Die „Villa Keller" könnte nicht idyllischer gelegen sein. Mit Blick über das Saartal wird der Gast nicht nur gastronomisch verwöhnt. Auch die Weinkarte lässt das Genießerherz höherschlagen. Der Hotelbereich rundet das Erlebnis ab.
Die „Hauptstadt" des Saar-Rieslings ist Saarburg. Ihren Namen bekam die Stadt von der Saarburg, die 964 nach Christus erstmals urkundlich erwähnt ist. Diese Burg liegt auf einer Anhöhe, genau gegenüber der „Villa Keller", auf der anderen Saarseite. Von der Burg aus hat man einen weiten Blick in das Saartal. Saarburg ist das Ziel vieler Touristen. In der Stadt selbst gibt es weltberühmte Winzer mit eben solch berühmten Weinlagen. Ziel vieler Weinfreaks ist die Stadt vor allem Ende August, Anfang September anlässlich des Weinfests.
Im Sommer sind die Cafés und Wirtshäuser in der Stadtmitte gut besucht. Im Zentrum liegt der Wasserfall, der sich zwischen Ober- und Unterstadt 20 Meter in die Tiefe stürzt. An seinem Fuße liegen zwei Mühlen, die heute ein Mühlenmuseum und das Amüseum beherbergen. Ich selbst war um die Jahrtausendwende zum ersten Mal in der „Villa Keller", ein Haus, welches seit der Eröffnung für eine exquisite Küche steht. Nach beinahe zwei Dekaden besuchte ich das Haus der Familie Müntnich nun wieder.
Die „Villa Keller" ist ein herrliches Ensemble, direkt am Saarufer gelegen. Sie besteht aus Restaurant, Wirtshaus und Hotel. Jutta und Wolfgang Müntnich haben sich vor 45 Jahren in ihrem Ausbildungsbetrieb in Cochem kennengelernt. Jutta Müntnich stammt aus der Eifel, ihr Mann Wolfgang ist Moselaner. Das „Hotel Germania", in dem sich die beiden ausbilden ließen, hatte damals einen guten Ruf und hohe Standards. Er lernte dort den Beruf des Kochs, sie wurde als Hotelfachfrau ausgebildet. Als sie ihre Ausbildung beendet hatten, dachten sie: „Jetzt gehen wir mal in die weite Welt und schauen uns andere Hotels an".
Zwei Jahre waren sie danach in verschiedenen Häusern unterwegs, haben neue Eindrücke gewonnen und vieles gelernt. Dann kam die Idee, etwas Eigenes zu machen. Beide waren noch blutjung, gerade Anfang 20. Und beschlossen nach Saarburg zu gehen, um dort das Restaurant in der Burg zu betreiben. Das Burgrestaurant gehört der Stadt und so waren sie von Anfang an mit der Weinstadt im Geschäft. Doch die Sache hatte einen Haken, die Verbandsgemeinde bestand darauf, dass sie vorher noch heiraten. Das taten sie dann auch.
Das Ehepaar übernahm das Burgrestaurant 1978
Im November 1978 übernahm das Ehepaar schließlich das Burgrestaurant und die damit verbundene Herausforderung. Bis 1998 führten sie das Etablissement mit dem schönen Blick von weit oben auf die „Villa Keller". Diese war zu jener Zeit ein Privathaus. Dann fragte die Gemeinde, ob sie das herrliche Anwesen übernehmen wollen. Dies war ganz im Sinne von Wolfgang Müntnich, der immer zu seinem Restaurant noch ein Hotel führen wollte. Sie bekamen den Schlüssel, gingen die Allee hinunter zur Villa, setzten sich auf die herrliche Veranda, öffneten eine Flasche Saar-Riesling und stellten übereinstimmend fest: „Ja. Das machen wir!"
Seit dem Sommer 1998 betreiben sie also obendrein die „Villa Keller". Das Gastronomen-Paar schuf hier ein herrliches Restaurant, ein Hotel mit elf Zimmern und das Wirtshaus mit eigenem Biergarten. Durch dieses Haus weht der Wind der Geschichte. Die „Villa Keller", in der sich Restaurant und Hotel befinden, wurde 1801 gebaut. Es war das Privathaus der Familie Keller. Diese hatte viel Geld mit ihrer Gerberei gemacht. 1996 kaufte die Stadt, zusammen mit einem Investor, das Anwesen. Im Sommer werden der Garten und die Veranda des Restaurants und der Biergarten des Wirtshauses von vielen Touristen und Einheimischen sehr gerne genutzt.
