bei Kerstin Schwingel sind.
Die Köchin ist Autodidaktin, hat sich also alles selbst beigebracht. Sie liebt das gute Essen und einen besonderen Wein. Immer wieder nutzte sie die Gelegenheit, in dem einen oder anderen Restaurant, das sie besuchte, dem jeweiligen Chef über die Schulter zu schauen.
„Meine Küche ist saisonal, oft auch mediterran", erzählt sie. „Meine Gäste lieben vor allem meine Schmorgerichte.
Etwa Kalbsbäckchen, Bœuf Bourguignon, Coq au Vin. Vieles läuft auf Vorbestellung, etwa wie heute Kaninchen oder Spanferkel. Das geht ab sechs Personen", erklärt sie.
Dass es „Im Hinnereck" auch immer wieder besondere spanische Abende mit Paella oder Tapas gibt, erinnert an ihre Zeit auf Mallorca, wie sie erzählt. Vier Monate sei sie in Puerto Polensa gewesen, „mit Oma Caterina in der Küche", lacht sie. Dort habe sie sich in die mallorquinische Küche verliebt. In ihrem Lokal in Blieskastel hatte sie zunächst mit kleineren Anlaufschwierigkeiten zu kämpfen. Doch nach ein paar Monaten sei es gut gelaufen, und mittlerweile kommen ihre Gäste von Pirmasens bis zum Nordsaarland zu ihr. Auch aus Frankreich. Alle lieben ihre Küche und ihre besonderen Spezialitäten.
Die Gaststätte „Im Hinnereck" hat – bis auf sonntags – nur abends geöffnet. Dennoch beginnt Kerstin Schwingels Arbeitstag schon früh am Morgen. Sie fährt auf Märkte oder zu regionalen Händlern, um ihre Viktualien einzukaufen. Manches wird auch geliefert. Ein Jäger bringt ihr beispielsweise immer mal wieder etwas Spezielles vorbei. Diese besonderen Delikatessen stehen dann immer auf einem Tableau. Die eigentliche Karte ist eher klein, was aber alles andere als ein Nachteil ist. Ganz im Gegenteil: Für mich ist dies sogar stets das überzeugendste Argument, in ein Gasthaus einzukehren. Denn eine kleine Karte bedeutet in aller Regel, dass dort wirklich frisch gekocht wird.
Als Gast fühlt man sich wie in Südeuropa
Drei Vorspeisen finden die Gäste hier: gebackene Rote Bete mit Ziegenfrischkäse und Honig, gebackener Camembert mit Birnen und Preiselbeeren sowie eine Erbsen-Minze-Suppe mit Schinken-Crissini. Als Hauptgänge finden sich Pfannkuchen mit Räucherlachs, Bauernsalat, Ricotta-Spinat-Ravioli, gebratene Roastbeefstreifen, Perlhuhnbrust mit Gemüse-Graupen-Risotto, Hüftsteak und Lammnüsschen mit Thymianjus und Couscous.
Wir gönnten uns das vorbereitete Kaninchen auf mallorquinische Art und zuvor die Erbsen-Minze-Suppe. Und ich kann nur sagen: Es war hervorragend. Chapeau, Madame! Wir fühlten uns in der kleinen Gasse seitlich des Restaurants wie in einer verschlafenen Gasse in Südeuropa. Das hat alles hervorragend gepasst!
Auch beim Wein geht Kerstin Schwingel ihren eigenen Weg. Aus Saarbrücker Tagen kennt sie einen spanischen Weinhändler, der zwar mittlerweile nach Frankfurt umgesiedelt ist, sie aber weiterhin beliefert. Ihre Tagesausflüge in die Region verbindet sie gern mit einem Weineinkauf vor Ort. Den Rest der Weine bezieht sie beim Nachbarn. Ein paar Meter weiter betreibt ein alter Bekannter von mir, Rainer Schetting, sein Geschäft mit italienischen Weinen und Olivenölen, die „Vinothek OliVino", direkt am Schlangenbrunnen. Sein Alleinstellungsmal sind Weine und Olivenöle aus der Region „Le Marche" rund um Ascona. Schetting bietet nicht nur tolle Weine in seinem Laden an, sondern auch prämierte Olivenöle, die man alle vor Ort probieren kann.
Ich schlendere zurück ins Restaurant „Im Hinnereck", in dem Kerstin Schwingel in der Zwischenzeit ein Dessert vorbereitet hat – rund um die Erdbeere. Köstlich. Schauen Sie doch mal selbst vorbei und lassen Sie sich von der Sonne im Garten und den kulinarischen Leckereien verwöhnen. Es lohnt sich wirklich.