Im Restaurant kocht Wolfgang Müntnich eine ambitionierte Küche auf sehr hohem Niveau. Das Wirtshaus ist rustikal – mit einer Speisekarte, die zu einem Wirtshaus passt. Die Küche von Müntnich hat eine französische Handschrift. Er liebt gute und frische Produkte, die er zu wohlschmeckenden Gerichten verarbeitet. Auch frischer Fisch wird angeboten, und der Küchenchef zaubert auch Menüs, die von Feinschmeckern begeistert goutiert werden. Auf seiner Karte finde ich auch Positionen, die man nicht alle Tage findet – etwa Kalbsbries. Die Speisen richten sich nach den saisonalen Angeboten. Alle paar Wochen schreibt der Meisterkoch seine Karte um.
Nichts ist hier dem Zufall überlassen, alles wird frisch à la minute zubereitet. Deswegen kommt das Wirtshaus auch sehr gut bei den Einheimischen an. Viele Familienfeiern finden dort in der ersten Etage in einem besonderen Raum statt. Auch Touristen mögen die rustikale Küche und das rustikale Ambiente. Hier gibt es Flammkuchen, Salate, Steaks und Sülze. Für die Kinder gibt es nebenan einen Spielplatz, sodass diese, wenn die Eltern länger essen, auch eine Beschäftigung finden.
Immer neue Weine von etablierten und Nachwuchswinzern
Das Wirtshaus ist aber auch der Garant dafür, dass im Winter in der „Villa Keller" großer Betrieb herrscht. Den Einheimischen sei Dank dafür. Das Hotel hat elf Doppelzimmer. Eines davon ist das Schlossbergzimmer. Ein sehr großes Zimmer mit wunderschönem Balkon und Blick auf die Weinberge, die Burg und die Altstadt. Früher hieß so ein Zimmer in den klassischen Villen „belle étage". Dieses Zimmer hat auch sehr stilvolle Möbel. Auch die anderen Zimmer sind relativ groß, mit hohen Decken – sehr großzügig.
Ein schönes Angebot des Hauses sind besondere Arrangements wie etwa das Saar-Riesling-Paket. Zwei Übernachtungen, zur Begrüßung eine Flasche Saar-Riesling. Danach ein Menü im Wirtshaus und am zweiten Tag ein Menü im Restaurant.
Die Weinkarte macht die Chefin Jutta Müntnich. Sie kennt sich richtig aus. Alle vier Wochen reist sie nach Trier, dort ist sie Mitglied einer Kommission, die neue Weine der Moselregion prüft. Alle großen Gewächse der Region hat sie auf der Karte, fast alle VDP-Güter auch. Das sind die Prädikatsweine, die für höchsten Genuss stehen. Neben all ihrer Individualität haben die 200 VDP-Weingüter eines gemeinsam: den Traubenadler als Symbol für unverfälschten Weingenuss. Wenn er den Flaschenhals umschließt, kann man sich blind darauf verlassen, einen der besten deutschen Weine aus einem der renommiertesten Weingüter des Landes gewählt zu haben. Durch ihre Arbeit in der Kommission in Trier lernt die Chefin aber auch immer wieder neue Weine oder neue Winzer kennen. So hat sie auf der Karte nicht nur die Flaggschiffe der Region, sondern auch die Weine vielversprechender Nachwuchswinzer.
Übrigens: Viel Beachtung in der Region findet mittlerweile das Fest der Nachwuchswinzer. In diesem Jahr findet es am Samstag und Sonntag, 3. und 4. August in Wiltingen statt. Wer mehr erfahren will, findet unter www.klang-und-glanz.de die entsprechenden Infos.
Ein weiteres Highlight im Haus sind die Weine vom Kaiserstuhl in Baden. Wieso die Eheleute in der Saar-Riesling-Region diese Weine anbieten, verrät die Chefin: „Nun, wir sind mit einem Ehepaar befreundet, das am Kaiserstuhl ein Restaurant auf dem gleichen Niveau betreibt." Ihre Abmachung mit den Freunden aus Baden: Sie verkaufen große Saar-Rieslinge, die „Villa Keller" die großen Gewächse vom Kaiserstuhl. So finden sich auch hier Weine von Salwey, Bercher und Franz Keller. Kurzum: Alleine diese Weinkarte ist einen Besuch wert. Jutta Müntnich bietet auch zu all den Menüs ihres Mannes eine Weinbegleitung an.
Aber jetzt zum Wesentlichen. Ich bestelle mir drei ganz besonders geschmackvolle Kreationen des Meisterkochs: Glaciertes Kalbsbries mit Pfifferlingen und Sommersalaten, Maispoulardenbrust mit frischen Pfifferlingen und zweierlei Mousse von der Valrhona-Schokolade mit Vanillesauce. Die Chefin sucht mir die Weine dazu aus. Ich kann nur sagen: Es war mir ein Fest.